Schon 771-mal wurde der Jedermann in Salzburg aufgeführt und er hat nichts von seiner Faszination und Anziehungskraft verloren. Der gebürtige Kanadier Robert Carsen, der bereits an allen großen Bühnen der Welt gearbeitet hat, wird 2024 die Zügel in Hand nehmen.
Immerwährend aktuell
Über den Jedermann-Erschaffer Hugo von Hofmannsthal sagt Carsen: "Ich sehe in Hofmannsthal den bewussten und unbewussten Meister des Zeitgeistes, der stets in Verbindung mit den sozialen, psychologischen und politischen Entwicklungen seiner Gegenwart stand. Wir Menschen sind nicht imstande, den eigenen Tod wirklich zu begreifen. Er bleibt zumeist etwas, das anderen widerfährt. Wenn es aber für uns selbst ans Sterben geht, dann ist es immer zu früh. Warum ist das so, und woran halten wir so verzweifelt fest, wenn wir uns ans Leben klammern? Es ist sind unter anderem diese Fragen, die im Jedermann erkundet werden. Das Stück bezieht seine Kraft und Resonanz daraus, dass seine Thematik – wenn auch in kodifizierter Form erzählt – jeden und jede einzelne im Publikum betrifft, jedes Jahr, bei jeder Vorstellung. Das lässt sich nicht über alle Theaterstücke sagen."
Wie die Neuinszenierung im Detail aussehen wird, lässt Carsen noch offen. Dass es Änderungen im Vergleich zur letzten Inszenierung geben wird, scheint aber klar: "Wir dürfen nicht vergessen, dass das Stück sich zwar mit Inhalten beschäftigt, die uns heilig sind, dass es selbst aber kein Heiligtum ist – und weder Hofmannsthal noch Reinhardt hätten wohl gewünscht, dass man es als solches behandelt. Es feiert das Leben, indem es den Tod annimmt, als wäre es Tauffest und Trauerfeier in einem. Jedermann ist eine Zusammenfassung, eine Metapher und eine Allegorie des Lebens."
V.l.n.r.: Das neue Jedermann Team: Deleila Piasko als Buhlschaft, Regisseur Robert Carsen und Jedermann Philipp Hochmair © SF/Jan Friese
Die neue Buhlschaft
Deleila Piasko, geboren 1991 in der Schweiz, war von 2019–2022 Ensemblemitglied des Burgtheaters. 2022 spielte sie die antifaschistische Kämpferin "Lisa Fittko" in Netflix-Serie Transatlantic. Aktuell steht Deleila Piasko in Lili vor der Kamera, einer Verfilmung von Arthurs Schnitzlers Novelle Fräulein Else.
Lebensrolle Jedermann
Philipp Hochmair studierte am Max Reinhardt Seminar in Wien in der Meisterklasse von Klaus Maria Brandauer sowie am Conservatoire National Supérieur d'Art Dramatique in Paris. Kurzfristig sprang er 2018 bei den Salzburger Festspielen für die Titelrolle des Jedermann ein und wurde dafür von Publikum und Kritik gefeiert.
Hochmair zu seiner neuen alten Rolle: "Jedermann ist für mich so etwas wie eine Lebensrolle geworden. Die Geschichte vom Leben und Sterben des reichen Mannes ist ein eindringliches Gesamterlebnis und macht Jedermann als Zeitgenossen erkennbar, der in seiner unstillbaren Gier nach Geld und Rausch förmlich verglüht. Die Kernfrage ist zeitlos und ewig gültig: ,Was bleibt von meinem Leben, wenn es ans Sterben geht?'"
Jedermann Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes
Domplatz / Großes Festspielhaus
Robert Carsen Regie
Robert Carsen und Luis F. Carvalho Bühne
Luis F. Carvalho Kostüme
Robert Carsen und Giuseppe di Iorio Licht
Rebecca Howell Choreografie
Deleila Piasko Buhlschaft
Philipp Hochmair Jedermann
Andrea Jonasson Jedermanns Mutter
Christoph Luser Jedermanns guter Gesell / Teufel
Kathleen Morgeneyer Werke / Ein armer Nachbar
Joseph Lorenz Schuldknecht
Nicole Beutler Des Schuldknechts Weib
Dominik Dos-Reis Tod
Kristof van Boven Mammon
Christoph Krutzler Dicker Vetter
Julia Windischbauer Glaube
Premiere: 20. Juli, 21.00 Uhr
Bis einschließlich 2023 wurde der Jedermann 771-mal aufgeführt.
Kartenbestellungen für Jedermann sowie das Festspielprogramm 2024 ab 6. Dezember 2023 unter www.salzburgerfestspiele.at
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