Arbeitsmarkt-Kompass
Was sich die Österreicher von ihrem Job erwarten

| Redaktion 
| 23.01.2024

Hat die 40-Stunden-Woche ausgedient? Und welche Rollen spielen Home-Office und Work-Life-Balance bei der Jobsuche? Eine neue Umfrage liefert Insights zur Stimmung am Arbeitsmarkt.

Am Arbeitsmarkt bleibt aktuell kein Stein auf dem anderen, der Fachkräftemangel und die 4-Tage-Wochen bestimmen den Diskurs. Der Fokus verschiebt sich zunehmend weg von traditionellen hin zu flexibleren Arbeitsmodellen. Worauf die heimischen Beschäftigten im Berufsleben Wert legen, wie, wo und wann sie arbeiten möchten und wie sie die Stimmung am Arbeitsmarkt wahrnehmen, zeigt die erste Auflage des Arbeitsmarkt-Kompass von Marketagent in Kooperation mit Leitbetriebe Austria. Die erste Auflage des Arbeitsmarkt-Kompass mit den Daten von 1.158 Befragten aus dem 4. Quartal des Vorjahres liegt nun vor. 

34-Stunden-Woche für viele Idealvorstellung

Modelle wie die 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich heizen die Diskussion um die Arbeitszeit pro Kopf weiter an. Die Ergebnisse der Umfrage legen nahe, dass die klassische 40h-Woche für viele Österreicher:innen ausgedient hat. Im Durchschnitt würde man ein wöchentliches Arbeitsvolumen von rund 34 Stunden bevorzugen. Bei Frauen liegt die ideale Dienstzeit etwas niedriger – konkret bei 30,8 Stunden (Mittelwert; Männer: 36,3h). Dieser Geschlechterunterschied wird darauf zurückgeführt, dass der Großteil der unbezahlten Care-Arbeit hierzulande immer noch auf den weiblichen Schultern lastet.

 

 Im Durchschnitt würde man ein wöchentliches Arbeitsvolumen von rund 34 Stunden bevorzugen. © Marketagent/Leitbetriebe Austria

Hybrid-Working als gefragter Mix

Die heimischen Arbeitnehmer:innen bevorzugen in Sachen Home-Office eine gesunde Mischung. Jene, die grundsätzlich die Möglichkeit zur Arbeit von zuhause aus haben, wünschen sich im Schnitt einen Remote-Work-Anteil von 39 Prozent, was bei einer klassischen 5-Tage-Woche rund 2 Home-Office-Tagen entspricht. Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender Leitbetriebe Austria, bestätigt den Trend: "Wie auch unsere Studie 'Zukunft der Arbeit' gezeigt hat, ist der Arbeitsmarkt im Wandel und der Wunsch nach Flexibilität nach wie vor ungebrochen. Es liegt an den Unternehmen, die passenden Voraussetzungen zu schaffen und Lösungen zu bieten."

 

Die Beliebtheit des Home-Offices hängt im Pendlerland Österreich nicht zuletzt auch mit dem Anfahrtswegs zusammen. In der Umfrage legen die Befragten ihre persönliche Schmerzgrenze beim täglichen Arbeitsweg mit durchschnittlich 23,9 km fest. © Marketagent/Leitbetriebe Austria

 

Flexibilät von Arbeitgeber:innen verlangt

In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt wird die Work-Life-Balance immer mehr zu einem zentralen Thema. Vor die direkte Wahl gestellt, gibt die Mehrheit der Befragten der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf (73 Prozent) klar den Vorzug gegenüber der Karriere (27 Prozent). Work-Life-Balance ist somit nicht nur ein modisches Schlagwort, sondern ein fundamentaler Aspekt der modernen Arbeitskultur. "Engagement und Leistung sind also durchaus noch Tugenden, die hochgehalten werden. Dennoch zeigen unsere Daten, dass sich der Fokus zunehmend weg von traditionellen Karrieremustern hin zu flexibleren Arbeitsmodellen verschiebt", erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent. 

Work-Life-Blending

Die Bedeutung der klaren Trennung zwischen Job- und Privatleben befindet sich ebenfalls im Umbruch. Während sich Millennials, Generation X und Babyboomer noch deutlich für eine klare Unterscheidung von Arbeit und Freizeit aussprechen, darf es für die Generation Z ruhig zu einem Verschmelzen dieser beiden Lebensbereiche kommen. Der neue Trend Work-Life-Blending lässt grüßen.

Streitpunkt Überstunden

Bei dem Thema Überstunden scheiden sich die Geister. Einerseits geben fast 9 von 10 Befragten an, dass sie gerne Mehrarbeit leisten, sofern diese abgegolten wird. Andererseits sind 84 Prozent der Ansicht, dass Überstunden eine Ausnahme sein sollten. Insbesondere Personen mit niedrigerer Ausbildung sehen Überstunden auch als willkommenes Mittel, um das Gehalt aufzubessern.

Hohe Jobwechselbereitschaft in der Generation Z 

Die überwiegende Mehrheit der befragten Arbeitnehmer:innen ist mit dem aktuellen Job zufrieden (81 Prozent). Dennoch berichtet etwas mehr als ein Drittel eine grundsätzliche Bereitschaft zur beruflichen Veränderung (35 Prozent), jede:r Elfte will sogar unbedingt wechseln. Am höchsten ist die Wechselbereitschaft in der Generation Z ausgeprägt – in dieser Gruppe ist fast die Hälfte offen für Neues (47 Prozent). "Knapp ein Drittel der Arbeitnehmer:innen ist wechselbereit. Durch Strukturoptimierung und mehr Rollenklarheit mit weniger Schnittstellenproblemen kann die Zufriedenheit und Loyalität dem Unternehmen gegenüber gesteigert werden. Auch der persönlichen Entwicklung im Job sollte mehr Beachtung geschenkt werden", sagt Maximilian Forstner, Senior Manager BDO Consulting. Zwei Drittel gehen davon aus, dass es für sie aktuell sehr oder eher leicht wäre, eine neue Anstellung zu finden. 

© Marketagent/Leitbetriebe Austria

Gehalt ist ausschlaggebend bei der Jobsuche

Bei der Suche nach einem neuen Job stehen für die heimischen Arbeitnehmer:innen Gehaltsüberlegungen an erster Stelle. Ein guter Lohn bzw. faire Bezahlung sind für 69 Prozent unabdingbar. Im Prioritätenranking dahinter folgen ein gutes Arbeitsklima (57 Prozent) und Wertschätzung (43 Prozent). Frauen legen bei der Jobsuche signifikant mehr Wert auf Flexibilität, beispielsweise was den Remote-Anteil oder die Arbeitszeiten betrifft.

www.marketagent.com

www.leitbetriebe.at

www.bdo.at

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