Onlineshops wie Amazon oder Zalando haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Die Wachstumsraten bei Onlinehändlern liegen im zweistelligen Prozentbereich, während der traditionelle Einzelhandel stagniert. Führt Onlinehandel somit zum Ende des traditionellen Einzelhandels. Wenn man dem deutschen Handelsexperten und Leiter des eWeb-Research-Center an der Hochschule Niederrhein Gerrit Heinemann glauben darf, dann muss sich der klassische Händler auf jeden Fall warm anziehen: "Viele schwache Händler werden wohl ihre Läden schließen müssen."
Top-Onlineshops sind Generalisten
Nach einer aktuellen Umfrage des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) hat bereits jeder dritte Verbraucher in Deutschland die Anzahl der Fahrten ins Stadtzentrum verringert und kauft stattdessen öfter im Internet ein. Über 60 Prozent der Einzelhändler klagen nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland (HDE) über sinkende Besucherzahlen in ihren Geschäften.
Auch in Österreich legt E-Commerce-Geschäft stark zu. 2012 belief sich das Wachstum zum Beispiel auf 19 Prozent, so eine Studie des EHI Retail Institutes, und war damit stärker als bei unseren deutschen Nachbarn, wo der Zuwachs 16,1 Prozent betrug. In der Branchenbetrachtung zeigte sich, dass die Top Shops in Österreich – analog zu Deutschland – häufig Generalisten sind. Noch wenig Beachtung findet der Online-Lebensmittelhandel bei den Konsumenten.
Einzelhandel vor neuen Herausforderungen
Bei der Handelskammer glaubt man jedoch nicht, dass der Onlinehandel eine konkrete Gefahr für den Einzelhandel darstellt. "Er stellt ihn aber natürlich durch verändertes Kundenverhalten vor eine Herausforderung", so Isabel Lamotte, Communications Manager Handelsverband. "Diese heißt Multi-Channeling. Der traditionelle muss neue Wege gehen, um seine Kunden auch in der neuen digitalen Welt bedienen zu können."
Einer Beobachtung der auch Frank Kretzschmar, Vorsitzender der Geschäftsführung Media Markt & Saturn Österreich, zustimmt: "Wir setzen bewusst auf das Konzept 'Multichannel' Durch die nahtlose Verzahnung aller Kommunikations- und Vertriebskanäle, online wie stationär, bieten wir unseren Kunden eine Vielzahl an individuellen Shopping- und Informationsmöglichkeiten, jederzeit und überall." In diesem Rahmen stelle der Onlinehandel für Media Markt und für Saturn eine wertvolle Ergänzung des Angebotes dar.
Stationärer Handel muss USP's schaffen
Ein Blick auf die EHI-Studie zeigt auch, dass es in Österreich zahlreiche Shops – nämlich 61,2 Prozent – gibt, die neben dem Onlinekanal auch mit stationären Ladengeschäften vertreten sind. Bei den angebotenen Versandarten zeigt sich auch, dass jeder fünfte Shop die Selbstabholung von Produkten anbietet. Kretzschmar: "Die Möglichkeit online zu bestellen und bei Verfügbarkeit noch am selben Tag im nächsten Media Markt oder Saturn abzuholen, wird von fast der Hälfte unserer Onlineshopper wahrgenommen."
Der Handel wird sich somit künftig immer stärker auf komplexe, integrierte Konzepte konzentrieren müssen, um zukünftigen Herausforderungen zu begegnen und seine Kunden bestmöglich zu erreichen und zu servicieren. "Deswegen muss der stationäre Handel USP's schaffen um zu punkten", nennt Kretzschmar ein mögliches Rezept. (red)
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