Beobachtungen zum Sozialverhalten
Rhesusaffen sind toleranter und sozialer nach einer Naturkatastrophe

| Redaktion 
| 26.06.2024

Auf der Affeninsel vor Puerto Rico machten die Forschenden eine überraschende Beobachtung, nachdem ein Hurrikan über das Eiland hinweg tobte.

Forschende haben eine spannende Beobachtung zum Sozialverhalten von Rhesusaffen machen können, das die Fülle an Gemeinsamkeiten von Menschen und Affen weiter anreichert. 

Rhesusaffen gehören zu den Makaken. Sie leben in Gruppen von zehn bis 80 Tieren. Während die Weibchen zeitlebens in ihrer Geburtsgruppe verbleiben und so eine stabile Rangordnung etablieren, müssen Männchen beim Eintreten der Geschlechtsreife diese verlassen und verbringen ihr Leben oft in mehr als einer Gruppe. Ihr Status basiert auf einer Kombination aus sozialem und aggressivem Verhalten. Dabei umfasst das aggressive Verhalten Schläge, Reißen am Fell, Ziehen am Schwanz und Bisse bis zu Drohgebärden. 

Verstärkter Zusammenhalt

Nun haben Wissenschaftler:innen allerdings festgestellt, dass sich das Verhalten der Rhesusaffen ändert, wenn sie gemeinsam eine Naturkatastrophe erleben. 2017 beobachteten US-amerikanische Forschende bereits seit fünf Jahren Rhesusaffen von Cayo Santiago, eine von Menschen unbewohnte Insel vor der Küste Puerto Ricos. 

Nachdem der Hurrikan "Maria", eine der schlimmsten Naturkatastrophen der USA, über das Eiland tobte, nutzen die Wissenschaftler:innen ihre Chancen, die Tiere nach dem Sturm zu erforschen. Ihre Theorie: Das aggressive Verhalten müsse sich durch die sturmbedingt knappen Ressourcen verstärken. Doch damit lagen die Forschenden falsch.

Wie sie feststellen konnten, wurden die Rhesusaffen sozialer und toleranter gegenüber anderen. Sie tolerierten sogar andere Affen, die sie vor dem Hurrikan noch verjagt hätten. Eine Erklärung hatten die Wissenschaftler:innen allerdings nicht parat. Sie nahmen jedoch an, dass das veränderte Sozialverhalten überlebenswichtig sei und die Chance, dem Tod zu entgehen, mit jedem:r neuen tierischen Sitznachbar:in steigt. Das Erstaunlichste: Auch fünf Jahre nach der Naturkatastrophe, als die Studie beendet wurde, waren die Rhesusaffen noch immer nett zueinander. 

Des Rätsels Lösung

Wie sich schließlich herausstellte, lag es nicht an der Naturkatastrophe an sich, sondern an dessen Zerstörungskraft. Denn der Grund, warum die Rhesusaffen mehr Toleranz gegenüber anderen hatten, war schlichtweg der Schatten. Die Temperaturen auf Cayo Santiago steigen regelmäßig auf mehr als 40 Grad Celsius. Der Hurrikan zerstörte allerdings einen Großteil der baumbewachsenen Inselflächen, wodurch schattige Plätze Mangelware wurden. Die Affen rückten also deswegen näher zusammen, um gemeinsam die große Hitze zu überleben. Allerdings stellten die Forschenden fest, dass sich die Verhaltensänderung durchzieht und selbst in den kühlen Morgenstunden mehr Toleranz unter den Affen herrscht als vor der Naturkatastrophe. 

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