Über vier Jahrzehnte lang - von 1978 bis 2018 - war der VW Golf ununterbrochen das meistverkaufte Auto Österreichs. Doch 2019 wurde der ewige Bestseller vom Thron gestoßen und kehrte seither nicht mehr auf diesen zurück. 2023 landete er beispielsweise hinter Skoda Octavia und Tesla Model Y auf Platz 3 (LEADERSNET berichtete). Doch heuer, ausgerechnet in dem Jahr, in dem der Golf seinen 50. Geburtstag feiert, führte er im ersten Quartal die heimischen Verkaufscharts wieder an (LEADERSNET berichtete). Volkswagen Österreich nahm den runden Geburtstag seines bisher meistverkauften Modells - seit 1974 wurden weltweit mehr als 37 Millionen Fahrzeuge verkauft - zum Anlass für eine ordentliche Feier. Konkret wurde am Salzburgring eine österreichweite Händlerveranstaltung auf die Beine gestellt. LEADERSNET war am Medientag (22. Mai) dabei.
An diesem gab es auch hohem Besuch aus Wolfsburg. Volkswagen Pkw CEO Thomas Schäfer kam extra für diesen speziellen Tag nach Österreich, um den Golf zu würdigen. Gemeinsam mit Wilfried Weitgasser, Geschäftsführer Porsche Austria und Thomas Herndl, Markenleiter Volkswagen Pkw, ließ er die Erfolgsgeschichte des Modells Revue passieren und gab zudem einen Ausblick in die Zukunft des erfolgreichsten deutschen Automobils.
"Die Zukunft des Golf ist elektrisch"
Schäfer sagte unter anderem: "Der Golf macht seit einem halben Jahrhundert den Kern der Marke Volkswagen aus: bezahlbare Mobilität für alle auf höchstem technischem Niveau. Er hat sich immer wieder neu an die Kundenbedürfnisse angepasst und wurde so zu einem Weltbestseller – made in Wolfsburg. Genau daran knüpfen wir jetzt mit der neuesten Evolutionsstufe dieser Baureihe an – mit noch mehr Effizienz, Komfort, Wertigkeit und neuem Bedienkonzept." Mit Letzterem reagiere man auf Kritik der Kund:innen. So macht VW beim Facelift des Golf 8 einen Schritt zurück und setzt wieder ein Lenkrad mit echten Tasten ein. Denn das zuletzt verbaute Volant mit Sensorfeldern fand nicht nur bei den Käufer:innen wenig Zuspruch, sondern sorgte auch in Testberichten für negative Bewertungen. Die ebenfalls viel kritisierten Slider für Klima- und Lautstärkeregelung vorm Display gibt es aber nach wie vor. Nun sind sie aber zumindest beleuchtet. Weiters verspricht VW eine einfachere Menüstruktur, größere Icons am Touchscreen sowie eine deutlich verständlichere Sprachsteuerung.
Doch was passiert eigentlich, wenn der Golf 8 in ein paar Jahren seinen Zenit überschritten hat und die Zeit für einen Nachfolger gekommen ist? Diesbezüglich machte der VW-Marken-CEO eine klare Ansage: "Die Zukunft des Golf ist elektrisch: Die nächste Generation wird Ende des Jahrzehnts auf unserer künftigen Scalable Systems Platform basieren und in Sachen Design, Innovation, Nutzwert und Qualität zu 100 Prozent ein echter Golf sein." Wie der elektrische Golf heißen wird, wollte oder konnte Schäfer noch nicht sagen. Spekuliert wird unter anderem der Name "ID.Golf".
Im Rahmen der Pressekonferenz beantwortete Thomas Schäfer u.a. auch Fragen, über chinesische Autobauer, die mit ihren Elektroautos derzeit stark auf den europäischen Markt drängen. Laut Schäfer belebe Konkurrenz das Geschäft und sorge für Innovationen. Auch die Volkswagen Ingenieur:innen würden dadurch angespornt, (noch) bessere Produkte zu entwickeln. Da China für VW nach wie vor der wichtigste Markt ist (auch wenn man im Vorjahr erstmals nach Jahrzehnten von BYD überholt wurde) und der Konzern im Reich der Mitte auch mehrere Werke betreibt sowie Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen pflegt, ist klar, dass sich Schäfer hier mit Kritik zurück hält.
Exkurs zu Strafzöllen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen brachte zuletzt hingegen mögliche Strafzölle für chinesische Elektroautos ins Spiel. In den USA hat Joe Biden diese zuletzt sogar von 25 auf 100 Prozent erhöht. Grund für diese Maßnahme sei, dass der chinesische Staat die heimischen Autobauer finanziell massiv unterstütze, weshalb diese ihre Stromer deutlich günstiger anbieten könnten als westliche Hersteller. Hier spielten auch die niedrigeren Umweltstandards, deutlich geringere Löhne sowie lange Arbeitszeiten eine wichtige Rolle. All dies würde es für europäische und amerikanische Autobauer unmöglich machen, preislich mit den chinesischen Modellen mitzuhalten. Während auch europäische Länder wie Frankreich den angedachten Strafzöllen durchaus etwas abgewinnen können, steht Deutschland diesbezüglich stark auf der Bremse. Neben weiteren Konzernlenkern wie jene von BMW oder Mercedes hat sich auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz klar dagegen ausgesprochen. Kein Wunder, schließlich zählt die deutsche Autobranche zu den wichtigsten Industriezweigen des Landes. Inklusive den Zuliefererbetrieben wären von einem Absatzeinbruch aufgrund von Streitigkeiten mit China Hunderttausende Arbeitsplätze gefährdet.
Golf läutete bei VW eine neue Ära ein
Doch zurück zum Jubilar. Der Golf läutete als Nachfolger des Käfers bei Volkswagen eine neue Ära ein. Er machte eigentlich alles anders - eckiges statt rundes Design, Front- statt Heckantrieb, Wasser- statt Luftkühlung sowie Motor vorne statt hinten. Dieses Konzept hat sich bis heute bewährt. Zwar haben SUVs die Kompaktklasse mittlerweile als meistverkauftes Segment abgelöst, doch wer ein alltagstaugliches Fahrzeug mit moderner Technik, ausreichend Platz, kompakten Abmessungen und ordentlicher Qualität sucht, fährt mit dem Golf nach wie vor sehr gut. Die Konkurrenz ist nun aber ungleich größer als in den 1970er und -80er Jahren. Hierzulande gibt es noch einen weiteren Grund, der den Golf so beliebt macht: das Sondermodell Rabbit, welches nur in Österreich erhältlich ist. Dieses gibt es mittlerweile über acht Generationen, beinhaltet beliebte Ausstattungsmerkmale und bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wilfried Weitgasser erklärte das "Phänomen Golf" am Salzburgring so: "Der Golf hat ganze Generationen geprägt und einer Fahrzeugklasse seinen Namen gegeben. Der Golf ist auch das Auto, das Technik demokratisiert und in die Breite gebracht hat." Seit 1974 habe der Golf mit jeder neuen Generation nachhaltig die Mobilitätswelt positiv geprägt, so der Geschäftsführer von Porsche Austria. Und Weitgasser ergänzte: "Der Golf ist der Liebling von Herrn und Frau Österreicher. Es gibt hierzulande wohl niemanden, der noch nicht in einem Golf gesessen ist und sein eigenes, ganz persönliches Erlebnis mit dem Golf zu erzählen weiß. In den letzten fünf Jahrzehnten sind in Österreich über 950.000 Golf neu zugelassen worden und jedes 15. Auto, das einem auf unseren Straßen begegnet, ist ein Golf – eine einzigartige Erfolgsgeschichte."
Programmhighlights
Bei den Feierlichkeiten am Salzburgring gab es neben acht Generationenboxen, in denen das jeweilige Golf Modell inklusive zeitlich passender Deko stand, unter anderem auch Mitfahrmöglichkeiten in noch getarnten Prototypen des Golf 8 R (Hatchback und Variant) sowie in einem alten Rallye-Golf, der von Rallye-Ikone Kris Rosenberger pilotiert wurde. LEADERSNET ließ sich diese seltene Gelegenheit nicht entgehen:
Überarbeiteter Golf 8 feiert Markteinführung
Pünktlich zum Jubiläum startet nun in Österreich die Markteinführung der Faceliftversion des Golf 8. Wie bei VW üblich halten sich die optischen Änderungen in Grenzen. Schließlich ist der Kompaktklassler für sein zeitloses Design bekannt. Unterm Blech und im Cockpit spielt sich mehr ab. So verfügt der Golf u.a. über ein moderneres Infotainmentsystem mit größerem Touchscreen sowie Plug-in-Hybridantriebe (PHEV) mit deutlich erhöhter elektrischer Reichweite. Laut Thomas Schäfer würden PHEVs eine hervorragende Brückentechnologie bieten. Mit ihnen würden auch viele Menschen die Vorzüge von Elektroautos kennenlernen, die für den kompletten Umstieg noch nicht bereit sind.
Thomas Herndl zeigt sich vom Update überzeugt: "Unser neu überarbeiteter Golf 8 bietet allen Kund:innen mit noch frischerem Design, gesteigerter Performance, verbesserten Infotainment-Funktionen und erstmals auch mit dem intuitivem bedienbaren Sprachassistenten IDA auf ChatGPT-Basis jede Menge Neues. Dank des beleuchteten Logo in der Front ist der neue Golf auch bei Dunkelheit und schon aus der Ferne zu erkennen. Wir sind überzeugt, mit dem neuen Golf 8 unsere ausgezeichnete Marktposition festigen zu können".
Zudem verkündete der Markenleiter von Volkswagen Pkw in Österreich eine kleine Überraschung: "Passend zum 50. Geburtstag des Golf wollen wir auch bei unserem Rabbit ein neues Kapitel aufschlagen – erstmals wird dieser teilelektrisch. Der neue Rabbit eHybrid soll in Kürze bestellbar sein und mit einer rein elektrischen Reichweite von über 100 Kilometer perfekt die Brücke zwischen Verbrenner und Elektro schlagen."
Bleibt der Golf heuer am Thron?
Ob die Neuerungen reichen, damit der Golf seinen zurückeroberten Spitzenplatz bei den Neuzulassungen übers ganze Jahr halten wird können, werden die kommenden Monate zeigen. Im Jänner 2025 veröffentlicht die Statistik Austria die offiziellen Zahlen. Spätestens dann werden wir es wissen. Einige interessante Fakten zur Historie des VW Golf sehen Sie bereits jetzt in der Infobox.
Fotos von der Veranstaltung sehen Sie in der Galerie.
www.volkswagen.at
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