Die Herren-Fußball-Europameisterschaft ist im vollen Gange und überall spürt man eine gewisse Euphorie. Ich bin zwar kein übertrieben großer Fußballfan, lasse mich aber gerne von der Begeisterung anstecken, besonders wenn es um Nationalteams geht. Wie viele meiner Stammleser:innen wissen, bin ich oftmals hin- und hergerissen zwischen dem deutschen und dem österreichischen Team. Doch letztendlich drücke ich meiner deutschen Mannschaft die Daumen, vor allem, wenn es zum direkten Duell kommt. Möge der Shitstorm beginnen.
Wirtschaftlicher Vorteil
Heute möchte ich Fußball und Sport im Allgemeinen und mit einem etwas zwinkernden Auge im Kontext der Wirtschaft betrachten. Auch ohne konkrete Zahlen vorzulegen, glaube ich, dass es nicht falsch ist zu schließen, dass die Fußball-EM für das austragende Land einen wirtschaftlichen Vorteil darstellt. Dies zeigt sich hoffentlich in guter, bleibender Infrastruktur und – sollte es erneut ein "Sommermärchen" werden – in der positiven Kraft und Wirkung guter Nachrichten, die wir in diesen schwierigen Zeiten mehr denn je brauchen und die deshalb nicht zu unterschätzen sind. Das Konzept "Brot und Spiele" hat jedenfalls schon immer funktioniert. Zu hoffen bleibt, dass sich die EM auch für die Sponsoren auszahlt. Zumindest die letzte Fußball-EM hat gezeigt, dass der Bierabsatz um mindestens fünf Prozent gestiegen ist.
Sport ist auch ein gutes Umfeld, in dem sich auch Nicht-Sportler:innen – besonders gerne z. B. Politiker:innen – präsentieren und auch sonnen. Noch lebhaft in Erinnerung sind die Bilder der damaligen Kanzlerin Angela Merkel mit hochgerissenen Armen auf der Tribüne oder stolz lächelnd in der Kabine der deutschen Nationalmannschaft. Dass man hier vor lauter Euphorie ein bisschen übers Ziel hinausschießen kann, haben hingegen Österreichs "Freunde der Fußballmäuse" mit ihrem vielgeklickten Social Media Video gezeigt, das in seiner Unbedarftheit aber auch schon wieder irgendwie sympathisch war.
Negativ könnte bei so einem Großereignis ins Gewicht fallen, dass Fußballenthusiast:innen sich nicht immer auf die Arbeit konzentrieren können, was zu einer verringerten Arbeitsleistung führen könnte. Ganz zu schweigen von den möglichen Ausfallraten, sollten die Feierlichkeiten an einem Abend etwas heftiger ausgefallen sein. Doch viele Wissenschaftler:innen haben bereits bestätigt, dass die positiven Auswirkungen des Erlebens im Vergleich höher einzuschätzen sind.
Wirtschaft und Sport
Ein ganz anderer, dabei aber sehr spannender Punkt ist, was die Wirtschaft grundsätzlich vom Sport allgemein und von so einem Turnier im Speziellen lernen kann. Wie wichtig ist das Team? Wie wichtig ist es, dass Verteidigung und Angriff gut aufgestellt sind? Wie wichtig ist die richtige Taktik? Wie wichtig ist der richtige Teamgeist? Wie wichtig ist der Trainer bzw. die Trainerin? Ralf Rangnick ist es gelungen, aus der österreichischen Mannschaft in über zwei Jahren ein wirkliches Team zu formen. Anhand der deutschen Mannschaft wird ersichtlich, wie wichtig es ist, alte Hasen mit Neulingen zu kombinieren und daraus ein Team mit einer Vision und Mission zu formen. Wie wichtig ist es auch, im Laufe des Turniers aus Fehlern zu lernen und zum richtigen Zeitpunkt alles Gelernte und Geübte zum Einsatz zu bringen?
All das, geneigte Leser:innen, zeigt, dass Wirtschaft und Sport gar nicht so unterschiedlich sind. Nur in Sachen Enthusiasmus ist eine gewisse Differenz zu beobachten, denn in der Wirtschaft brennt kaum das gleiche Feuer wie im Sport. Im Gegenteil, der (Wunsch-)Trend geht ja eher in Richtung weniger Arbeit bzw. weniger Begeisterung dafür – auch wenn ein aktueller Report zeigt, dass das Gehalt wieder an die erste Stelle vor die Work-Life-Balance als Grund für einen Jobwechsel gerückt ist.
Teamarbeit, Strategie und Führungsqualitäten
Ich glaube, diese geringe Begeisterung für das Arbeiten an sich war nicht immer so, ist aber symptomatisch für ein viel tiefer liegendes Grundproblem. Wir müssen als Wirtschaft Höchstleistungen erbringen und Wachstum schaffen, damit wir am Ende siegen. Wir müssen also diesen Enthusiasmus und diese Euphorie, die wir für den Sport haben, auch wieder für die Arbeit und die Wirtschaft entfachen. Ansonsten werden wir nie Höchstleistungen in der Wirtschaft erbringen können, sondern vielleicht nur noch in der dritten Liga mitspielen.
Besonders ein Blick auf JTI und Austria Tabak zeigt exemplarisch, wie wichtig Teamarbeit, Strategie und Führungsqualitäten sind. Beide Unternehmen haben ihre jeweiligen Herausforderungen und Erfolge, und aus beiden kann man lernen, wie man mit dem richtigen Ansatz, Teamgeist und Taktik Großes erreichen kann. Das gilt übrigens für Sportmannschaften gleichermaßen wie für Teams in der Arbeitswelt.
Natürlich haben sich Teams, deren Zusammensetzung und die Aufgabe von Teamchefs und -chefinnen über den Lauf der Zeit verändert. Viel mehr als noch vor einigen Jahren wird in solchen heutzutage auch viel auf Eigenverantwortung und Pflichtbewusstsein gesetzt. Individuelle Talente werden viel präziser genutzt und eingesetzt, dabei Prinzipien wie Mitbestimmung und das Berücksichtigen unterschiedlicher Blickwinkel gepflegt. Wichtig ist dabei immer, dass jeder und jedem Einzelnen klar ist, welchen Beitrag er oder sie zum großen Ganzen leistet, dass dieser Beitrag auch wertgeschätzt ist, denn damit wachsen Sinnhaftigkeit und Enthusiasmus zu gleichen Teilen.
In diesem Sinne: Lassen Sie uns gemeinsam versuchen, die Begeisterung, die wir für den Sport empfinden, auch in unsere Arbeitswelt zu übertragen und so gemeinsam Höchstleistungen zu erreichen!
www.jti.com
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