Heuer lud Coface anlässlich der 21. Country Risk Conference (CRC) in den Apothekertrakt des Schloss Schönbrunn. 150 Expert:innen aus der Finanzbranche ließen sich die Veranstaltung, die ganz im Zeichen des Superwahljahres 2024 stand, nicht entgehen. Als Keynote-Speaker konnte der Global-Player im Bereich Kreditversicherungen den US-Wahlkampfexperten Julius van de Laar und den Leiter der ARD-Finanzredaktion Markus Gürne gewinnen. Das Hauptthema der CRC 2024 lautete "Bleibt alles anders?".
Weshalb man sich dafür entschieden hat, erklärt Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich und Gastgeberin der Konferenz: "Mit mehr als 70 Wahlen weltweit ist 2024 das Superwahljahr schlechthin. Welche Auswirkungen haben die EU-Wahlen, unsere Nationalratswahlen und die Präsidentschaftswahlen in den USA auf die Geopolitik, unsere Unternehmen und unsere Gesellschaft? Markiert das Jahr 2024 eine Zeitenwende? Wird alles anders? Oder bleibt alles, wie es ist? Diesen Fragen haben wir uns bei unserer diesjährigen CRC gestellt." Coface wollte sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven – aus Sicht der Gesellschaft und aus Sicht von Unternehmer:innen - nähern. "Mir ist dabei wichtig, auch das Positive in den Vordergrund zu stellen. Ja, wir haben Herausforderungen, aber es ist nicht alles schlimm", so Koch gegenüber LEADERSNET.tv.
Keynotes zu Wahlkampf und Bürokratie
Julius van de Laar analysierte in seiner Keynote mit dem Titel "Race to the White House" die Strategien und jüngsten Entwicklungen der Präsidentschaftskandidat:innen Donald Trump und Kamala Harris. "Perception ist Realität", betonte van de Laar und ergänzte: "Der Wähler unterscheidet nicht dazwischen. Zahlen, Daten und Fakten allein werden niemals überzeugen." Der Wahlkampfstratege brachte ziemlich eindrucksvolle Bilder von den Wahlkampfauftritten in den USA mit und verglich diese mit Parteiveranstaltungen in Deutschland: "Gute Kommunikation muss auch inszeniert werden", so van de Laar und ergänzte: "Vielleicht müssen wir am Regler drehen." Klar sei, dass 40 Tage vor der Wahl "wenig entschieden sei".
Markus Gürne ging mit seinem Vortrag der Frage nach: "In welcher Welt wollen wir leben?". Der Finanzexperte stellte klar, dass Europa "die besten Voraussetzungen" habe, die Zukunft in die eigene Hand zu nehmen. "Wir sind frei wie nie zuvor", so Gürne, der weiters betonte: "Wir leben im asiatischen Jahrhundert. Die bestehende Weltordnung des politischen Westens wird sich verändern." Der Ressortleiter der ARD-Finanzredaktion kritisierte die überbordende Bürokratie in Europa und Deutschland: "Bürokratie und Regulatorik: Da sind die Deutschen Weltmeister." Der Umgang mit der Freiheit und die Bürokratie mache, "die Straße der Innovation sehr schmal". "Pragmatismus und Innovationskraft haben uns nach 1945 groß gemacht", so Markus Gürne. Es fehle bei den Entscheider:innen und Politiker:innen in Europa nicht die Erkenntnis, sondern "die Kraft, dies auf den Boden zu bringen."
Globales Ökosystem im Kreditrisikomanagement
Coface-CEE-CEO Jaroslaw Jaworski erläuterte in seiner Rede, dass sich Unternehmen den aktuellen Herausforderungen stellen müssen, und brachte als Beispiel die eigene Konzernstrategie "Power the Core". Bis 2027 plant Coface ein führendes globales Ökosystem im Kreditrisikomanagement zu schaffen, um den Mehrwert für Kunden und Partner weiter zu maximieren. Die Coface-Ökonom:innen Christiane von Berg und Grzegorz Sielewicz gaben einen Überblick über aktuelle Risiken in Branchen und Ländern. Zu den positiven Beispielen in Europa zählen demnach die erfreulichen Entwicklungen in Spanien und Portugal. Diese befinden sich, dank der Fokussierung auf Tourismus-Dienstleitungen, aktuell im Aufwind. Auch Polen zeigt aktuell ein starkes Wirtschaftswachstum, so die Expert:innen. "Polen sticht aufgrund der steigenden Militärausgaben und des starken privaten Konsums heraus", erläutert Sielewicz. Weniger erfreulich sei dagegen der Blick gen Deutschland. "Es ist eine Welt ohne Wachstum", sagte von Berg zur Entwicklung in unserem Nachbarland. In Deutschland zeigten ebenso wie in Österreich besonders die Baubranche "verheerende Zahlen". Man müsse dies aber differenziert sehen, denn etwa der Straßenbau entwickle sich sehr gut, ebenso die Renovierungssparte. Immerhin, der detaillierte Blick auf die Branchen-Einschätzungen in Österreich zeigte auch ein paar positive Entwicklung: "Der Tiefpunkt ist zumindest vorläufig überwunden", so von Berg.
Podiumsdiskussion
Bei der finalen Podiumsdiskussion mit dem Titel "Antrieb, Bremse oder einfach egal - Welchen Einfluss haben Wahlen, Regierungen und Politik tatsächlich auf Wirtschaftsentwicklungen, Gesellschaft und Unternehmen?" debattierten Dagmar Koch, die oberösterreichische Unternehmerin Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, Nokia-Österreich Geschäftsführer Christoph Rohr und Palfinder CFO Felix Strohbichler. Geleitet wurde die Diskussion von Eva Komarek. "Wir lieben die Gießkanne", sagte Koch und hinterfragte damit die Förderpolitik Österreichs und weiter: "Wir sollten viel überlegter und strategischer vorgehen." Felix Strohbichler mahnte eine Industriepolitik in Europa ein. Laut ihm fehle eine Stoßrichtung. Gertrude Schatzdorfer-Wölfel wünscht sich von der Politik "Gesetze fertig zu denken. Und nicht im Nachhinein ein Gesetz auf das Gesetz setzen zu müssen." Christoph Rohr fordert Offenheit für neue Entwicklungen: "Da gibt es so viel Potenzial und Ideen".
Video-Interviews
LEADERSNET.tv holte im Rahmen der CRC 2024 neben Dagmar Koch und Jarosław Jaworski noch die Keynoter Julius van de Laar und Markus Gürne, sowie Grzegorz Sielewicz, Head of Economic Research CEE Coface, Christiane von Berg, Head of Economic Research BeNeLux & DACH Coface, Palfinger Group-CFO Felix Strohbichler, Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, Geschäftsführende Gesellschafterin Schatzdorfer Gerätebau GmbH & Co KG, Nokia Country Manager Christoph Rohr, Andreas Wallner, Senior Riskmanager OMV Refining & Marketing GmbH und Thomas Wageneder, Manager Trade Finance VAIT - VA Intertrading, vor die Kamera.
Fotos der Konferenz sehen Sie in unserer Galerie.
www.coface.at
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