Die Verschiebung hin zu einer Ära der Zinssenkungen sei bereits im Gange und werde nun auf eine noch breitere Basis gestellt. In dieser Hinsicht seien die Aussichten für Anleger:innen, vor allem auch für Anhänger des gemischten Portfolios, durchaus positiv. Zu diesem Urteil kam Christian Nemeth, Vorstandsvorsitzender der Zürcher Kantonalbank Österreich AG, bei der Jahresauftaktveranstaltung der Privatbank im Wiener Hotel Park Hyatt.
Inflation geht weiter zurück
"Erfreulicherweise geht der Inflationsrückgang weiter, sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation sind auf dem Rückzug", lautet die Botschaft von Nemeth zum Jahresanfang. In Europa und den USA gehe die Kerninflation langsamer zurück, da sie sehr stark lohngetrieben sei und hier zuletzt hohe Tarifabschlüsse verzeichnet wurden. In Österreich, wo die Inflation eher nach dem Gießkannenprinzip mit Transferzahlungen bekämpft wurde und Preiseingriffe erst spät erfolgten, liegt sie deutlich höher als im EU-Durchschnitt. Im Jänner lag sie laut Schnellschätzung von Statistik Austria bei 4,5 Prozent (LEADERSNET berichtete).
Österreichische Anleger:innen spüren die Inflation im täglichen Leben beim Einkaufen und Bezahlen von Rechnungen, Auswirkungen auf das Portfolio habe es jedoch nicht zwingend. "Unsere Berater:innen helfen dabei, den passenden Anlagemix zu finden und für das richtige Maß an Diversifikation nach Assetklassen, Regionen und Branchen zu sorgen. Inflation ist für unsere Kund:innen daher auf der Veranlagungsebene nur bedingt ein Grund zur Sorge", sagt Vorstandsmitglied und Private Bankerin Silvia Richter.
Ein Blick auf die für die Weltwirtschaft tonangebenden G7-Staaten würde ein klar positives Bild zeigen: Der abkühlende Arbeitsmarkt mindere den Druck auf die Inflation. Arbeitslosenzahlen und offene Stellen näherten sich hier langsam wieder an.
Mehr Zinssenkungen als Zinserhöhungen
Die Entwicklung der Inflation würde die Notenbanken zufrieden stimmen und nachdem der gewünschte Effekt ihrer Politik nun zeitverzögert eintritt, stünden Leitzinssenkungen unmittelbar bevor. "Spätestens das Frühjahr wird daher die ersten Senkungen in den USA und in der Eurozone mit sich bringen. Global gesehen zeigt sich der Paradigmenwechsel bereits deutlich: Erstmals seit der Pandemie sind global betrachtet wieder mehr Zinssenkungen als Zinserhöhungen zu verzeichnen", sagt Christian Nemeth.
Die bevorstehende Senkung der Leitzinsen in den USA und der Eurozone spiegle sich bereits auch in den Märkten wider. Der Kapitalmarkt nehme die ersten Zinssenkungen vorweg und preise diese schon ein. Beispielsweise sei die Rendite zweijähriger US-Treasuries bereits im Sinken. Auch die Finanzierungsbedingungen verbesserten sich wieder, wie etwa am Beispiel der USA ersichtlich: Das BIP-Wachstum steigt. Auf eine milde Rezession folgt in vielen Regionen die Erholung, die etwa Mitte 2024 einsetzen und 2025 voll durchschlagen sollte, so die Finanzexpert:innen.
Auf der Währungsseite habe der Euro kurzfristig wenig Vorteile, im Jahresverlauf 2024 werde sich die Lage positiver gestalten. Der US-Dollar und der Schweizer Franken bleiben demnach sichere Häfen. Beim Franken hänge das insbesondere damit zusammen, dass die SNB als eine der wenigen Notenbanken in den letzten zehn Jahren ihr Inflationsziel erfüllen konnte und derzeit unter zwei Prozent liegt. Die Inflation habe sich auch deswegen in Grenzen gehalten, weil das Land im Energiebereich weitgehend unabhängig von fossilen Rohstoffen ist.
Gute Vorzeichen fürs gemischte Portfolio
Es lohne sich 2024 wieder richtig, in Anleihen und Aktien zu investieren, auch wenn zu Beginn noch ein wenig Vorsicht angebracht ist, unterstreicht Nemeth: "Zu Jahresbeginn favorisiert die Zürcher Kantonalbank Österreich Anleihen und ist hier leicht übergewichtet. Auf der Aktienseite sind wir zunächst noch neutral eingestellt und werden den Fokus bei der Aktienauswahl mit dem Aufschwung der Wirtschaft später in Richtung 'Zykliker' drehen. Im Verlauf des Jahres peilt die Bank ein leichtes Aktienübergewicht an."
"Insgesamt erwarten wir ein gutes Anlagejahr. Anfang 2024 ist eine offensive Ausrichtung noch nicht zu empfehlen, während mit Fortdauer des Jahres eine mutigere und aktivere Vorgehensweise – vor allem im Aktienbereich – durchaus angebracht ist", so der Vorstandsvorsitzende der Zürcher Kantonalbank Österreich AG abschließend.
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