Paul Leitenmüller, CEO Opinion Leaders Network, konnte zum aktuellen Wall Street Talk zwei hochkarätige Finanzexperten begrüßen. Als Schauplatz diente das Wirtschaftsministerium. Passend dazu war auch der Hausherr, Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher, einer der Gesprächspartner. Komplettiert wurde der Talk durch Franz Maier, seines Zeichens Generaldirektor Altradius Österreich, Ungarn, Rumänien & Südosteuropa.
Im LEADERSNET.tv Wall Street Talk werden mehrere aktuelle Themen behandelt. So geht es u.a. über die Bedeutung von Österreich als Finanzdrehscheibe der CEE Region (Central and Eastern Europe), die Entwicklung von Kreditausfallszahlungen in Zeiten der Pandemie, die großzügige Förderpolitik Österreichs für Unternehmen und den Kampf gegen die Inflation.
Kocher zur Drehscheibenfunktion und Inflation
Martin Kocher beantwortet dabei Fragen wie: Ob Österreich nach wie vor die Finanzdrehscheibe der CEE Region ist, wie sich der Finanzmarkt Wien in der Krisenzeit verändert hat, was man machen muss, um auf volatilen Märkten erfolgreich zu investieren, ob die Förderungen der letzten Jahre die Performance der nationalen Marktwirtschaft verzerrt haben, wie man positive Vibrations in die Wirtschaft bringen kann und ob sich die Freude an der Arbeit aus seiner Sicht verändert hat.
Zum Stellenwert Österreichs als Finanzdrehscheibe der CEE sagt der Wirtschaftsminister: "Österreich hat durch die schon länger zurückliegende Osterweiterung wirtschaftlich massiv profitiert. In einigen dieser (Nachbar-)Länder sind wir nach wie vor der größte Investor. Für die heimische Wirtschaft bieten sich dort nach wie vor große Chancen. Ich glaube sehr wohl, dass wir das gut behaupten können, obwohl die Märkte gewachsen sind und es ganz andere Voraussetzungen gibt als noch vor 15 Jahren. Es ist also eine große Herausforderung, diese Drehscheibenfunktion aufrechtzuhalten. Das stärkt den Wirtschaftsraum rund um Wien im Osten von Österreich."
Als wichtigste Maßnahme gegen die hohe Inflation sieht Kocher sinkende Energiepreise: "Ich glaube schon, dass die Regierung hier eine Aufgabe hat und diese auch wahrnimmt. Bei den massiven Preissteigerungen ging es zunächst um eine Kaufkraftstabilisierung und die Abfederung der größten Preisanstiege. Die Energiepreise sind deshalb am Großmarkt und für die Händler deutlich stärker angestiegen als für die Konsument:innen. In der jetzigen Phase, in der die Energiepreise auf den Großmärkten wieder sinken, geht es darum, dass diese Preissenkungen auch an die Konsument:innen und die Unternehmenskund:innen weitergegeben werden. Hier setzen wir auf die Übergewinnsteuer, um Druck auf die Energiekonzerne zu erzeugen. Darauf werden wir weiter achten. Denn die Energiepreise wirken auf die gesamte Wirtschaft und die Kaufkraft der Haushalte ein. Das ist der Schlüssel, um die Inflationsrate nach unten zu bringen."
Maier zu Kreditausfallszahlungen und der Förderpolitik
Franz Maier erklärt das Geschäftsmodell des Kreditrückversicherers Atradius und erläutert u.a. wie sich der Wirtschaftsraum Wien im internationalen Vergleich in der Pandemiezeit entwickelt hat.
Zur Entwicklung von Kreditausfallszahlungen in der Coronazeit sagt der Generaldirektor von Atradius: "Wir mussten tatsächlich sehr wenig Ausfälle bezahlen. Als die Pandemie gestartet ist, waren plötzlich gefühlt alle im Lockdown. Da haben wir schon mit großer Sorge auf die Situation geschaut. Aber Österreich hat hier wirklich einen guten Job gemacht. Den Unternehmen und der Bevölkerung wurde schnell und unkompliziert geholfen. Auch in den anderen Ländern, in denen wir tätig sind, war die Unterstützung der Regierungen groß. So sind wir eigentlich sehr gut durch die Coronakrise gekommen."
Zu der Förderpolitik anderer CEE Länder und zur Inflationsentwicklung im Vergleich zu Österreich sagt Maier: "Dort ist bei den Förderungen definitiv weniger passiert. Betrachtet man die Inflation liegt Österreich gar nicht so schlecht. In Ungarn und Rumänien ist sie deutlich höher, in Slowenien und Deutschland etwas niedriger. Im Vergleich zur Schweiz, wo die Inflationsrate bei nur rund 2,5 Prozent liegt, sieht es jedoch anders aus. Das liegt jedoch nicht an der Förderpolitik, sondern hat andere Gründe. Wenn wir diese auf unsere Wirtschaft replizieren, können wir ebenfalls diesen Weg gehen. Der ist jedoch holprig. Denn wir sind nicht die Schweiz und haben am österreichischen Markt und in den CEE-Ländern andere Voraussetzungen. Insgesamt sehe ich Österreich bei der Inflationsbekämpfung auf einem guten Weg, der aber noch etwas andauern dürfte."
Den gesamten Wall Street Talk mit Martin Kocher und Franz Maier, moderiert von Paul Leitenmüller, sehen Sie im LEADERSNET.tv Video.
www.atradius.at
www.bmaw.gv.at
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