Die neue Studie "Ökonomische Effekte der Digitalisierung in Österreich" (Juni 2023) des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria in Zusammenarbeit mit Accenture, Avanade und Microsoft Österreich zu den Effekten der Digitalisierung auf die heimische Volkswirtschaft bestätigt, dass Österreichs digitale Wettbewerbsfähigkeit ein enormes Wachstumspotenzial bietet. Schätzungen zufolge könnte die Verbesserung um nur ein Prozent das BIP pro Kopf um 0,16 Prozent steigern. Bei Realisierung des Aufholpotenzials würde sich Expert:innen zufolge daraus eine Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung von rund 100 Milliarden Euro ergeben, kumuliert bis 2030. Die relevantesten Technologien für dieses Aufholszenario Österreichs seien moderne Cloud-Services.
Im Rahmen einer Pressekonferenz haben Michael Zettel, Country Managing Director bei Accenture Österreich, Christiane Noll, Country Manager bei Avanade Österreich, Hermann Erlach, General Manager bei Microsoft Österreich und Monika Köppl-Turyna, Direktorin bei EcoAustria die Ergebnisse der neuen Studie präsentiert und Handlungsempfehlungen aufgezeigt, die sich daraus für den Wirtschaftsstandort Österreich ableiten lassen. LEADERSNET.tv holte die vier Expert:innen im Rahmen der Studienpräsentation vor die Kamera.
Großes Aufholpotenzial
Österreich hat ein Aufholpotenzial von rund 22 Prozent im Vergleich zu führenden Ländern wie Dänemark, USA und Schweden. Um dieses Potenzial zu nutzen, seien digitale Basiskompetenzen, hochspezialisierte IT-Fachqualifikationen, die Nutzung digitaler Technologien in Unternehmen (besonders für KMU) und technologische Breitbandinfrastrukturen entscheidend. Die Nutzung von Cloud-Services würden rund zwei Drittel der Unterschiede in der digitalen Wettbewerbsfähigkeit der Staaten im Jahr 2022 erklären.
"Die digitale Transformation hat einen nachweisbaren Effekt auf unsere Volkswirtschaft. Wenn Österreich zu den digitalen Champions wie Finnland, Dänemark, Schweden oder den Niederlanden aufschließt, steigt unser BIP jährlich um bis zu 17,4 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung der Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent - was rund 700 Euro mehr an Konsum pro Einwohner:in bedeutet. Weiters trägt dies zu höheren Steuereinnahmen und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze bei", betont Michael Zettel. Sollte Österreich zu einem digitalen Champion mit hoher digitaler Wettbewerbsfähigkeit aufsteigen, dann ergäben sich daraus 37.000 zusätzliche Arbeitsplätze. Der Country Managing Director von Accenture Österreich führt fort: "Die digitale Transformation hat nicht nur nachweislich positive Auswirkungen auf Unternehmen, sondern auch auf die gesamte Wirtschaft unseres Landes und steigert das Wohlstandsniveau."
Wirkungskanäle, Chancen und Herausforderungen
Für ein solches Aufholszenario Österreichs seien verschiedene Wirkungskanäle der Digitalisierung essentiell. Die IT-Industrie verzeichnete 2021 einen geschätzten Wertschöpfungsbeitrag von rund 13,6 Milliarden Euro, was rund 180.000 Arbeitsplätzen entspricht. Unternehmen, die digitale Technologien nutzen, würden ihre interne Produktivität durch Effizienzsteigerungen, Erschließung neuer Märkte und Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle steigern. Dies führt zur Erhöhung des Wettbewerbsdrucks und der Produktivität im gesamten Wettbewerbssystem.
In Österreich betrachten sich nur etwa zwei Prozent der Unternehmen als stark digitalisiert und haben bereits digitalisierte Geschäftsmodelle und Entscheidungsprozesse implementiert. Insbesondere KMU haben großes Potenzial: 33 Prozent der Großunternehmen und nur 16 Prozent der KMU nutzen digitale Prozessoptimierung, Prognosen und Analysen. Bei digitalen Geschäftsmodellen und automatisierten Entscheidungen sind es lediglich 4,3 Prozent der Großunternehmen und 2,6 Prozent der KMU.
Ferner zeigen Studien, dass stark digitalisierte Unternehmen ein höheres Umsatz- und Beschäftigungswachstum verzeichnen würden, etwa um acht Prozent bzw. fünf Prozent höher im Vergleich zu weniger digitalisierten Unternehmen. Die Digitalisierung habe demnach auch positive Effekte auf der Mikro-Ebene. Einige Unternehmen aus Österreich zeigen, wie man die digitale Transformation mithilfe der Cloud nutzen kann. Dazu zählen u.a. der Hersteller von Hochleistungskomponenten Miba und der Kinder- und Jugendfahrradproduzent Woom.
Digitale Bildung
Um im Spitzenfeld der Digitalisierung anzukommen, seien diverse Erfolgsfaktoren entscheidend. Christiane Noll erklärt: "Die Digitalisierung hat direkt und indirekt positive Effekte auf Österreichs Wirtschaft. Die Investition in Infrastruktur, Software und Anwendungen schafft direkte Wertschöpfung. Darauf aufbauend folgen Produkt- und Prozessinnovationen, mehr Produktivität und eine höhere Wettbewerbsfähigkeit". Sie betont auch die Bedeutung digitaler Kompetenzen. Dabei sei nicht nur die Förderung dieser von Mitarbeiter:innen essenziell. Digitale Bildung sollte vor allem in das Bildungssystem integriert werden, um den Arbeitskräften von morgen den verantwortungsvollen Umgang mit Technologien frühzeitig zu vermitteln.
Auch Cloud-Dienste gelten den Expert:innen zufolge als Katalysator für die Digitalisierung, da sie die genannten Wirkungskanäle und Erfolgsfaktoren ermöglichen. Unternehmen sollten Daten als wertvolle Ressource betrachten und die Cloud als effektives Werkzeug für die Speicherung, Verarbeitung und Analyse von Daten nutzen. "Wir müssen weg von der Verbots-Debatte und hin zur Chancen-Debatte", betonte Hermann Erlach über die Notwendigkeit einer positiven Einstellung gegenüber Digitalisierung und Datennutzung.
Im LEADERSNET.tv-Interview zeigen Michael Zettel, Christiane Noll, Hermann Erlach und Monika Köppl-Turyna noch weitere Aspekte des enormen Wertschöpfungspotenzials auf.
Eindrücke von der Pressekonferenz gibt es auch in der Galerie.
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