Insolvenzstatistik erstes Halbjahr 2024
Starkes Plus bei Firmenpleiten: "Für immer mehr Betriebe spitzt sich die Lage zu"

| Redaktion 
| 04.07.2024

Laut der KSV1870 Insolvenzstatistik gibt es neben dem deutlichen Anstieg auch so viele Großpleiten wie noch nie im ersten Halbjahr.

Die Wirtschaft stöhnt. Eine sich häufig eintrübende Geschäftslage, vielerorts sinkende Umsätze und fehlende Aufträge haben zuletzt dazu geführt, dass sich das Insolvenzaufkommen innerhalb des ersten Halbjahres 2024 deutlich erhöht und auf hohem Niveau eingependelt hat, das ergab die jüngste Insolvenzstatistik der KSV1870, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

"Druck steigt"

Demnach wurden im ersten Halbjahr 2024 in Österreich 3.298 (+ 26 Prozent gegenüber 2023) Unternehmen insolvent. Das entspricht 18 Firmenpleiten pro Tag. Besonders betroffen sind der Handel, die Bauwirtschaft und die Beherbergung/Gastronomie.

"Der wirtschaftliche Druck steigt und Österreichs Unternehmen müssen um jeden Euro kämpfen. Für immer mehr Betriebe spitzt sich die Lage zu. Es ist aktuell davon auszugehen, dass sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auch in den kommenden Monaten auf ähnlich hohem Niveau bewegen wird", erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. 

39 Großinsolvenzen

Auffallend sei, dass bereits jetzt 39 Großinsolvenzen mit Passiva von über 10 Millionen Euro zu Buche stehen – das gab es noch nie. Infolgedessen haben sich die vorläufigen Passiva vervielfacht – statistisch betrachtet um mehr als 900 Prozent auf rund 11,1 Milliarden Euro. Hier sind jedoch auch die Insolvenzfälle der Familie Benko Privatstiftung, des Unternehmers René Benko und "Signa-Insolvenzen" mit hohen Passiva inkludiert, die das Ergebnis gehörig in die Höhe treiben.

Betrachtet man die ersten beiden Quartale 2024 jeweils für sich, so liegt das erste Quartal mit 1.688 Fällen, es war das insolvenzreichste Quartal seit dem Jahr 2009, knapp vor dem zweiten (1.610 Fälle). Trotz eines leichten Rückgangs der Fallzahlen in den vergangenen Wochen könne von einer Verlangsamung des Insolvenzgeschehens nicht gesprochen werden.

Tempo beschleunigt sich

"Das Tempo hat sich gegen Ende 2023 deutlich beschleunigt und ist bis heute konstant hoch", so Götze. In welcher Dimension sich das aktuelle Insolvenzgeschehen im historischen Vergleich verhält, lässt sich anhand des Insolvenzquotienten einordnen: Während rund um den Jahrtausendwechsel pro Jahr etwa zwei Prozent der Unternehmen insolvent wurden, sind es heute rund 1,4 Prozent. "Dass wir in absoluten Zahlen aktuell mehr Insolvenzfälle haben, liegt nicht ausschließlich an wirtschaftlichen Faktoren, sondern auch daran, dass es in Österreich aufgrund zahlreicher Neugründungen mehr Unternehmen gibt. Wir haben zwar aktuell viele Insolvenzen, aber man muss trotzdem die Kirche im Dorf lassen", so Götze. 

www.ksv.at

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