Nah am Schnitt des Euro-Raumes
"Überinflation" hat sich in Österreich schneller eingedämmt, als gedacht

| Redaktion 
| 08.08.2024

Während die Teuerungsrate hierzulande zuletzt noch deutlich über jener des Euro-Raumes lag, ist sie nun nah am Durchschnitt. Die restlichen Daten der aktuellen Wifo-Auswertung sind jedoch weniger erfreulich.

Das Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) hat am Donnerstag seine Auswertung für das zweite Quartal 2024 veröffentlicht. Demnach stagnierte das reale BIP in Österreich von April bis Juni. Es gibt aber auch Lichtblicke: Denn Rückgängen in der Industrie und im Bauwesen stand eine leichte Expansion im Dienstleistungssektor gegenüber. Zudem habe sich die Inflationsrate im Vergleich zum Durchschnitt des Euro-Raumes normalisiert. Die Stimmung in den heimischen Unternehmen sei jedoch äußerst pessimistisch, insbesondere in der Sachgütererzeugung. Sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Beschäftigung nahmen im Vorjahresvergleich zu, Letztere vor allem im öffentlichen Sektor und unter Frauen ab 60 Jahren, teilten die Wirtschaftsforscher:innen mit.

Internationale Entwicklungen

Trotz zahlreicher Leitzinserhöhungen in den letzten beiden Jahren blieb die Wirtschaft der USA im zweiten Quartal 2024 auf Wachstumskurs, nicht zuletzt wegen der expansiven Fiskalpolitik und günstiger Altkredite, heißt es in der Analyse. In China verlor die Konjunktur demnach an Schwung, was die Zentralbank zu Zinssenkungen veranlasste. Japans Zentralbank erhöhte unterdessen überraschend den Leitzinssatz und löste damit Anfang der Woche Verwerfungen auf den Aktienmärkten aus, die auf Börsen in anderen Ländern übergriffen (LEADERSNET berichtete). Mittlerweile haben sich die Leitindexe jedoch wieder etwas erholt. In der EU wuchs das BIP im zweiten Quartal dem Wifo zufolge moderat, wobei sich die Konjunktur in Spanien erneut als besonders lebhaft erwiesen habe, während Deutschlands Wirtschaftsleistung leicht abgenommen habe.

Entwicklung in Österreich

Laut der Analyse stagnierte in Österreich das reale BIP im zweiten Quartal 2024 sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch gegenüber dem Vorjahr. Während die Wertschöpfung in der Industrie und im Bauwesen weiter geschrumpft sei, expandierten die Dienstleistungsbranchen leicht, insbesondere die öffentlichen. Investitionen in geistiges Eigentum dürften als einzige Nachfragekomponente im Vorjahresvergleich zugelegt haben, während vor allem die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen zurückgingen, so das Wifo.

Die Inflationsrate hat sich im Vergleich zum Durchschnitt des Euro-Raumes deutlich schneller normalisiert, als gedacht. Konkret verkleinerte sich der Abstand von 2,8 Prozentpunkten im Dezember 2023 auf 0,3 Prozentpunkte im Juli 2024. Kumuliert war der Verbraucherpreisanstieg der letzten Jahre jedoch wesentlich kräftiger als im Euro-Raum. Die Überinflation war den Wirtschaftsforscher:innen zufolge durch eine lebhafte Nachfrage nach Freizeit- und Tourismusdienstleistungen, fiskalpolitische Maßnahmen und kräftige Lohnerhöhungen verursacht worden. Die Lohnquote sei seit Anfang 2023 stark gestiegen, während die Kapitaleinkommen kontinuierlich geschrumpft seien.

In Betrieben überwiegt der Pessimismus

Laut dem Wifo ist die Stimmung der heimischen Unternehmen nach wie vor äußerst pessimistisch, insbesondere in der Sachgütererzeugung. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie sei seit einem Jahr unverändert niedrig. Immer mehr Unternehmen würden eine Verschlechterung ihrer Wettbewerbsposition beobachten, vor allem auf den Auslandsmärkten.

Neben der Konjunktur haben sich die Wirtschaftsforscher:innen auch mit der Arbeitslosigkeit beschäftigt. Diese stieg zuletzt weiter an, die saisonbereinigte Arbeitslosenquote war demnach im Juli mit 7,1 Prozent um 0,9 Prozentpunkte höher als am letzten Konjunkturwendepunkt. Gleichzeitig habe aber auch die Beschäftigung im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr weiter zugenommen, wobei fast alle neuen Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor entstanden seien. Unter Frauen ab 60 Jahren hat sich das Beschäftigungswachstum seit der Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters im Jänner 2024 beschleunigt. Weitere angebotsseitige Impulse resultierten aus dem Zustrom von Arbeitskräften aus dem Ausland und der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt, so das Wifo abschließend.

www.wifo.ac.at

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