Über 444.000 Euro
Dieses Privatradio hätte Robert Kratky mehr bezahlt als Ö3

| Tobias Seifried 
| 18.04.2024

Nun scheint festzustehen, welches Medienunternehmen den "Aufwecker der Nation" mit einer Jahresgage von mehr als 444.000 Euro vom ORF abwerben wollte.

Ende März musste der ORF aufgrund einer Gesetzesnovelle die Gehälter und Namen jener Mitarbeiter:innen offenlegen, die mehr als 170.000 Euro brutto pro Jahr verdienen. Insgesamt sind das 62 Personen, an deren Spitze Robert Kratky mit rund 444.000 Euro steht (LEADERSNET berichtete). Damit verdient der Ö3-Wecker-Moderator sogar mehr, als ORF-Generaldirektor Roland Weißmann (rund 426.000 Euro). Begründet wurde die hohe Gage Kratkys u.a. damit, dass es sich dabei um Marktpreise handle und ihm ein Konkurrenzsender noch mehr geboten hätte.

Nun scheint festzustehen, um welches Medienunternehmen es sich dabei handelt. Verleger Christian W. Mucha hat auf seinem Portal Extradienst einen Artikel mit dem Titel "Die Leiden des Robert Kratky" veröffentlicht.  Mucha stellt von Anfang an klar, dass es sich dabei um kein Interview handelt, sondern um ein persönliches Gespräch (dokumentiertes Telefonat). Kratky sprach dabei u.a. darüber, was ihn seit der Gehaltsoffenlegung und der damit einhergehenden Neiddebatte so alles durch den Kopf gegangen ist.

Fellners wollten Coup für Radio Austria-Start landen

Dabei kam dann auch das Konkurrenzangebot zur Sprache. Laut dem Bericht wurde Kratkys Gage erst danach ordentlich in die Höhe geschraubt - und zwar vom damaligen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Wie Mucha schreibt, habe er nachgeforscht und herausgefunden, dass das Angebot von der Mediengruppe Österreich (Familie Fellner) stammte. Diese ging am 26. Oktober 2019 auf einer österreichweiten Frequenz mit Radio Austria an den Start und die Fellners wollten den Ö3-Star offenbar unbedingt engagieren.

"Zum Gegenangebot zum ORF-Job der Österreich-Gruppe recherchiere ich, dass es da wohl um einiges mehr als nur 500.000 Euro gegangen ist. Nämlich um rund drei Millionen für etliche Jahre. Wobei alleine an Anwaltskosten Tausende Euro angefallen seien, um die entsprechenden Vertragsvorschläge zu prüfen. Was von Kratky schlussendlich – denn er blieb bei Ö3 – dann doch nicht realisiert wurde. Es sei, so erklärt er mir, ethisch wohl nicht in Ordnung gewesen, in Verhandlungen einzutreten, wenn man einen aufrechten und intakten Vertrag mit dem Österreichischen Rundfunk habe. Und wenn es in irgendeiner Form darauf hinausliefe, dass dieser Vertrag nicht erfüllt werden könnte, wenn er bei Radio Austria angeheuert hätte. Das sei nach seinem Dafürhalten ethisch nicht in Ordnung gewesen", schreibt der Extradienst-Verleger. Einen kleinen Coup, der in dem Artikel nicht erwähnt wird, konnten die Fellners dennoch landen (siehe unten).

Kratky selbst hat bereits offiziell angekündigt, dass er seinen ORF-Vertrag, der noch einige Zeit laufe, nicht verlängern werde. Laut Mucha endet dieser 2026. Ab 2027 dürfte man den "Aufwecker der Nation" also nicht mehr auf Ö3 hören.

Klausnitzer statt Kratky

Unabhängig vom Extradienst-Bericht noch kurz zurück zu den Fellners. Diesen ist zum Start von Radio Austria doch noch ein Coup gelungen. Dieser erreichte zwar nicht jene Aufmerksamkeit, die ein Wechsel von Kratky erreicht hätte, aber die Mediengruppe Österreich konnte zumindest Ö3-Wecker-Erfinder Rudi Klausnitzer für sich gewinnen. Konkret moderierte Klausnitzer gemeinsam mit Wolfgang Fellner für einige Zeit die Radio Austria-Morgenshow. Derzeit ist die Mediengruppe Österreich auf der Suche nach einem Käufer für Radio Austria (LEADERSNET berichtete).

www.extradienst.at

www.oe3.orf.at

www.radioaustria.at

wpitzl@wifisalzburg.at
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Wie man alle Medien nutzt um alles zu beschwichtigen?
Aber es gibt auch keine Rechtfertigung für dieses Gehalt!
Noch die Coronahilfen die da ausbezahlt wurden!
Da läuft mächtig eas schief in Österreich!
Mir gefällt das Wort "Neiddebatte" nicht.
Immer wenn es darum geht Unverhältnismäßigkeiten aufzuzeigen - wobei ich mir nicht anmaße zu beurteilen, was im Medienbereich verhältnismäßig ist - kommt dieses Wort.
Es gehört ersatzlos gestrichen - es geht nicht um Neid, sondern darum, vorbehaltlos aufzeigen zu können und Transparenz zu schaffen. Wertfrei.
Die meisten sind es ihm wohl nicht neidig, weil für die Vielen der Unterschied einfach zu groß ist. Da beneidet man eher den Nachbarn und neue Auto,..
Er ist wohl ein gewachsener Sonderfall und ein Anlass auf maßvolle Gehalts Strukturen zu schauen.
Ich bin froh, dass er nicht bei Radio Austria ist und damit die Österreich Gruppe unterstützt, deren journalistischer Beitrag vernachlässigbar ist und aus meiner Sicht keine Bereicherung der Medienlandschaft ist.
Geld lockt eben nur bedingt.
Und in gewissen Positionen sind wohl hohe und sehr hohe Gehälter auch wieder gerechtfertigt, gerade wenn man einen öffentlichen Auftrag hat als Unternehmen, um ein Abwandern zu verhindern, da damit ja auch Wissen und Kontakte verloren gehen.
Danke. Geht mir gleich mit dem Ausdruck.
Mir erschließt sich allerdings der öffentlich-rechtliche Beitrag von Ö3 ohnehin nicht. Da wird doch nur mit zwangsweise abgeführten Mitteln eine ziemlich seichte Hitabspielmaschine mit mittelmäßiger Comedy öffentlich gerechtfertigt, die - kein Wunder bei den Voraussetzungen - ordentlich Reichweite schafft und so den Privaten zu viele Werbeetats wegfrisst.
Ich finde das Wort " Neiddebatte " absolut richtig. Ich würde sogar noch weiter gehen und das Wort Neidgesellschaft in den Raum stellen. Denn das ist Österreich.

Ich gratuliere dem Kratky zu seinem Gehalt.

Zugeben muss ich aber auch,
dass der Zwangsbeitrag für den ORF jenseits von Gut und Böse ist.
MfG
Aliens
Da meines Erachtens nicht der Moderator an sich für eine hohe Quote sorgt, sondern umgekehrt die Reichweite des Kanals die Bekanntheit eines Moderators erhöht, gäbe es mit Sicherheit erheblich günstigere Optionen, die mitunter noch mehr Hörer anlocken könnten. Denn so viele eingefleischte Kratky-Fans gibt es wahrscheinlich gar nicht. Und da sich Menschen üblicherweise um solche Jobs reißen, mit denen sie "berühmt" werden, könnte man ohnehin problemlos "bodennähere" Gehälter auf Steuergeldkosten einführen.

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