Der Sommer neigt sich mit schnellen Schritten seinem Ende zu, und bald leben wir schon ein halbes Jahr mit der Coronapandemie. Vieles hat sich verändert, manches ist beinah schon zur Gewohnheit geworden und einiges scheint nach wie vor surreal. Und nun, wo sich Ende August mit Lebkuchen und Co. die ersten Vorboten für Weihnachten im Lebensmittelhandel einschleichen, kommt die Frage auf: Wie werden wir Weihnachten mit Corona feiern?
Die Vorbereitungen für Weihnachten laufen im Handel und in der Eventbranche um diese Zeit normalerweise schon auf Hochtouren. Aber wie steht es eigentlich um die so beliebten Weihnachtsmärkte, die Jahr für Jahr das ganze Land in Weihnachtsstimmung versetzen? Wie unsere Kollegen aus dem Fellner'schen Medienhaus bereits berichteten, gibt es bei unseren Nachbarn in Deutschland tatsächlich erste Absagen, beispielsweise in Köln. Zudem gab die deutsche Regierung am Donnerstag bekannt, dass aufgrund der Coronakrise in Deutschland bis Jahesende keine Großveranstaltungen mehr abgehalten werden dürfen. Nun wird gemunkelt, dass man auch hierzulande diesem Beispiel folgen könnte und Bundeskanzler Sebastian Kurz im Rahmen einer für Freitag anberaumten Pressekonferenz ein ähnliches Reglement verkünden könnte.
Doch wie steht es um die Adventmärkte in Wien? LEADERSNET hat einen Rundruf gestartet und sich bei den Veranstaltern der größten Weihnachtsmärkte der Bundeshauptstadt umgehört, und jene, die für uns erreichbar waren, um Statements zum Status Quo gebeten.
Schönbrunn: "Wir blicken positiv in die Zukunft und wollen ein Zeichen setzen"
Vor den Toren von "Sisis und Franzls" ehemaligem Zuhause findet seit einigen Jahren mit der längste Weihnachtsmarkt der Bundeshauptstadt statt, denn hier geht der festliche Markt auch nach dem Weihnachtstag bis zum Jahreswechsel weiter. Und so soll es auch 2020 sein: In Schönbrunn findet der Weihnachtsmarkt wie geplant statt, wird uns die klare Auskunft gegeben. Zudem versichert uns die kompetente Dame am Telefon, dass man bereits – je nach Lage und Corona-Ampelfarbe im November und Dezember – bereits verschiedene Konzepte im Hintergrund erarbeitet habe, sodass man seinen Besuchern in so gut wie jedem Fall bei höchster Sicherheit ein schönes vorweihnachtliches Erlebnis bieten kann. "Wir blicken sehr optimistisch in die Zukunft und in die Weihnachtssaison", versichert uns unsere Ansprechpartnerin und ergänzt: "Es ist auch sehr wichtig für uns, gerade jetzt ein Zeichen zu setzen, dass es wieder weiter und voran geht!"
Rathausplatz: "Vorzeigechristkindlmarkt" durchorganisiert und gut vorbereitet
Am Rathausplatz findet mit dem Wiener Weihnachtstraum Jahr für Jahr der wohl besucherstärkste Adventmarkt statt. Hier tummeln sich Touristen und Einheimische gleichermaßen, ein Besuch am Weihnachtstraum und ein "Bussifoto" unterm Herzerlbaum sind schon beinah Pflichtprogramm, sowohl für eingefleischte Wienerinnen und Wiener als auch für Besucher aus aller Herren Länder. Und auch heuer sollen wir nicht um den beliebten Adventmarkt "umfallen": Bereits mit der Umsetzung des Filmfestivals am Rathausplatz mit neuer, reduzierter Gastronomie und babyelefantengerechter Sitzplatzaufteilung bewies die Stadt Wien ihre Fähigkeit zur raschen und kompetenten Umsetzung eines "coronakonformen" Eventkonzepts. Und ähnlich wie mit dem Filmfestival soll es sich auch mit dem Christkindlmarkt verhalten: Ein Ausfallen sei zu diesem Zeitpunkt keine Option, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Man zeigt sich gut organisiert und bereit für die Adventszeit, wenn auch konkrete Details zum Ablauf und dem Konzept noch nicht verraten werden.
Traditionsmärkte auf der Freyung und am Hof sind genehmigt
Auch von Seiten der traditionsreichen und benachbarten innerstädtischen Adventmärkte auf der Freyung und am Hof wird uns am Telefon versichert, dass man sich in der Planung befinde und laut derzeitigem Stand alles stattfinde wie geplant – selbstverständlich unter den nötigen Sicherheitsvorkehrungen und unter Berücksichtigung etwaiger neuer behördlicher Auflagen. "Der Adventmarkt auf der Freyung ist bereits von der Stadt Wien genehmigt", bestätigt uns die freundliche Dame am Telefon, die als Ansprechpartnerin für den Weihnachtsmarkt auf der Freyung fungiert, und ergänzt, dass man sich nach Ausfall des traditionellen Ostermarktes im Frühjahr schon sehr auf den Markt im Winter freue.
"Man darf den Menschen schon ein gewisses Maß an Eigenverantwortung zutrauen"
"Wir befinden uns mitten in der Planung des Weihnachtsmarktes. Natürlich sind es außergewöhnliche Zeiten, in denen wir uns gerade befinden, jedoch muss man sagen dass wir uns mit dem Weihnachtsmarkt am Spittelberg in der glücklichen Lage befinden, dass wir nicht nur sehr gut gelegen sind, sondern auch komplett im Freien und im öffentlichen Raum befinden, verglichen mit Schönbrunn, wo es sich ja um teils privates Gelände handelt. Natürlich können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen, welche Detailvorschriften es im November und Dezember zu beachten geben wird (beispielsweise ob alle Standbetreiber bzw. auch die Besucher Masken tragen werden müssen) aber dadurch dass wir komplett outdoor sind und auch inmitten eines Wohn- und Einkaufsgebiets stationiert sind, würde ich schon sagen dass wir ein "spezieller Fall" sind, und das meine ich absolut positiv. Um uns herum gibt es viele Anrainer, die gerne immer wieder bei uns vorbeischauen und man muss und darf den Menschen schon ein großes Maß an Eigenverantwortung zutrauen. Vieles regelt sich von selbst. Die Leute kommen ja, um sich wohl zu fühlen und eine schöne Zeit zu verbringen. Dort, wo sich Grüppchen bilden, zerstreut es sich von allein wenn es zu eng wird", zeigt sich Michael Schmid vom Kulturverein Spittelberg optimistisch.
Danach befragt, ob sich aktuell abzeichne, ob der beliebte Christkindlmarkt in Wien Neubau heuer kleiner ausfallen wird als gewohnt oder ob es bereits Absagen seitens der Standbetreiber gebe, meint Schmid, dass es derzeit nicht so aussehe, als ob sich der Adventmarkt im Coronajahr signifikant kleiner präsentieren wird, als gewohnt und vergleicht die Lage in der Bundeshauptstadt mit der in München: "Aus heutiger Sicht wird der Christkindlmarkt am Spittelberg in vielerlei Hinsicht durchaus in gewohnter Form stattfinden. Ich würde die Lage in Wien hier mit München vergleichen, wo es ja auch mehrere kleine Märkte in der Stadt verteilt gibt und der Münchner Bürgermeister bereits dezidiert klargestellt hat, dass diese auch – den Umständen entsprechend – wie gewohnt stattfinden werden", und ergänzt: "Auch der Christkindlmarkt am Spittelberg wird nach heutigem Standpunkt nicht kleiner ausfallen, als gewohnt. Natürlich gibt es einzelne Absagen, diese sind jedoch nicht außergewöhnlich. So hatten wir in den letzten Jahren beispielsweise eine Frauenkooperation aus Uganda, welche bei uns ausgestellt hat, die heuer aufgrund des zu hohen Risikos (auf die Rückreise und mögliche bezogen, Anm.) nicht ausstellen wird. Und auch Aussteller aus Spanien, die mit zwei verschiedenen Ständen (einer mit Schmuck, einer mit Holzkunst, Anm.) bei uns vertreten waren, werden heuer nur einen Stand bei uns betreiben. Ansonsten präsentieren sich die Anmeldungen allerdings sehr solide. Tendenziell kommt der Großteil unserer Aussteller aus Wien und Umgebung, dadurch ergeben sich auch bei der Anreise hier kaum Hürden, selbst wenn es neue Reisebeschränkungen geben sollte."
LEADERSNET hält Augen und Ohren rund um aktuelle Entwicklungen offen und drückt gemeinsam mit allen Betreibern die Daumen, dass wir auch 2020 mit Punsch und Glühwein auf eine schöne Weihnachtszeit anstoßen werden können. (rb)
www.christkindlmaerkte.at
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