Die grüne Transformation spielt für den Großteil der Unternehmen bereits eine entscheidende Rolle mit Auswirkungen auf alle Unternehmensbereiche. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein, wie knapp es um die Talente mit entsprechenden Fähigkeiten, den "Green Skills", am Arbeitsmarkt steht.
"Green Business-Studie"
Aufgrund der EU-Vorgaben sind größere Firmen bereits dazu verpflichtet, sich mit Nachhaltigkeit und der entsprechenden Personalsituation auseinanderzusetzen und zu berichten. Die Berichtspflicht für kleinere und mittlere Unternehmen gilt dann ab 2025. Doch aktuell sind viele Unternehmen noch nicht ausreichend vorbereitet. Das zeigt die neue Studie "Green Business – Wie bereit sind Unternehmen für die grüne Transformation?" der Personalberatung Hays.
Bei der Untersuchung wurden einerseits 781 Entscheider:innen aus sämtlichen Unternehmensbereichen des Dienstleistungs- und Industriesektors sowie des öffentlichen Sektors in Österreich und Deutschland befragt und andererseits wurden zwölf qualitative Interviews geführt.
Nachhaltigkeit ist ein Imagethema
Im Rahmen der Befragung sagen 69 Prozent der Organisationen, dass das Thema Nachhaltigkeit einen hohen bis sehr hohen Stellenwert hat und ebenso viele begründen das mit der Verbesserung ihrer Unternehmensreputation. 63 Prozent veranlasst ihre gesellschaftliche unternehmerische Verantwortung, sich des Themas anzunehmen. Weitere genannte Gründe sind u. a. Kundenerwartungen, Wettbewerbsvorteile sowie regulatorische Anforderungen angeführt.
Auch zwischen den Hierarchieebenen lassen sich klare Unterschiede in den strategischen Prioritäten und Zuständigkeiten ablesen. Während die mittlere und untere Führungsebene Kundenerwartungen und Effizienzsteigerung als Gründe für die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit nennt, setzt die Geschäftsleitung eher auf Risikominimierung sowie das Erschließen neuer Geschäftsfelder. Einigkeit herrscht über alle Hierarchieebenen, dass Nachhaltigkeit sehr relevant für die Unternehmensreputation ist. Laut der Umfrage gibt es generell in den Unternehmen unterschiedliche Ansichten darüber, wer für Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Während die Vorstände mehrheitlich die Verantwortung bei sich selbst sehen, teilen die Bereichs-, Abteilungs- und Teamleitenden diese Ansicht weniger. Diese Ergebnisse sollen darauf hindeuten, dass die Verantwortung für Nachhaltigkeit in vielen Unternehmen nicht eindeutig definiert und den Hierarchieebenen nicht klar zugeordnet ist.
Ökologische Ziele anstatt Weiterbildung im Fokus
Laut der Studie wird trotz der längst bekannten grünen Fachkräftelücke dieser Thematik keine Priorität auf der strategischen Agenda eingeräumt. In erster Linie wird Nachhaltigkeit als ökologisches Ziel verstanden, wobei der Schwerpunkt auf der Reduktion des Energie- (78 Prozent) sowie des Ressourcenverbrauchs (59 Prozent) und der Arbeitssicherheit (51 Prozent) liegt. Nur 38 Prozent wollen sich um die Aus- und Weiterqualifizierung seiner Mitarbeitenden im Bereich Nachhaltigkeit kümmern.
Fehlendes Personal und Know-how sind größte Hürden
Gefragt nach den Stolpersteinen auf dem Weg zur grünen Transformation werden mit 36 Prozent bzw. 31 Prozent besonders fehlendes Fachpersonal und mangelndes Know-how innerhalb des eigenen Unternehmens sowie bürokratische Hürden, lange Genehmigungsverfahren und das Fehlen spezialisierter Dienstleister genannt. Mit 39 Prozent leiden Unternehmen in ländlichen Regionen stärker unter der grünen Fachkräftelücke als Unternehmen in Großstädten. Bezogen auf die Kompetenzen ist der Mangel besonders ausgeprägt bei technischen und Ausbildungsberufen (69 Prozent), in Industriesektoren wie dem Baugewerbe (77 Prozent) und der Wasserversorgung, sowie in akademischen Berufen der Bereiche Organisation, Management, Verwaltung (63 Prozent) und MINT-Fächern (41 Prozent).
Firmen wollen intern weiterbilden
Die befragten Entscheidungsträger:innen setzen als mögliche Lösungsansätze auf die Weiterbildung ihrer bestehenden Belegschaft in puncto Green Skills (41 Prozent), das gezielte Anwerben von Auszubildenden für Nachhaltigkeitsberufe (39 Prozent) oder auf die Nutzung flexibler Arbeitsformen (33 Prozent). Dabei sollen auch unterrepräsentierte Gruppen wie Migranten, ältere Arbeitnehmende und Frauen in Vollzeitbeschäftigung berücksichtigt werden, um dem Mangel zu begegnen.
Große Unternehmen suchen zudem überdurchschnittlich häufig Fachkräfte im Ausland, da sie meist über bessere internationale Kontakte verfügen. "Um die grüne Fachkräftelücke zu schließen, sollten Unternehmen auf einen Maßnahmen-Mix setzen: Einerseits durch Qualifizierung, Umschulung und Nachwuchsförderung in grünen Berufen und MINT-Studiengängen, andererseits durch eine bessere Positionierung im Wettbewerb um bestehende Fachkräfte – etwa durch flexible Arbeitsbedingungen und authentische Kommunikation ihres Nachhaltigkeitsengagements, das für diese Zielgruppe entscheidend ist", sagt Paul Endres, Head of Green Business bei Hays.
Externe Unterstützung beim Nachhaltigkeits-Reporting
86 Prozent der Unternehmen gaben bei der Frage nach der Umsetzung der neuen Reporting-Vorgaben der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und des Berichtsstandards (ESRS) an, diese Vorgaben bereits zu kennen und umzusetzen, oder dies innerhalb der nächsten zwei Jahre zu planen. Nur zwei Prozent fühlt sich ohne Hilfe ausreichend vorbereitet. 55 Prozent holen externe Fachleute, Schulungen und Software-Tools zur Unterstützung hinzu. Große Unternehmen stellen überdurchschnittlich häufig zusätzliche Fachkräfte ein, um den komplexeren Anforderungen gerecht zu werden.
"Nachhaltigkeit hat hohe Relevanz für den Unternehmenserfolg und kann nicht mehr wegdiskutiert werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung braucht es ausreichend Fachkräfte. In Zeiten des Expertenmangels funktioniert das aber nur durch eine intelligente Planung im Personalmanagement und einen klaren Fokus auf die zahlreichen, neu zu schaffenden Positionen", so Mark Frost, Geschäftsführer Hays Österreich, abschließend.
www.hays.at
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