ÖAMTC nahm Wallboxen unter die Lupe
Sieben Mobile Charger für Elektroautos im Test

Mobile Ladeeinrichtungen gelten als flexible Alternative zu fixen Wallboxen. Doch halten sie auch, was sie versprechen?

Zwei Mal jährlich testen der ÖAMTC und seine europäischen Partnerclubs Wallboxen für das Laden von Elektroautos. Im ersten Test 2024, dessen Ergebnisse nun veröffentlicht wurden, wurde der Schwerpunkt auf mobile Ladeeinrichtungen gelegt, sogenannte "Mobile Charger". Sie können flexibel an wechselnden Orten (beispielsweise am Zweitwohnsitz) an vorhandene Steckdosen angeschlossen werden. Im aktuellen Test wurden sieben Modelle hinsichtlich Sicherheit, Ausstattung, Funktion und App getestet.

"Der Test zeigt, dass sich mobile Ladeeinrichtungen nicht hinter den fest installierten Wallboxen verstecken müssen. Sechs der sieben Exemplare sind 'gut', eines 'befriedigend' – die Unterschiede liegen im Ausstattungsumfang und dem Preis, der von ca. 200 bis 1.500 Euro reichen kann", resümiert ÖAMTC-Techniker Florian Merker. Nervige Ladeabbrüche, die im schlimmsten Fall ein nicht geladenes Auto zur Folge haben, gehörten ebenso der Vergangenheit an wie Sicherheitsmängel der verbauten Abschalteinrichtungen bei Fehlerströmen.

 

© ÖAMTC/Ralph WagnerÖAMTC-Wallboxentest nimmt sieben Mobile Charger unter die Lupe © ÖAMTC/Ralph Wagner

Die Ergebnisse im Detail

Testsieger mit der Note 1,6 ("Gut") ist der "Booster air 3" von Juice aus der Schweiz. Der Mobile Charger habe auf ganzer Linie überzeugen können und bis auf den zu hohen Standby-Verbrauch und das etwas starre Kabel gebe es keine Mängel zu entdecken, so die Tester:innen. Dazu geselle sich die kompakte, wertige und robuste Bauform mit Wechseladaptern, Autorisierung per Funkerkennung im Ladestecker, eine konfigurierbare Taste und eine sehr gute App mit großem Funktionsumfang.

Der "NRGkick" vom österreichischen Hersteller DiniTech (Note 1,8) kommt dem ÖAMTC zufolge mit einem cleveren Wechseladaptersystem und einer top ausgestatteten sowie intuitiv zu bedienenden App und habe insgesamt durch ein unkompliziertes Handling sowie sicheres Laden überzeugt. Der Ladestrom lasse sich dabei über die Sensortasten an der Elektronikeinheit sowie über die App einstellen. Lediglich der Standby-Verbrauch könnte noch niedriger sein.

Die "Habu" von Green Cell aus Polen (ebenfalls Note 1,8) ist das einzige Modell im Test ohne zusätzliche Blackbox, denn hier ist die komplette Elektronik in den beiden Steckern verbaut. Dazu gesellt sich im Ladestecker nicht nur ein LED-Licht, sondern auch ein Display samt Bedientaste, über die der Ladestrom dreistufig angepasst werden kann. Die Vernetzung zur gelungenen App erfolgt per Bluetooth und mit integriertem Mobilfunk klappt der Zugriff auf die Wallbox auch aus der Ferne. Komplettiert wird das Ganze durch einen niedrigen Standby-Verbrauch. Einziges Manko laut den Tester:innen: Es fehlt ein Wechseladaptersystem.

 

© ÖAMTC© ÖAMTC

Bei der mobilen Ladeeinrichtung von Mercedes-Benz muss der CEE-Adapter für das Wechselsystem extra gekauft werden, mitgeliefert wird lediglich der Adapter für die Schuko-Steckdose. Dennoch könne sich der Mobile Charger dank der sicheren und zuverlässigen Ladefunktion mit der Note 1,8 ein gutes Ergebnis sichern. Vernetzung per WLAN, eine praktische App und die Möglichkeit, direkt am Gerät und aus der Ferne den Ladestrom einstellen zu können, seien Pluspunkte. Auch der geringe Standby-Verbrauch sei im Test positiv aufgefallen.

Ebenfalls "gut" im Test: Der "One" von NEcharge (Note 2,1), auch aus Österreich. Er habe mit problemlosen Ladeeigenschaften und sicherer Funktion überzeugt. Zusätzliche Ausstattungsmerkmale sind – bis auf die OCPP-Funktion und das Einstellen des Ladestroms direkt an der Wallbox – allerdings nicht vorhanden. Dafür gebe es eine gut erkennbare Ladesignalisierung auf der Front des Geräts.

Mit Note 2,3 auch noch "gut" - die "Mobile Ladestation Universal Set 11 kW" von Lapp aus Deutschland. Sie zählt zu den günstigeren Exemplaren und beschränkt sich einzig und allein auf die Grundfunktion des Ladens. Ausstattung abseits der Wechseladapterfunktion gebe es leider keine. Im Set befinden sich zwei Adapter, weitere können optional dazu gekauft werden.

Das Gerät von Junsun mit der Bezeichnung SYCDQ316 schafft es nur auf den letzten Platz in diesem Vergleich ("Befriedigend"). Hinsichtlich Funktion und Sicherheit gebe es nichts auszusetzen, doch eklatante Mängel beim Typenschild – hier wird kein Hersteller angeführt, wie laut Norm erforderlich – führen zu einer Abwertung. Die Ausstattung mit einem Display und einer Ladestromeinstellung gehe angesichts des günstigen Preises in Ordnung, Vernetzung oder App fehlen dagegen.

© ÖAMTC/Ralph WagnerÖAMTC-Wallboxentest nimmt sieben Mobile Charger unter die Lupe © ÖAMTC/Ralph Wagner

Experten-Tipp zur optimalen Ladeleistung

Generell rät der ÖAMTC bei einem Mobile Charger zu einer Ladeleistung von 11 kW. "Mehr als 11 kW sind nicht sinnvoll, da über eine normale Steckdose meist nicht mehr Leistung zur Verfügung steht. Außerdem bräuchte man eine Genehmigung des jeweiligen Netzbetreibers. Bei weniger als 11 kW sinkt die Leistung, das Laden dauert also entsprechend länger", erklärt Florian Merker. Zudem sollten die Anbieter sogenannte "codierte" Steckdosen-Adapter mitliefern, dann werde die verwendete Steckdose automatisch erkannt und eine Überlastung verhindert.

www.oeamtc.at

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