LEADERSNET: Wieso beschäftigt sich ein Pharmakonzern wie Sanofi mit gesunder Ernährung? Ist es aus Ihrer Sicht nicht besser, wenn sich Menschen ungesund ernähren und dann Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente kaufen?
Lueger: Genau das Gegenteil ist der Fall. Sanofi hat sich in den vergangenen Jahren vom reinen Medikamentenhersteller zu einem Gesundheitsunternehmen entwickelt, das Menschen ganzheitlich und in allen Lebensphasen begleitet. Es geht uns nicht nur darum, Patient:innen mit Medikamenten zu versorgen, wenn sie krank sind, sondern auch darum, sie dabei zu unterstützen, gesund zu bleiben, damit sie gar nicht erst krank werden.
LEADERSNET: Aber ist das nicht gegen das Geschäft eines Pharmaunternehmens?
Lueger: Überhaupt nicht. Wir bieten Patient:innen natürlich weiterhin innovative Therapien an und forschen auf diesem Gebiet. Aber wir beschäftigen uns darüber hinaus auch intensiv mit ganzheitlichen Gesundheitslösungen und Prävention. Warum? Ganz einfach: Aus gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht ist es wichtig, vermeidbare Krankheiten zu verhindern, um sich dann auf die Behandlung jener Krankheiten zu fokussieren, die eben nicht vermeidbar sind. Das Gesundheitssystem ist ja enorm unter Druck und wird auch in Zukunft immer mehr gefordert. Es ist deshalb entscheidend, dass wir die Ressourcen richtig einsetzen.
LEADERSNET: Welche Rolle spielt hier die Ernährung?
Lueger: Eine gesunde Ernährung ist erwiesenermaßen ein ganz wesentlicher Schlüsselfaktor, um chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs vorzubeugen. Diese Krankheiten sind in der westlichen Welt auf dem Vormarsch und für einen großen Teil der frühzeitigen Todesfälle verantwortlich. Allein in der Europäischen Union können jährlich eine Million Todesfälle von Menschen unter 75 Jahren vermieden werden. Bei Krebserkrankungen schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass 30 bis 50 Prozent vermeidbar sind.
LEADERSNET: Nur mit gesunder Ernährung?
Lueger: Nicht nur. Natürlich kommt es hier vor allem auf die Behandlungsmöglichkeiten und das Gesundheitssystem an. Aber die Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit der und des Einzelnen dürfen nicht unterschätzt werden, wenn es um die Vermeidung von Krankheiten und frühzeitigen Todesfällen geht.
LEADERSNET: Wie soll diese Eigenverantwortung aussehen?
Lueger: Neben der gesunden Ernährung geht es auch darum, auf Rauchen und Alkohol zu verzichten, Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen wahrzunehmen sowie natürlich Sport zu treiben. Denn regelmäßige Bewegung kann so viel bewirken: Man kann den Bluthochdruck senken, das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfall, Diabetes und sogar Krebs verringern. Im Alter hilft regelmäßige Bewegung dabei, das Sturzrisiko zu reduzieren und beugt damit Knochen- und Wirbelbrüchen vor. Und last but not least ist Sport für die psychische Gesundheit immens wichtig.
LEADERSNET: Wie sehr achten die Österreicher:innen auf ihre Gesundheit?
Lueger: Leider zu wenig. Etwa die Hälfte der Menschen in Österreich ist übergewichtig beziehungsweise adipös. Laut der Weltgesundheitsorganisation bewegen sich mehr als ein Viertel aller Erwachsenen zu wenig. Beim Rauchen und Alkoholkonsum liegen wir weit über dem OECD-Durchschnitt. Hingegen hinken wir bei den Impfungen hinterher. Und auch die Vorsorgeuntersuchungen werden nur von 15 Prozent aller Österreicher:innen genutzt. Wir haben also sehr viel Luft nach oben. Die gute Nachricht hierbei ist, dass wir in Österreich ideale Voraussetzungen haben, damit die Menschen ihre Gesundheit aktiv in die Hand nehmen.
LEADERSNET: Welche Voraussetzungen sind das?
Lueger: Wir verfügen in Österreich durch die elektronische Gesundheitsakte ELGA über jederzeit abrufbare Gesundheitsinformationen. Darüber hinaus gibt es digitale Möglichkeiten, um seinen Gesundheitszustand selbst zu überwachen. Dabei denke ich etwa an Wearables, mit denen man die Herzfrequenz oder den Blutdruck einfach kontrollieren kann.
LEADERSNET: Wie kann man nun aber die Menschen dazu bringen, gesünder zu leben?
Lueger: Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Natürlich hängt insbesondere die Ernährung mit den individuellen sozioökonomischen Verhältnissen zusammen. Bewusstseinsschaffung ist daher ein wichtiger Ansatzpunkt. Wir sollten bereits im Kindergarten mit der Aufklärung beginnen, wieso ein gesunder Lebensstil wichtig ist und wie dieser aussieht. Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass viele Menschen, die sich wenig oder gar nicht sportlich betätigen, nicht wissen, dass sie ein um 20 bis 30 Prozent höheres Sterberisiko haben im Vergleich zu Menschen, die ausreichend aktiv sind. Da müssen wir ansetzen.
LEADERSNET: Wessen Aufgabe ist das?
Lueger: Grundsätzlich sollten wir alle mit gutem Beispiel voran gehen – für uns, unsere Kinder und unsere Liebsten. In erster Linie ist es aber natürlich die Aufgabe der Politik, entsprechende Systeme und Mechanismen zu integrieren und umzusetzen. Und auch wir als Gesundheitsunternehmen sehen uns in der Verantwortung, aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu heben. Denn um diese ist es ja nicht besonders gut bestellt.
LEADERSNET: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie gesund ernähren Sie sich denn und wie oft betreiben Sie Sport?
Lueger: Ich versuche, mich regelmäßig zu bewegen und mich ausgewogen mit frischen, regionalen Nahrungsmitteln zu ernähren. Aber natürlich muss auch ich meinen inneren Schweinehund öfter überwinden (schmunzelt). Denn es ist natürlich nicht immer möglich und besonders in stressigen Zeiten nicht leicht umzusetzen. Aber ich versuche, im Großen und Ganzen der Verantwortung für meine eigene Gesundheit gerecht zu werden.
www.sanofi.at
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