So teuer könnte Fliegen nach der Pandemie werden

Die EU möchte ein Eco-Label für die Flugbranche einführen – dessen Umsetzung zöge aber teure Neuanschaffungen mit sich, die sich auch auf die Preisgestaltung für Flugtickets auswirken könnten.

Auch wenn die Medien wie auch unsere privaten Leben nach wie vor in erster Linie von der Coronakrise beherrscht werden, so sind wichtige Ziele wie der Klimaschutz keineswegs in den Hintergrund gerückt – ganz im Gegenteil: Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind auch inmitten einer globalen Pandemie aktuell wie nie, und die europäische Union hat ein großes erklärtes Ziel: Klimaneutralität bis 2050. Wenn dieses Ziel innerhalb der nächsten 29 Jahre erreicht werden soll, ist allerdings noch viel zu tun, denn auch wenn der die globale "Atempause", die die Welt im Rahmen des ersten Lockdowns nahm unerwartet rasche Folgen ( wie beispielsweise klare Kanäle und Delphine in Venedig, Anm.) nach sich zog, so ist um einiges mehr nötig, um einen anhaltenden Impact zu generieren. Um dies zu erreichen, hat die EU nun den Plan für eine neue Umwelt-Kennzeichnung für die Flugbranche vorgelegt.

Kommt jetzt das "Ecoplus-Siegel" für die Luftfahrt?

Wie die deutsche Welt berichtet, möchte die Europäische Union für mehr Transparenz bei der Umweltbelastung von Flügen und Flugzeugen sorgen und im Angesicht vermeintlich irreführender Werbekampagnen, in deren Rahmen immer öfter vom "umweltfreundlichen Fliegen" gesprochen wird, "das Risiko des Greenwashings" reduzieren. Um das zu erreichen, soll eine Öko-Klassifizierung für die Luftfahrt mittels Label-Konzept eingeführt werden, wie jene, die bei Elektrogeräten bereits seit Jahren Gang und Gäbe ist. 

Mit der Initiative soll gleichzeitig auch der Druck auf die Flugbranche erhöht werden, die Maschinen und auch einzelne Flüge bereits jetzt klimafreundlicher zu machen beziehungsweise die Forschung in Richtung neuer Technologien zu forcieren. Wie eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt erhob, trägt der globale Flugverkehr etwa 3,5 bis zu 5 Prozent zur Klimaerwärmung bei. Der ökologische Fußabdruck des Fliegens ist ein hoher, und um diesen auszugleichen fahren immer mehr Menschen mit dem Zug und die Branche forscht in den vergangenen Jahren immer intensiver nach Optionen, das Fliegen umwelfreundlicher zu gestalten. Auch wenn es bereits Pläne für vollständig emissionsfreie Flugzeuge gibt, wird es vom heutigen Standpunkt aus gesehen noch Jahrzehnte dauern, bis diese in großem Stil eingesetzt werden können – und vor allem auch die Langstrecke bedienen könnten, da heutige Lösungen nur geringe Reichweiten aufweisen. Zudem muss auch die Kosten-Nutzen-Rechnung sowohl auf Seiten der Airlines als auch der Konsumenten beziehungsweise Passagiere stimmen. Es ist also quasi die E-Auto-Journey "all over again".

Langsamer Anlauf für neues Eco-Label für die Fliegerei

Und auch das neue Öko-Kennzeichen wird nicht von heute auf morgen eingeführt werden: Ein fixes Datum, wann es dem Endverbraucher tatsächlich zur Verfügung steht, gibt es bis dato noch nicht. Bisher wurde lediglich festgelegt, dass bis Ende des Jahres 2022 die technischen Details für das Label feststehen sollen. Außerdem wurde vereinbart, dass nicht nur der CO2-Ausstoß in die Bewertungskriterien einfließen soll, sondern auch weitere Faktoren wie der Lebenszyklus des Flugzeugs, die Recyclingquote, der verursachte Lärm und der Stickoxid-Ausstoß. Das ist wichtig, denn wenn man sich zum Beispiel die Wasserstoffflugzeuge oder aber auch Elektroflugzeuge anschaut, dann stoßen diese zwar während des Fluges kein CO2 aus, so würden aber der Herstellungs- oder Recyclingprozess durchaus weitere klimaschädliche Einflüsse mit sich bringen können. Durch das neue "Öko-Gütesiegel" für die Flugbranche soll so das Gesamtbild der Klimafreundlichkeit über den gesamten Lebens- und Einsatzzyklus hinweg bewertet werden.

Um eine möglichst akkurate Bewertung zu ermöglichen, soll künftig auch zwischen verschiedenen Flugzeugtypen unterschieden werden: Demnach sollen Regionalflieger, größere Flugzeuge mit Mittelgang, Großraumflieger und in Zukunft sogar Elektro-Flugtaxis einzeln unter die Lupe genommen werden. Wenn es nicht um die Bewertung der Maschinen, sondern einzelner Flüge geht, so könnte die Bewertung des Labels deutlich aufgewertet werden, wenn nachhaltige Flugkraftstoffe eingesetzt werden. Ihnen wird eine Schlüsselrolle im Prozess in Richtung einer nachhaltigeren Luftfahrt zugeschrieben, da sie bereits jetzt dem Kerosin beigemischt werden können und somit maßgeblich die Klimabilanz eines Fluges verbessern könnten.

Hoher Kostenfaktor zu erwarten

Aus heutiger Sicht gesehen ist die Einführung eines so umfassenden neuen Labels für die Flugbranche nicht nur mit einem enormen Zeitfaktor sondern auch einem enormen finanziellen Aufwand verbunden. Wie auch der Kurier feststellte, würde die Umsetzung des neuen EU-Plans die durch die Auswirkungen der Coronapandemie großteils gegroundete und finanziell schwer angeschlagene Flugbranche zu hohen Ausgaben für Neuanschaffungen zwingen. Dass diese getätigt werden müssen, um im Wettbewerb zu bestehen, steht außer Frage. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Fluggäste in Zukunft dafür, dass sie sehen können, wie umweltfreundlich ihr Flieger ist, auch tiefer in die Tasche greifen werden müssen – wobei die künftige Preisgestaltung von Flügen generell spannend zu beobachten sein wird. Aktuell werben Fluggesellschaften mit günstigen Angeboten und kostenlosen Umbuchungsmöglichkeiten, um den Cashflow am Laufen zu halten. Was danach kommt, wird stark von der Entwicklung der nächsten Monate abhängig sein. (rb)

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