Trotz höherer Personalkosten haben die erfolgreichsten europäischen Fußballvereine ihre operativen Einnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich gesteigert. Experten der Beratungsgesellschaft KPMG führen dies in der aktuell dritten Auflage ihres "European Champions Report 2019" unter anderem auf den Ausbau kommerzieller Aktivitäten zurück.
Rad der Kommerzialisierung
Der KPMG-Bericht vergleicht relevante Business-Indikatoren der Champions aller acht wichtigen europäischen Ligen in der Saison 2017/2018. Das sind: FC Barcelona, FC Bayern München, FC Porto, Galatasaray SK, Juventus FC, Manchester City FC, Paris Saint-Germain FC und PSV Eindhoven. Fazit: "Top-Clubs entwickeln sich immer mehr zu globalen Marken, die weltweit Menschen begeistern", erklärt KPMG-Austria-Partner Peter Ertl.
Die profitorientierte Ausrichtung des Fußballs muss jedoch auch kritisch hinterfragt werden, wie Michael Fiala, Chefredakteur von 90minuten.at, gegenüber pressetext feststellt: "Das Rad der Kommerzialisierung dreht sich im Fußball immer schneller. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung vieler Top-Klubs generell positiv ist, muss man sich schon die Frage stellen, ob die Entwicklung auf Dauer den Klubs selbst und dem Fußball als Ganzes gut tut."
Schere wird immer größer
Laut dem Report verzeichnen sechs der acht Fußballklubs steigende Umsätze. Die beiden Ausnahmen sind Juventus und PSV Eindhoven. Der Umsatz von Juventus sank um zwei Prozent. Die Ursache ist wohl das Ausscheiden im Viertelfinale der UEFA Champions League. PSV Eindhoven erlitt einen herberen Rückgang der Einnahmen um 28 Prozent. Der Klub nahm an keiner Endphase eines europäischen Wettbewerbs teil.
Galatasaray verzeichnete mit einem Plus von 19 Prozent den höchsten Anstieg der operativen Einnahmen gegenüber dem Vorjahr. Durch einen neuen inländisches TV-Deal und einer besseren Leistung auf dem Spielfeld konnte eine Verdoppelung der Besucherzahlen erreicht werden. Gleichzeitig stiegen die Einnahmen am Spieltag um durchschnittlich 63 Prozent.
"Das Streben nach immer mehr Umsatz kann aus meiner Sicht auch dazu führen, dass der Unterbau des Fußballs komplett unter die Räder gerät und dann am Ende alle vor einem Scherbenhaufen stehen, denn die Schere zwischen den wenigen ganz reichen Klubs und dem Rest wird immer größer", kommentiert Fiala auf pressetext-Nachfrage die aktuelle Entwicklung.
Top-Player steigern Marktwert
Dass es im Fußball von heute um sehr viel Geld geht, zeigt sich nicht nur anhand gigantischer Ablösesummen für Top-Spieler, sondern auch insbesondere mit Blick auf die kommerziellen Einnahmen. So konnte laut KPMG-Daten Bayern München über den Verkauf von Fanartikeln und andere Werbemaßnahmen mit 316 Millionen Euro die höchsten Einnahmen verzeichnen. "Das Einkommen am Spieltag ist durch Stadionkapazitäten und Sendeeinnahmen beeinflusst. Kommerzielle Tätigkeiten helfen hingegen, Märkte auf der ganzen Welt auszuschöpfen", so Ertl.
Der Bericht von KPMG liefert auch Informationen über den Marktwert der acht europäischen Meister-Teams. Manchester City verfügt demnach über die wertvollste Mannschaft (1.182 Millionen Euro), während Neymar auf Spielerebene der wertvollste Fußballspieler (229 Millionen Euro) ist, gefolgt von Kylian Mbappé (215 Millionen Euro) und Lionel Messi (203 Millionen Euro). (pte)
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