Hagleitner will ein landläufiges Verwertungs-Dilemma lösen: "Plastikabfall zu sammeln, ist gut, dafür finden sich Annahmestellen. Noch besser aber wird Kunststoff-Recycling, wenn es sortenrein passiert. Dann unterbleiben Fehlwürfe, dann wird überhaupt nichts mehr verbrannt. Fehlwürfe sind sonst unvermeidlich – normalerweise landet ihretwegen immer ein Teil des Plastikabfalls im Feuer, das betrifft selbst den Gelben Sack", sagt Hans Georg Hagleitner, Geschäftsführer von Hagleitner.
Feldversuch gestartet
Hagleitner hat am Dienstag einen Feldversuch gestartet, wobei es um Flaschen und Kanister für Reinigungsmittel geht. "Das Thema ist ein Perspektivenwechsel: Nicht der:die Verbraucher:in entsorgt das Gebinde, sondern der:die Anbieter:in." Das Hygieneunternehmen holt die Verpackung zurück, sobald sie leer geworden ist. Eine neue Flasche bläst daraus Alpla, ein Kunststoffspezialist aus Vorarlberg. Dabei soll sich der Klima-Fußabdruck erheblich minimieren. Er soll dann nur mehr ein Drittel ausmachen. Das ergibt eine Modellrechnung, die Szenarien fiktiv durchgespielt hat.
Treibhausgasbilanz
0,53 Kilo CO2-Äquivalent soll je Kilo Kunststoff anfallen, führt Hagleitner die Verpackung sortenrein in den Kreislauf zurück. Darauf gründet sich der Feldversuch, laut dem Unternehmen hat diese Methode am besten abgeschnitten. Auf dem zweiten Platz folgt der Gelbe Sack, das CO2-Äquivalent soll hier 1,34 Kilo betragen – um 151 Prozent mehr. Relativ schlecht käme bei Hagleitner ein drittes Setting weg: Flaschen und Kanister zu waschen. Das CO2-Äquivalent würde sich dann auf 1,48 bis 1,93 Kilo summieren – je nachdem, welchen Recyclinganteil das Gebinde enthält. Diesen Vergleich zog Sattler-Energieconsulting, der von Hagleitner mit der Klimakalkulation beauftragt wurde.
Sammeln und Verpressen
Der Feldversuch verspricht 100 Prozent Recyclingquote, der aufs B2B-Geschäft abzielt: Kauft jemand ein neues Produkt, liefert es Hagleitner nicht nur aus, der Betrieb nimmt auch mit, was aufgebraucht ist. Das Leergut gelte es zunächst zu komprimieren, schildert Hans Georg Hagleitner. Das Unternehmen hat hierzu rund 150.000 Euro investiert, um Kunststoffpressen anzuschaffen. Wien, Graz, Ansfelden, Villach, Imst sowie Zell am See sind jetzt damit ausgestattet. Der Feldversuch läuft in Österreich und tangiert 1.683 Kund:innen. "Sie sind bewusst gewählt, denn sie greifen auf den Komplettservice unseres Unternehmens zurück", verdeutlicht der Industrielle und fügt hinzu: "Betreuen wir sie doch vollumfänglich – samt proaktiver Wartung." Im ersten Jahr will Hagleitner an den sechs Standorten 25 Tonnen Leergut zu Ballen verpressen.
Alpla recycelt
Die Ballen gelangen nach Niederösterreich, konkret nach Wöllersdorf. Dort befindet sich ein Unternehmen namens PET-Recycling-Team – die Firma ist eine Tochter von Alpla. Das PET-Recycling-Team reinigt die Ballen und macht sie zu Granulat zurecht.
"Es geht um konsequente Kreislaufwirtschaft für alle Materialien, in allen Anwendungen in allen Regionen", sagt Alpla-Chairman Günther Lehner und ergänzt: "Das Prinzip von Werthaltigkeit einer Flasche nach Gebrauch, die Sammlung, die Wiederaufbereitung und die Wiederverwertung in neu produzierte Kunststoffflaschen funktioniert überall auf der Welt sehr ähnlich."
Das Granulat aus Wöllersdorf verarbeitet Alpla im naheliegenden Flaschen- und Verschlussproduktionswerk von Steinabrück weiter. Dort schließt sich der Kreislauf.
Der Feldversuch ist auf unbestimmte Zeit geplant. Im August 2024 soll er zum ersten Mal evaluiert werden. 20 Tonnen CO2-Äquivalent könne man der Umwelt bis dahin ersparen, heißt es vonseiten des Hygieneherstellers.
www.hagleitner.com
www.alpla.com
www.energie-consulting.at
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