Austrian Business English: "Not the yellow from the egg"?

Cambridge Institute Vienna-Chef Florian M. Karnutsch über das Bildungsniveau der Österreicher, die Bandbreite seines Kursangebotes und branchenspezifische Kommunikationsthemen.

Neben körperlichen Neujahrsvorsätzen sollten auch die geistigen nicht zu kurz kommen, neben den privaten auch die beruflichen – in Zeiten der Globalisierung sind es vor allem Soft Skills, besonders Sprachen, die zum Key Asset erfolgreicher Unternehmensbeziehungen werden.Das Business English in den Führungsriegen Österreichs ist allerdings noch ausbaufähig. Höchste Zeit, die Liste der guten Vorsätze mit Weiterbildungsangeboten zu komplettieren.

Die wohl beste Anlaufstelle hierfür ist das Cambridge Institute Vienna. "Make Austria’s English Skills great again" – so oder so ähnlich könnte das Mission Statement der größten Englisch-Sprachschule Wiens heißen. LEADERSNET traf Florian M. Karnutsch, den jungen Managing Director des Cambridge Institute Vienna, zum Interview.

LEADERSNET: Herr Karnutsch, sich in der Weltsprache Englisch sicher auszudrücken und kommunizieren zu können, ist für viele Österreicher leider keine Selbstverständlichkeit. Als jemand, der es wissen muss – wie schätzen Sie die English Skills von Österreichs Businesswomen und -men allgemein ein? Gibt es hier merkbare Generationenunterschiede?

Karnutsch: Ganz ehrlich? Ich höre oft, dass das Ausbildungsniveau in Österreich sehr hoch ist. Das mag für fachliche Inhalte stimmen, aber die früher unterschätzten und nun immer wichtiger werdenden Softskills wie Fremdsprachen hinken noch nach. Viele Führungskräfte sind sich dessen aber schon bewusst und gehen dieses Thema nun aktiv an. Sei es diskret in einem als Privatperson gebuchten Kurs – das kommt öfter vor als man vielleicht vermuten möchte – oder in einem Training für mehrere Mitarbeiter direkt im Unternehmen. Fairerweise muss man sagen, dass bei jungen Berufstätigen die Englischausbildung der Schule, vor allem wenn acht Jahre Gymnasium absolviert wurden, deutlich umfassender zur Geltung kommt als bei der reiferer Generationen. Es gibt also durchaus eine positive Tendenz nach oben.

LEADERSNET: Sie bieten ja explizit Kurse für Firmen an – nicht nur für Business English, sondern auch für General English. Welche Lehreinheiten werden von wem gebucht, kann man hier Trends verorten?

Karnutsch: Immer mehr Firmen sehen den Bedarf bei Ihren Mitarbeitern und erkennen auch, dass ein sprachliches Defizit sowohl im Außenauftritt als auch bei interner Kommunikation (beispielsweise mit anderen Abteilungen im Ausland) immense Ineffizienzen birgt. Interessanterweise geht es seltener um "Business" English sondern mehr und mehr um einen Aufbau der General English Fähigkeiten. Davon profitieren die Mitarbeiter in der Regel mehr, da sie dann flexibler im Sprachgebrauch sind und sich besser an die verschiedenen Situationen anpassen können. Fachbezogene Vokabeln stellen oft gar nicht das Problem dar, da diese für den Mitarbeiter in einer überschaubaren Menge vorkommen und sowieso regelmäßig benötigt werden. Schwieriger ist hingegen das aufbauen komplexer Sätze rund um diese Fachvokabeln, vor allem dann, wenn man sich abseits der gewohnten Kommunikationsthemen bewegt.

LEADERSNET: Gibt es Branchen, die besonderen Aufholbedarf in Sachen Englisch haben?

Karnutsch: Grundsätzlich kann man sagen, dass alle schnell expandierende Branchen Aufholbedarf haben. Es gibt ständig Firmenübernahmen von Konzernen, wo von heute auf morgen die Firmensprache auf Englisch umgestellt wird – und das oft ohne Vorbereitungszeit für die Mitarbeiter. In der Praxis bedeutet dies, dass die Kommunikation intern oft als unangenehm empfunden wird, da sich viele in der bisher kaum benutzten Fremdsprache nicht kurz und prägnant genug ausdrücken können, um effizient arbeiten zu können.

Karnutsch vor der Bridge of Sighs in Cambridge. © The Cambridge Institute Vienna / Karnutsch

LEADERSNET: Sie bieten auf Business-Ebene ebenso wie für Private auch Einzeltrainings an. Wenn eine Firma einen Kurs für mehrere Angestellte bucht, wie sieht das Kursprogramm hier aus? Passen Sie die Lektionen maßgeschneidert an die Bedürfnisse des buchenden Unternehmens und seiner Mitarbeiter an oder haben Sie bereits Leitfäden für verschiedene Branchen?

Karnutsch: Bei Buchungen für mehrere Mitarbeiter ist es für den Lernerfolg des Einzelnen in erster Linie wichtig, auf dem jeweils richtigen Niveau zu lernen. Standardmäßige Gruppenkurse erfüllen diese Anforderung selten, da das Sprachniveau der Mitarbeiter meist zu unterschiedlich ist.

Durch eine Einstufung in unsere 21 verschiedenen Niveaustufen garantieren wir das richtige Niveau für Jede bzw. Jeden.Unser Lernsystem ist eine sehr effektive Mischung aus Lehrerstunden in Gruppen mit durchschnittlich zwei Teilnehmern und online Multimedia Einheiten, welche vor der Lehrerstunde als "Hausübung" absolviert werden müssen. Somit kann in der Lehrerstunde die aktive Kommunikation im Vordergrund stehen, weil der Lehrer keine Zeit für die Basics der Grammatik oder Vokabeln aufwenden muss. Im Hintergrund betreut unser Team jeden Teilnehmer mit Zusatzübungen oder Hilfestellungen, sodass der Lerneffekt optimal ist.

Ein weiterer großer, wenn nicht sogar der größte Vorteil dieses Systems, ist die zeitliche Flexibilität. Das Lerntempo kann den Bedürfnissen des Einzelnen angepasst werden. Von zwei Stunden Lernzeit pro Woche bis zu 20 Stunden kann alles abgedeckt werden. Vor B2 Niveau machen branchenspezifische Kurse wenig Sinn, also konzentrieren wir uns hier in erster Linie auf den General English Aufbau – jedoch schon mit gewissen Business English Activities als optionale Ergänzung. Ab B2 können dann berufsspezifische Kurse absolviert werden. 

Bei speziellen und nicht wiederkehrenden Themen ist Einzeltraining natürlich oft die schnellste Methode um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Präsentationen, ein Meeting vorbereiten oder auch einfach Konversationstraining sind beliebte Themen.

LEADERSNET: Sie bieten ja auch eigene Legal English Courses an. Werden diese auch von Firmen oder ganzen Anwaltskanzleien wahrgenommen, oder mehrheitlich von Privaten genutzt?

Karnutsch: Unsere Legal English Kurse werden hauptsächlich von Privatpersonen gebucht, wobei oft eine Firma im Hintergrund steht und den Kurs zahlt. Natürlich gibt es auch Kanzleien, die lieber einen Lehrer zu sich kommen lassen um mehrere Juristen und Juristinnen mit gleichem Anforderungsprofil – Stichwort Themenwahl und Niveau – in einem Gruppenkurs ausbilden zu lassen.

LEADERSNET: Abschließend vielleicht noch kurz zu Ihrer Person. Sie sind ein sehr junger Chef und sind in Ihre Rolle hineingewachsen. Möchten Sie kurz über Ihren Werdegang erzählen? Und was bedeutet Englisch und das Beherrschen dieser Sprache für Sie als Unternehmer, abgesehen von Ihrem direkten Konnex als Bildungsbeauftragter?

Karnutsch: In die Wiege gelegt wurde mir die englische Sprache nicht. Im Gegenteil, wie viele Schüler hatte ich eine Englischlehrerin, bei der es statt um einen richtigen Sprachaufbau und motivierendes Kommunikationstraining mehr um Fehlersuche und Faktenlernen – wie beispielsweise Jahreszahlen der britischen Geschichte etc. – ging.

Nach der Schule kam ich nach Wien und habe neben meinem Studium im Cambridge Institute gearbeitet und gleichzeitig Kurse mit den English Native Speakern gemacht. Erst dann habe ich die Lust an der Sprache und dem Sprache-Lernen entwickelt. Dies hat mir einfach gezeigt, dass Sprache Lernen auch mit Spaß verbunden sein kann und dann auch leichter zu sichtbaren Erfolgen führt. In der heutigen Arbeitswelt findet mehr und mehr Kommunikation mit internationalen und ausländischen Unternehmen statt. Egal ob mit Kunden oder Lieferanten, Englisch wird immer wichtiger, das merke auch ich in der Unternehmensführung. Gute Kommunikation ist – wie in allen Bereichen im Leben – entscheidend!

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