In einer eigensinnigen "Rede an die Nation" wandte sich der frischgebackene Preisträger und polarisierende deutsche Satiriker Jan Böhmermann an Jury und Publikum der 30.Romy-Gala. Seine pointiert und absichtlich hochprovokant gewählten Dankesworte für den Kurier-Fernsehpreis spalten Zuschauer in zwei Meinungslager und führten zu einem Tage andauernden Schlagabtausch zwischen namhaften Journalisten für die Auszeichnung.
"Sehr geehrte, dumme Hurenkinder"
Böhmermann wurde für seine Show "Lass dich überwachen" mit einer Akademie-Romy ausgezeichnet, mit der eine unabhängige Jury aus ehemaligen Romy-Preisträgern ohne Mitsprache der Kurier-Redaktion Produzenten ehrt. Während die Videobotschaft auf der einen Seite viel Gelächter und Applaus erntete, sah sich Böhmermann für seine Worte (einmal mehr) im Kreuzfeuer der Kritik.
So stieg er beispielsweise gleich mit der Begrüßung: "Sehr geehrte, dumme Hurenkinder" ein, bevor er ohne viele weitere Umschweife zum Rundumschlag gegen die rot-weiß-rote Regierung ausholte: Er könne "leider nicht persönlich in der für mich als Deutschen natürlich historisch besonders positiv aufgeladenen Wiener Hofburg" sein (die Akademie-Romy-Verleihung fand eigentlich im Palais Wertheim statt, Anm. d. Red.), während "Sie gerade charmant versuchen, Gernot Blümel nicht spüren zu lassen, wie sehr Sie ihn verachten".
Seine Absenz begründete er damit, dass er gerade drüber verhandle, "wie ich die Kronen Zeitung übernehmen kann", so der scharfzüngige Deutsche weiter –"darüber darf ich leider nicht reden". Darum sage er "einfach nur danke, danke, danke. Ich freue mich, dass ich ab heute nicht nur sieben Jahre mehr Lebenserfahrung habe als der durchgeknallte österreichische Kinderkanzler, sondern auch noch exakt zwei Romys mehr habe". Und das war noch lange nicht alles – die pikantesten Auszüge aus Böhmermanns Video-Dankesrede finden Sie hier.
Armin Wolf warnt vor Zensur durch "Staatsfunk"
Der Böhmermann-Eklat sollte nicht der einzige der diesjährigen ohnehin schon schwer unter Druck stehenden Verleihung bleiben. Auch ORF-Anchorman Armin Wolf löste mit seiner Rede heftige Reaktionen aus. Er warnte „vor einem Staatsfunk“ und beharrte auf einer Beibehaltung der ORF-Gebühren: "Bitte bezahlen Sie weiter, solange man Sie noch lässt", so der Anchor.
In Richtung ORF-General Alexander Wrabetz meinte Wolf: "Ich würde mir wünschen, dass wir weiterhin schmissige Dokumentationen und scharfe Satire nicht nur produzieren, sondern auch senden. Und das auch möglichst ohne Beep. Zu Tode gefürchtet ist auch tot."
Was sich noch alles bei der Jubiläums-Romy des Kurier getan und wer sich bei der Gala getümmelt hat, sehen Sie in unseren Fotogalerien hier, hier, hier und hier. (rb)
www.kurier.at