Interview Werner Schediwy
"KI wird Gesellschaft vor sozial-politische Herausforderungen stellen"

Im LEADERSNET-Interview spricht Werner Schediwy, FMVÖ-Vorstand, u.a. über die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in der Finanzbranche und ob sie die Antwort auf den Personalmangel ist. Außerdem erklärt er, was es mit dem diesjährigen Motto für den FMVÖ-Recommender-Award auf sich hat und gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Veranstaltung am 15. Mai.

LEADERSNET: Der Finanz-Marketing-Verband Österreich versteht sich als Plattform für Kommunikations- und Vertriebsverantwortliche der österreichischen Banken- und Versicherungsbranche. Jedes Jahr widmen Sie sich im Zuge des FMVÖ-Recommender-Awards einem speziellen Leitthema, das sich durch das Veranstaltungsjahr zieht. Was hat es mit dem diesjährigen Motto "Wert der Intelligenz – Die Zukunft des Denkens: Mensch & KI im Dialog" auf sich?

Werner Schediwy: Unser diesjähriger Themenschwerpunkt kann sich ebenfalls dem derzeitigen Hype rund um künstliche Intelligenz nicht entziehen. Gerade in einer Dienstleistungsbranche wie dem Finanzsektor kommt es zu einem spannenden Diskurs von menschlicher und künstlicher Intelligenz, gepaart mit einer gehörigen Portion an Daten.

LEADERSNET: Welche Bedeutung nimmt Künstliche Intelligenz heute schon in der Finanzbranche ein und wie wird sich das Ihrer Einschätzung nach entwickeln?

Schediwy: Ohne Daten kann KI die Vorteile nicht ausspielen. Die Finanzbranche hatte gerade hier einen enormen Startvorteil. Durch die bereits seit Jahrzehnten vorhandenen Zahlungsverkehrsdaten konnten in Kombination mit vielen anderen Faktoren verhaltensbasierte Ansprachestrategien entwickelt werden, die den Berater:innen eine noch individuellere Betreuung ihrer Kund:innen ermöglichte. In den letzten Monaten sind wir aber in ein neues Zeitalter eingetreten, in dem wir neben den klassischen Prozessoptimierungen, repetitiven Arbeitsschritterleichterungen und manchmal noch etwas dümmlichen Chatbots mit vorprogrammierten Fragen und Antworten nun immer stärker zu einer Verschmelzung von Handlungen mit künstlichen und humanoiden Intelligenzen kommen. In jedem Unternehmensbereich bei Banken und Versicherungen erleben wir derzeit einen rasanten Befall durch den KI-Virus. So setzt z.B. Klarna seit Anfang 2024 seinen KI-Assistenten im Kundenservicebereich ein. Es konnten zwei Drittel aller Anfragen durch die KI übernommen werden – bei angeblich gleicher Kundenzufriedenheit wie bei menschlicher Betreuung. Enorme Ertragsverbesserungen bei gleichzeitiger Steigerung der Servicebereitschaft sind die Folge.

LEADERSNET: Es wirkt oft so, als ob sich menschliche und künstliche Intelligenz ein Match liefern, wer sich am Ende des Tages durchsetzen wird. Wird uns künftig der:die Bank- und Versicherungsberater:in abhandenkommen und durch den KI-gesteuerten "Roboter" oder Chatbot ersetzt werden? Oder ist KI die Antwort auf den Personalmangel in der Branche?

Schediwy: Der Dialog von Mensch und KI hat wie zuvor erwähnt eine komplett neue Dimension erreicht und stellt bereits das Marketing, die Kundenbereiche und natürlich auch die Produktentwicklung im Finanzbereich auf den Kopf. Wir stehen erst am Beginn einer Entwicklung, es ist daher schwer absehbar, welche Dynamik sich hier noch ergeben wird. Ich gehe aber derzeit davon aus, dass wir zukünftig neue, hochqualifizierte Arbeitsbereiche benötigen, die KI integrativ verwenden und dafür aber klassisch-erlernbare Arbeitsplätze verlieren werden. Insgesamt – und das betrifft nicht nur die Finanzbranche – wird KI unsere Gesellschaft vor sehr große (sozial-politische) Herausforderungen stellen.

LEADERSNET: Als Keynote-Speakerin für den FMVÖ-Recommender-Award konnten Sie mit Dagmar Schuller eine renommierte Expertin gewinnen, die sich sowohl als Unternehmerin als auch Professorin einen Namen rund um das Thema KI gemacht hat. Können Sie uns schon einen kurzen Vorgeschmack auf ihr Vortragsthema geben?

Schediwy: Beim diesjährigen FMVÖ-Recommender Award am 15. Mai werden wir neben den Auszeichnungen für die beste Weiterempfehlungsbereitschaft einen "Deep Dive" in KI-gestützte Anwendungsbereiche nehmen, ohne dabei den Faktor Mensch – als Kunde:in, Mitarbeiter:in und Führungskraft – zu vergessen. Eine Weiterentwicklung der Gesellschaft und einer ganzen Branche kann nur im konstruktiven Dialog passieren. Die Herausforderung liegt dabei in einem gesunden Verständnis für beide Seiten und einem konstruktiven Miteinander. Die Chance zur Veränderung in der Finanzbranche besteht in komplett neuen Berufsbildern und Dimensionen der Kundenservicierung. Diese gilt es in den kommenden Monaten und Jahren aktiv zu initiieren.

www.fmvö.at

Recommender-Award - Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ)

Bereits zum 18. Mal vergibt der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) den Recommender-Award für die beste Kundenorientierung von Versicherungen und Banken.

Maßgebend für die Beurteilung ist die Weiterempfehlungsbereitschaft der Kund:innen, die derzeit in 8.000 Interviews repräsentativ erfragt wird.

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Recommender-Award - Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ)

Bereits zum 18. Mal vergibt der Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) den Recommender-Award für die beste Kundenorientierung von Versicherungen und Banken.

Maßgebend für die Beurteilung ist die Weiterempfehlungsbereitschaft der Kund:innen, die derzeit in 8.000 Interviews repräsentativ erfragt wird.

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