Cupra ist aktuell die am schnellsten wachsende Automarke in Europa. Vor fünf Jahren wurde die ehemalige Sport-Tochter von Seat zur eigenen Marke und seither geht stetig und steil bergauf. Bei der Gründung haben wohl nicht viele daran geglaubt, dass Cupra im Jahr 2022 knapp 153.000 Fahrzeuge verkaufen würde. Wer daran geglaubt hat, war Wayne Griffiths, CEO von Cupra. In den kommenden Jahren wollen die Spanier bei den Verkaufszahlen noch einmal ordentlich zulegen. Einen großen Anteil am weiteren Wachstum soll der Tavascan haben. Das neue, rein elektrische SUV-Coupé wurde am Freitagabend in Berlin erstmals enthüllt. LEADERSNET war bei der Weltpremiere dabei. Zeitpunkt und Ort waren nicht zufällig gewählt. Denn an diesem Wochenende fand auch das diesjährige Formel E-Rennen in der deutschen Bundeshauptstadt statt. Hier ist Cupra gemeinsam mit dem deutschen Tuner Abt Sportsline mit einem eigenen Team vertreten.
Auf dem Weg zur reine Elektromarke
Von diesem Motorsportengagement sollen auch die Serienmodelle profitieren. Denn bis 2030 will Cupra zu einer vollständig elektrischen Marke werden. "Es kommen so viele rein rationale Elektrofahrzeuge auf den Markt – aber das ist nicht Cupra", sagte Griffiths im Rahmen der Weltpremiere und weiter: "2019 hatten wir die Vision, E-Mobilität neu zu denken: Mit dem Tavascan wollten wir zeigen, dass es sich nicht um ein Fahrzeug handelt, das auf Veränderungen reagiert, sondern um ein Auto, das sie schafft. Damals war es vielleicht nur ein Traum. Doch mit dem Cupra Tavascan ist unser Traum wahr geworden." Die Weltpremiere ließ sich auch der deutsche Schauspielstar Daniel Brühl, der Markenbotschafter von Cupra ist, nicht entgehen.
Tatsächlich scheint das neue SUV-Coupé ein großer Schritt für die Elektrifizierung der Marke zu sein. Es ergänzt das wachsende elektrifizierte Portfolio der Spanier, das aktuell den vollelektrischen Born sowie die Plug-in-Hybrid-Varianten des Leon, des Leon SP Kombi und des Formentor umfasst. Bis 2025 will der Hersteller mit zwei komplett neuen elektrifizierten Modellen – dem Terramar (wird gemeinsam mit dem nächsten Audi Q3 vom Band rollen) und der Serienversion des E-Stadt-Flitzers UrbanRebel (LEADERSNET berichtete) – sowie mit neuen Versionen ihrer aktuellen Modelle angreifen.
Rasante Optik
Doch zurück zum aktuellen Hauptdarsteller der E-Offensive. Der Tavascan teilt sich den modularen Elektrobaukasten (MEB) des VW-Konzerns mit Modellen wie VW ID.4/ID.5, Skoda Enyaq (Coupé) sowie Audi Q4 e-tron (Sportback). Größentechnisch gibt es auch keine gravierenden Unterschiede zu den genannten Markengeschwistern. Das spanische SUV-Coupé ist 4.644 mm lang, 1.861 mm breit, 1.597 mm hoch und hat einen Radstand von 2.766 mm. Optisch kommt der Tavascan aber deutlich sportlicher daher. Er gleicht fast eins zu eins der vor rund drei Jahren präsentierten Studie. Von vorn ist er an der markentypisch "spitzen" Nase sowie den Matrix-LED-Scheinwerfer mit dreieckigen Lichtelementen zu erkennen. Ein echtes Highlight ist das beleuchtete Logo. Natürlich gibt es auch die markentypischen Kupferelemente.
Cupra Tavascan © LEADERSNET/ts
Seitlich sorgen der lange Radstand, die kurzen Überhänge und das nach hinten abfallende Dach für ausgewogene Proportionen. In den ausgestellten Radhäusern stecken 19 bis 21 Zoll große Räder. Am Heck werden diverse Elemente der Front aufgenommen. So steht auch hier die dreieckige grafische Darstellung zusammen mit dem beleuchteten Logo im Mittelpunkt. Hinter der elektrischen Heckklappe gibt es einen 540 Liter großen Kofferraum. Einen Frunk (Stauraum unter der Fronthaube) gibt es - wie bei allen MEB-Ablegern - leider nicht. Jorge Díez, Designchef bei Cupra, ist auf sein aktuelles Baby sichtlich stolz: "Der Cupra Tavascan bringt mit seinem progressiven und emotionalen Ansatz einen unkonventionellen Stil in das SUV-Coupé-Segment", sagte er im Rahmen der Präsentation.
Innenraum
Das gilt auch für den Innenraum, mit dem Díez und sein Team ebenfalls ein neues Kapitel aufschlagen wollen. Zentrales Merkmal ist der freistehende 15-Zoll-Infotainment-Bildschirm – der bislang größte in einem Modell der Marke. Er ist leicht zum:r Fahrer:in gedreht. Darüber hinaus hat der Tavascan auch eine neu gestaltete und neu entwickelte Bedienoberfläche, durch die die Steuerung intuitiv(er) gelingen soll. Ob das tatsächlich so ist, kann erst ein Test klären. Echte Tasten gibt es kaum noch, dafür sollen die meisten Funktionen auch per Sprachbefehlen gesteuert werden können. Als weitere Anzeige ist ein kleines digitales Kombiinstrument verbaut. Die "schwebende" Mittelkonsole, die ungewöhnlich gestalteten Belüftungsdüsen und kupferfarbene Elemente stechen ebenfalls hervor. Wie außen spielt die Beleuchtung in dem SUV-Coupé auch innen eine wichtige Rolle. So wird für die Ambientebeleuchtung im gesamten Fahrgastraum LED-Technologie verwendet – auch in den vorderen und hinteren Türverkleidungen. Die verbauten Sportsitze haben bei einer LEADERSNET-Sitzprobe einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Zudem gibt es im Fond - trotz der abfallenden Dachlinie - großzügige Platzverhältnisse.
Cupra Tavascan © LEADERSNET/ts
Antrieb und Reichweite
Beim Antrieb haben die Kund:innen zwei Optionen. Topmodell ist der Tavascan VZ. Seine Konfiguration mit zwei Motoren (Heckmotor: 210 kW; Frontmotor: 80 kW) ermöglicht einen elektrischen Allradantrieb. Die Gesamtleistung beträgt 250 kW (340 PS) bei einem Drehmoment von 545 Nm (Heckmotor) bzw. 134 Nm (Frontmotor). Zum Vergleich: Bei Audi Q4 e-tron, VW ID.5 und Skoda Enyaq ist aktuell bei 299 PS Schluss. Die Spanier untermauern also auch diesbezüglich ihren sportlichen Anspruch im VW-Konzern. So gerüstet, geht es von 0 auf 100 km/h in 5,6 Sekunden. Neben dem VZ bietet Cupra noch eine normale Version an. Diese leistet exakt so viel wie der neue VW ID.7, der wenige Tage vorm Tavascan präsentiert wurde (LEADERSNET berichtete). Die sogenannte Endurance-Version verfügt über den selben Heckmotor wie der ID.7 und der Allrad-Tavascan. Sie bringt ihre 210 kW (286 PS) und 545 Nm via Heckantrieb auf die Straße. Durch verschiedene Fahrmodi – Range, Comfort, Performance, Cupra, Individual und Traction (für die Version mit Allradantrieb) – kann das Fahrerlebnis an die aktuellen Bedürfnisse angepasst werden.
Für Käufer:innen von reinen Elektroautos sind neben dem Preis nach wie vor die Reichweite und die Ladeleistung die entscheidenden Kriterien. Hier ist der Tavascan ordentlich aufgestellt, setzt aber keine neuen Maßstäbe. In der Endurance-Version soll der in beiden Varianten verbaute Batteriepack mit einer Nettokapazität von 77 kWh eine Reichweite von rund 550 Kilometern (WLTP-Testzyklus) ermöglichen. Das Topmodell, der allradangetriebene Tavascan VZ, soll laut Cupra bis zu 520 Kilometer weit kommen. Die maximale Ladeleistung liegt bei ordentlichen, aber nicht herausragenden 135 kW. Somit soll das zweite vollelektrische Fahrzeug der Marke in sieben Minuten eine zusätzliche Reichweite von 100 Kilometern nachladen können. Wenn der Ladestand auf zehn Prozent abfällt, versprechen die Spanier, dass die Batterie im Bestfall in etwas weniger als einer halben Stunde auf 80 Prozent nachgeladen werden kann.
Cupra Tavascan © LEADERSNET/ts
Verfügbarkeit
Zum Preis gibt es noch keine Angaben. Mit einem Blick zu den Konzernbrüdern wird man aber mit einem Einstiegspreis von rund 65.000 Euro rechnen müssen. Laut Griffith wird der Tavascan preislich oberhalb von VW positioniert. Für die finale Preissetzung bleibt aber noch etwas Zeit. Denn der neue Tavascan kommt erst 2024 auf den Markt - in großer Stückzahl ist er wahrscheinlich ab September kommenden Jahres verfügbar. Die DNA des Fahrzeugs liegt zwar in Spanien - designt und entwickelt wurde es in Barcelona -, vom Band läuft es aber in China. Und zwar im neu gebauten Werk des Volkswagen Konzerns in Anhui. Cupra strebt beim Tavascan einen jährlichen Absatz von mehr als 50.000 Einheiten an, was durchaus realistisch ist.
www.cupraofficial.at
Kommentar schreiben