Die Österreichische Post hat am Dienstag die Bilanz für die ersten neun Monate des Jahres 2024 präsentiert. Dabei gab es eine Premiere. Die Zahlen wurden nämlich erstmals vom neuen Generaldirektor Walter Oblin, der mit 1. Oktober 2024 von Georg Pölzl den Vorsitz im Vorstand übernommen hat (LEADERSNET berichtete), vorgelegt. Obwohl derzeit ein durchaus herausforderndes wirtschaftliches Umfeld gegeben ist, hat sich das Geschäft der Post demnach in den ersten drei Quartalen gut entwickelt. "Das Paketgeschäft ist unser Wachstumsmotor", so Oblin zum Auftakt der Pressekonferenz. Es gab aber noch weitere positive Entwicklungen.
Die schwache Konjunktur spiegelt sich sowohl in einem geringeren Investitionsklima der Unternehmen wider als auch in einem gedämpften Konsumverhalten privater Haushalte. Als positive Impulse wirkten 2024 die steigende Nutzung der Briefwahl in Österreich – insbesondere bei den großen Wahlen wie der Europawahl oder der Nationalratswahl – aber auch steigende Paketmengen in Österreich sowie in Südost- und Osteuropa durch den anhaltenden Online-Handel. Der neue Generaldirektor dazu: "Ein zweistelliges Umsatzwachstum – trotz konjunkturellem Gegenwind – zeigt, dass wir die Chancen in unseren Märkten gut nutzen konnten." Zusätzlich zur Qualitätsführerschaft sei es der Anspruch des Unternehmens, mit neuen Dienstleistungen, wie dem Ausbau der Selbstbedienungs-Infrastruktur oder der Sonntags-Zustellung, die seit Kurzem in vier Wiener Bezirken getestet wird, auch Innovationsführerin zu sein, so Oblin.
Umsätze in den Divisionen
Die Umsatzerlöse des Post-Konzerns erhöhten sich in den ersten drei Quartalen 2024 um 13,6 Prozent auf 2,237 Milliarden Euro. Auch exklusive des Umsatzes in der Türkei – der infolge der Wechselkursentwicklung der türkischen Lira von hoher quartalsweiser Volatilität gekennzeichnet ist – betrug der Umsatzanstieg 10,7 Prozent. In allen Divisionen wurde in den ersten neun Monaten ein Anstieg verzeichnet. Der Umsatz der Division Brief & Werbepost erhöhte sich um 5,1 Prozent auf 911 Millionen Euro und sei geprägt vom strukturellen Rückgang des adressierten Briefvolumens durch die elektronische Substitution. Positiv wirkten die Tarifanpassungen des Vorjahres sowie die Wahlen in den ersten drei Quartalen 2024, so Oblin. Darüber hinaus ist ein verhaltenes Werbegeschäft feststellbar, bedingt durch die schwache Entwicklung in einzelnen Handelssegmenten. Die Division Paket & Logistik generierte im Berichtszeitraum ein Umsatzplus von 19,1 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro. Das Paketgeschäft entwickelte sich laut der Post in allen Regionen sehr positiv. Besonders in der Türkei war ein starkes Umsatzwachstum zu verzeichnen, beeinflusst von der hohen Inflation und dem Wechselkurs der türkischen Lira. Auch exklusive des Paketgeschäfts in der Türkei stieg der Umsatz um 14,2 Prozent. Die Division Filiale & Bank erreichte in den ersten drei Quartalen 2024 einen Umsatz von 146 Millionen Euro (+23,1 Prozent). Der Hochlauf der Kund:innen der bank99 sowie die Entwicklung der Zinslandschaft im heurigen Jahr trugen positiv zum Divisionsumsatz bei. Oblin verwies hier auch noch einmal auf aktuelle Angebote (bis zu 3 Prozent Zinsen etc.) und die Ergebnisse der bank99-Sparstudie, die zeigen, dass Österreich nach wie vor ein Land der (konservativen) Sparer:innen ist.
Ergebnis in den Sparten
Auch ergebnisseitig verzeichnete die Österreichische Post eigenen Angaben zufolge sehr gute erste drei Quartale 2024. Das EBITDA steigerte sich um 7,9 Prozent auf 304,9 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg um 10,7 Prozent auf 144,7 Millionen Euro. Die Division Brief & Werbepost generierte ein EBIT von 115,2 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen 2024 nach 102,1 Millionen Euro im Jahr zuvor (+12,8 Prozent). Dieser Anstieg sei auf die Anpassungen in der Produkt- und Preisstruktur sowie auf die Wahlen in den ersten drei Quartalen 2024 zurückzuführen. In der Division Paket & Logistik wurde von Jänner bis September 2024 ein EBIT von 64,7 Millionen Euro nach 60,7 Millionen Euro (+6,7 Prozent) erzielt. Maßgeblich zum Ergebnisanstieg beigetragen habe auch hier das Paketgeschäft in der Türkei. Der Geschäftsverlauf sei dort weiterhin von Inflation und Währungsumrechnung stark beeinflusst. Negativ im Ergebnis wirkte ein Bewertungseffekt im dritten Quartal auf die Optionsverbindlichkeit für die restlichen 20 Prozent der Anteile an Aras Kargo in Höhe von 9,6 Millionen Euro. Die Division Filiale & Bank verzeichnete ein EBIT von minus 7,4 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen 2024 nach minus 5,6 Millionen Euro im Jahr zuvor. Der Rückgang sei vor allem auf IT-Sonderaufwendungen im Zusammenhang mit der Migration der Kernbankensysteme der bank99 zurückzuführen. Der Generaldirektor rechne damit, dass die hauseigene Bank im kommenden Jahr den Break-even erreichen wird.
Ergebnis je Aktie und Nachhaltigkeit
Das Periodenergebnis betrug in den ersten drei Quartalen 2024 106,1 Millionen Euro (+16,9 Prozent). Daraus ergibt sich ein Ergebnis je Aktie von 1,48 nach 1,30 Euro in der Vorjahresperiode (+14 Prozent).
In Sachen Nachhaltigkeit setzt die Post vor allem auf die Umstellung auf eine "grüne" Flotte. So werden die Lkw mittlerweile mit HVO betrieben, zwei Lastwagen sind sogar rein elektrisch unterwegs. Und bei den Zustellfahrzeugen kommen derzeit pro Jahr 1.000 neue Elektrofahrzeuge hinzu, weshalb hier die gesamte Flotte in absehbarer Zeit völlig elektrisch unterwegs sein wird. In den ersten drei Quartalen 2024 haben die Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur 90,7 Millionen Euro betragen, so die Österreichische Post.
Internationale Entwicklungen und Jahresprognose
Weiters informierte der Generaldirektor darüber, dass sich die internationalen Brief- und Paketmärkte weiterhin in unterschiedliche Richtungen entwickeln. In vielen europäischen Ländern beeinflussen das schwache Wirtschaftswachstum und das damit einhergehende zögerliche Investitionsklima das Kaufverhalten von Unternehmen und privaten Konsument:innen. Dies führe zu einem Rückgang der Brief- und Werbesendungen, während die Paketmengen aufgrund des anhaltenden Wachstums des E-Commerce zunehmen.
Gemäß der aktuellen Entwicklung sollte – abhängig vom Wechselkurs der türkischen Lira zum Jahresende – der prognostizierte Umsatz 2024 auf drei Milliarden Euro steigen. Damit würde die Österreichische Post erstmals die Drei-Milliarden-Marke knacken. Umsatzwachstum einerseits, aber auch Kostendisziplin und Effizienz andererseits seien notwendig, um die angepeilte Stabilität des Unternehmens sicherzustellen. Die Österreichische Post geht von einem Ergebnisanstieg für 2024 aus. In einem anhaltend stabilen makroökonomischen Umfeld in den Märkten des Unternehmens sei mit einem EBIT-Anstieg von zumindest fünf Prozent zu rechnen, also einem erwarteten EBIT von etwas über 200 Millionen Euro.
Neuer Vorstand
Aktuell besteht der Vorstand der Österreichischen Post aus Walter Oblin und Peter Umundum (Generaldirektor-Stellvertreter/Vorstand für Paket & Logistik). Ab Anfang 2025 bekommt das börsennotierte Unternehmen eine neue Finanzvorständin und somit ein drittes Vorstandsmitglied. Barbara Potisk-Eibensteiner wird diese Position mit 1. Jänner übernehmen (LEADERSNET berichtete).
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Fotos sehen Sie in unserer Galerie.
www.post.at
www.bank99.at
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