Die Automobilbranche hat einige herausfordernde Jahre hinter und wahrscheinlich auch vor sich. So gab es 2023 zwar eine Plus von mehr als elf Prozent bei den Neuzulassungen, wie die Statistik Austria am Donnerstag mitteilte, doch von Euphorie ist bei den Importeuren und Händler:innen nichts zu spüren (LEADERSNET berichtete). Dennoch gibt es Hoffnung auf eine leichte Entspannung. Nicht zuletzt, weil die langen Lieferzeiten von Neuwagen mittlerweile passé sind und sich die Gebrauchtwagenpreise derzeit wieder in Richtung Vorkrisen-Niveau entwickeln. Angebot und Nachfrage dürften sich 2024 also weiter stabilisieren werden.
Sechs Mobilitätstrends 2024
Doch welche Trends werden die Mobilität in diesem Jahr prägen? Der Online-Marktplatz willhaben, der zu den größten Gebrauchtwagenbörsen des Landes zählt, wagt wie in den Vorjahren auch 2024 einen Blick in die Glaskugel und analysiert, welche weiteren Entwicklungen und Transformationen sich in der für den österreichischen Wirtschaftsstandort wichtigen Branche voraussichtlich vollziehen werden. Konkret werden sechs Trends prophezeit.
- Elektrische Transformation schreitet voran
Was den sukzessiven Umstieg auf E-Mobilität betrifft, würden sich manche weiterhin skeptisch äußern – u.a. nachdem Deutschland die Kaufprämie für elektrisch betriebene Fahrzeuge Ende vergangenen Jahres kurzfristig gestrichen hat und nun Hersteller wie VW und Stellantis in die Bresche springen. In einigen Ländern werden zudem die ersten E-Autos aus Flottenverwendung angeboten, verkaufen sich willhaben zufolge jedoch weit unter den Erwartungen. Trotz teils düsterer Prognosen zeige sich aber auch, dass die elektrische Transformation hierzulande in vollem Gange ist. Ein Blick auf die Pkw-Zulassungen in Österreich verrät, dass der Anteil von reinen Elektro-Autos mit 23,2 Prozent im Oktober 2023 ein All-time-High erreicht hat. Das bedeutet, dass in diesem Monat knapp jedes vierte neu zugelassene Auto in Österreich ein elektrisch betriebenes war. Zum Vergleich: 2013 war es lediglich jedes vierhundertste Fahrzeug. Im Gesamtjahr 2023 waren es knapp 20 Prozent - damit lagen die Stromer erstmals vor Dieselautos (LEADERSNET berichtete). Um den Anstieg der Elektromobilität in Österreich weiter voranzutreiben, ging im November 2023 das Förderprogramm "LADIN" an den Start. Diese Initiative, getragen durch OLÉ (Österreichs Leitstelle für Elektromobilität), das Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) und die Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), soll das Schnellladenetz in bislang unterversorgten Gebieten des Landes nun gezielt stärken.
- Chinesische Hersteller auf der Überholspur
"Sind Chinas E-Autos ernst zu nehmen?" So wurde vor noch nicht allzu langer Zeit getitelt. 2024 zeichnet sich nicht nur laut willhaben weiter ab, dass chinesische Player eine maßgebliche Rolle dabei spielen werden, E-Mobilität global voranzutreiben. Denn: Sie punkten mittlerweile mit fortschrittlicher Technologie, ansprechender Reichweite und zudem vergleichsweise erschwinglichen Preisen, vereinzelt gar auf Verbrenner-Niveau. Aktuell ist BYD, gemessen an der Anzahl der verkauften E-Autos, Tesla dicht auf den Fersen - im vierten Quartal 2023 ist man sogar erstmals am US-Konkurrenten vorbeigezogen und kündigte zudem an, eine eigene E-Auto-Fabrik in Ungarn bauen zu wollen (LEADERSNET berichtete). Das Interesse seitens der heimischen Lenker:innen scheint jedenfalls vorhanden zu sein, denn: BYD befindet sich in Österreich bereits jetzt unter den Top 10 der Neuzulassungen in der Kategorie Elektroautos (LEADERSNET berichtete). Umstritten: 640 Exemplare des Herstellers wurden erst kürzlich im Zuge einer Ausschreibung der Bundesbeschaffung für den öffentlichen Dienst geordert.
Mit 1. Jänner des Jahres sind eine Reihe an Neuerungen in Kraft getreten, die das Autofahren teurer gestalten (LEADERSNET berichtete). Nicht nur die CO2-Steuer, sondern auch die einmalig zu bezahlende Normverbrauchsabgabe (NoVA) werden erhöht, während die Pendlerpauschale ganzjährig wieder absinkt. In Kombination mit den auch in anderen Lebensbereichen weiterhin steigenden Kosten und der teils erschwerten Finanzierung sind viele Autofahrer:innen gezwungen, zu sparen. Anstatt eines Neuwagenkaufs würden sich damit viele für eine Reparatur ihres bestehenden Autos oder die Anschaffung eines jungen Gebrauchten entscheiden. Beim Vorhaben, ihr gebrauchtes Auto zu verkaufen, sollen manche im neuen Jahr laut willhaben wiederum eine unangenehme Überraschung erleben: Oftmals dürfte ihr Fahrzeug nicht mehr so viel Wert wein, wie sie in Krisenzeiten vielleicht dafür erhalten hätten. Nichtsdestotrotz lohne sich ein Verkauf, wenn auch mit Abschlägen, finanziell zumeist mehr, als den Gebrauchtwagen weitere Monate und Jahre stehen zu lassen.
- 2024 birgt neue Anforderungen an den Vertrieb
Vor wenigen Wochen kündigte Hyundai an, seine Fahrzeuge ab 2024 in den USA auch auf Amazon zu verkaufen – was vor einigen Jahren noch absurd geklungen hätte, ist nun Realität. Denn: Die Transformation der Mobilität bringe auch neue Anforderungen an Vertriebssysteme mit sich, so die Onlineplattform. Damit einher würden beispielsweise der immer populärer werdende Vertrieb von Inventar aus C2B-Trading-Plattformen oder aus B2B-Auktionen gehen. Zudem sei der Autohandel im Jahr 2024 mehr denn je gefordert, sich nicht nur auf den "Single-Channel"-Vertrieb zu fokussieren – in diesem Fall das stationäre Autohaus – sondern auch bzw. vielmehr auf den "Omnichannel"-Vertrieb. In einer Welt, in der der Handel, seine Kund:innen, aber auch "Connected Cars" über verschiedene Kanäle miteinander in Kontakt treten, benötige es auch die entsprechenden Vertriebslösungen, heißt es in dem Trendausblick.
- "Connected Cars" nehmen Fahrt auf
Auch wenn Autos im Jahr 2024 noch nicht fliegen können, seien "Connected Cars" wohl die Zukunft. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die sich über ein Netzwerk mit anderen Fahrzeugen, aber auch mit anderen Geräten oder Diensten, verbinden und Daten austauschen können. So avanciere das Auto zu einem weiteren, fundamentalen Bestandteil des vernetzten, digitalen Lebens bzw. des Internet of Things (IoT). Moderne Fahrzeuge, die mit ihrer Umgebung kommunizieren, können bereits jetzt Gefahren schneller erfassen oder gar selbst eingreifen, das Ein- und Ausparken übernehmen sowie im Sinne der Umwelt dazu beitragen, Verkehrsströme besser zu steuern und damit etwa Staus zu minimieren. 2024 sei willhaben zufolge damit zu rechnen, dass die Weiterentwicklung derartiger Connected Cars – insbesondere in puncto Cyber Security – weitere Sprünge machen wird.
- Nachhaltigkeit ist Trumpf – aber nicht um jeden Preis
Laut einer willhaben-Erhebung zum Thema Autosuche gaben 2023 etwa 13 Prozent von mehr als 1.800 Befragten an, sich in den kommenden zwei Jahren sicher ein Elektroauto zulegen zu wollen. Weitere 26,2 Prozent ziehen dies eventuell in Erwägung. Doch: Nachhaltigkeit im Bereich der Mobilität umfasse nicht nur die voranschreitende Elektrifizierung, sondern auch nachhaltiges Wirtschaften sowie nachhaltig gepflegte Kundenbeziehungen. Bei der Studie gaben nur 27,5 Prozent der Befragten an, dass die Teuerung keinen Einfluss auf ihre Autosuche hat. So wichtig der Nachhaltigkeits-Aspekt bei der Kaufentscheidung mittlerweile auch ist – in Zeiten der auch 2024 anhaltenden Teuerung spiele er nicht immer eine primäre Rolle. Ein offenes Ohr und langfristig gepflegte Beziehungen könnten in jedem Fall einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, diese Interessen bestmöglich miteinander in Einklang zu bringen, heißt es abschließend.
www.willhaben.at
Kommentar schreiben