Im Autohandel bahnt sich eine neue Rabattschlacht an

| Tobias Seifried 
| 10.10.2023

In den ersten neun Monaten 2023 gibt es bei den Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr ein Plus, was aber vor allem am Auftragsbestandsabbau liegt. Laut dem Chef der in Österreich dominierenden VW-Konzernmarken steht die Branche vor einem Preiskampf, der auch vor E-Autos keinen Halt machen dürfte. Wir zeigen zudem die Top 10 der heuer meistverkauften Automarken und -modelle.

Die Statistik Austria hat am Dienstag die aktuellen Zahlen der Neuwagenverkäufe veröffentlicht. Dabei zeigt sich, dass hierzulande in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 insgesamt 182.886 neue Pkw zum Verkehr zugelassen wurden - um 12,1 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Anstieg beruht vor allem auf der steigenden Beliebtheit von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben.

Markt spiegle nicht die aktuelle Situation wider

Experten warnen aber, dass die an sich erfreulichen Zahlen nicht der aktuellen Marktlage entsprechen würden. Denn bei vielen der nun neu zugelassenen Autos handelt es sich um im Vorjahr bestellte Fahrzeuge, die aufgrund der langen Lieferzeiten erst jetzt den Weg zu den Kund:innen finden. Viele Hersteller profitieren aktuell vom Auftragsbestandsabbau, verzeichnen gleichzeitig aber eine sinkende Nachfrage. Hier dürften sich mittlerweile - wie in anderen Branchen - die hohe Inflation und die steigenden Kreditzinsen negativ bemerkbar machen. Im September 2023 sind die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr bereits zurückgegangen.

"Mit dem Minus im September haben wir im heurigen Jahr ein erstes Mal ein Abflachen der Neuzulassungszahlen im vom Auftragsbestandsabbau getriebenen Markt erfahren. Dank der neuzulassungsstärkeren Vormonate liegt der heimische Pkw-Markt kumuliert noch klar über dem Vorjahr, aber das für das Autojahr 2023 angenommene Wachstum auf 250.000 Fahrzeuge ist nur noch schwer erreichbar", fasst Hans Peter Schützinger, Sprecher der Geschäftsführung der Porsche Holding Salzburg, die ersten neun Monate des heurigen Jahres zusammen.

Rabattschlacht im Anmarsch

Schützinger ist quasi der Herr über die Volkswagen Konzernmarken (VW, Audi, Skoda, Seat, Cupra, Porsche, etc.) in Österreich. Diese haben bislang übers Jahr gesehen geschlossen von der Marktentwicklung profitiert und sowohl stückzahl- als auch marktanteilsmäßig zulegen können. Kumuliert konnten sie hierzulande 73.605 Fahrzeuge neu zulassen und einen Marktanteil von 40,3 Prozent erzielen.

Freude löst das bei Schützinger aber nicht aus: "Die toxische wirtschaftliche Gemengelage mit hoher Inflation, steigenden Zinsen und Rezessionsängsten spiegelt sich leider 1:1 auf dem Automarkt wider. Die Branche versucht wieder mit Incentives und steigenden Rabatten der schwierigen Absatzsituation entgegenzuwirken. Eine gefährliche wirtschaftliche Entwicklung, die sich gerade bei den konstant niedrigen Stückzahlen, direkt auf die Ergebnisse des Handels niederschlägt."

Damit dürfte es auch in dieser Branche schon bald heißen "des einen Leid ist des anderen Freud". Denn für Neuwagen-Käufer:innen bedeutet diese Einschätzungen nichts anderes als eine neuerliche Rabattschlacht, wie wir sie bereits vor Corona erlebt haben. Diese dürfte auch vor Elektroautos nicht Halt machen (siehe letzten Absatz).

Boom bei alternativen Antrieben

Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas sagt zu den am Dienstag veröffentlichten Zahlen: "Der Automarkt hat dieses Jahrspürbar an Fahrt gewonnen: Bis September 2023 sind 12 Prozent mehr Neuwagen zugelassen worden als in den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Den höchsten Zuwachs gab es mit +34,8 Prozent bei alternativ betriebenen Pkw, die im Zeitraum Jänner bis September 2023 mit 47,2 Prozent fast die Hälfte aller Pkw-Neuzulassungen ausmachten. Die Neuzulassungen von Verbrennern gehen hingegen seit mehreren Monaten zurück."

Konkret wurden zwischen Jänner und September 2023 um 44,8 Prozent mehr rein elektrisch betriebene Pkw (34.894; Anteil: 19,1 Prozent) neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum, wovon 21,2 Prozent auf private Fahrzeughalter:innen und 78,8 Prozent auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften entfielen. Der Anteil von Firmenkund:innen bei den reinen Stromern ist also nach wie vor hoch. Bei den Dieselautos sieht es aber nicht anders aus. Insgesamt war heuer bisher somit knapp jedes fünfte Auto mit reinem E-Antrieb ausgestattet. Die Neuzulassungen von Pkw mit Benzin-Hybridantrieb (40.442; +35,3 Prozent; Anteil: 22,1 Prozent) und Diesel-Hybridantrieb (11.026; +10,0 Prozent; Anteil: 6,0 Prozent) sind im Vergleich zu Jänner bis September 2022 ebenfalls gestiegen. Insgesamt wurden 86 382 Pkw (+34,8 Prozent; Anteil: 47,2 Prozent) mit alternativen Antriebssystemen neu zugelassen. 

Die Neuzulassungen von konventionell betriebenen Fahrzeugen sind im Jahresvergleich leicht zurück gegangen. Für Benziner (60.044; Anteil: 32,8 Prozent) wurde ein Rückgang von 3,3 Prozent und für Selbstzünder (36.460; Anteil: 19,9 Prozent) ein Rückgang von 1,6 Prozent beobachtet.

Top 10 Marken

Unter den zehn wichtigsten Pkw-Marken entfiel auf die Volkswagen Kernmarke ein Anteil von 14,3 Prozent. Dahinter folgen Skoda mit 9,9 Prozent, BMW mit 7,0 Prozent und Audi mit einem Anteil von 6,8 Prozent. Im Vergleich zum Zeitraum Jänner bis September 2022 wurden mehr Pkw-Neuzulassungen bei Audi (+26,5 Prozent), Skoda (+25,3 Prozent), Seat (+22,4 Prozent), Dacia (+18,5 Prozent), Toyota (+15,0 Prozent), BMW (+12,6 Prozent), VW (+10,7 Prozent), Mercedes (+5,8 Prozent) und Kia (+3,5 Prozent) beobachtet.

 

Stück

 Marktanteil 

1. VW

26.125

14,3

2. Skoda

18.138

9,9

3. BMW

12.875

7,0

4. Audi

12.394

6,8

5. Seat

9.800

5,4

6. Mercedes

9.265

5,1

7. Toyota

7.597

4,2

8. Hyundai

7.270

4,0

9. Dacia

7.060

3,9

10. Kia

6.977

3,8

Top 10 Modelle

Im Modellranking ist die Dominanz des VW-Konzerns sichtbar. Mit VW Golf, Tiguan und Caddy, Skoda Octavia und Enyaq sowie Seat Ateca kommen gleich sechs der zehn meistverkauften Autos aus diesem Unternehmen. Das Tesla Model Y schafft es im Gesamtranking auf Platz 2, was die große Beliebtheit dieses Stromers unterstreicht. Ansonsten ist nur noch der Enyaq als reines E-Auto unter den Top 10 vertreten. Toyota Yaris, BMW X1 und Dacia Sandero waren in den ersten neun Monaten ebenfalls sehr beliebt. 

 

Stück

 Marktanteil 

1. Skoda Octavia

5.480

3,0

2. Tesla Model Y

5.069

2,8

3. VW Golf

4.017

2,2

4. Toyota Yaris

3.282

1,8

5. VW Tiguan

2.994

1,6

6. BMW X1

2.796

1,5

7. Dacia Sandero

2.770

1,5

8. Seat Ateca

2.729

1,5

9. VW Caddy

2.597

1,4

10. Skoda Enyaq

2.482

1,4

Top 5 Elektroautos

Bei den reinen Stromern (BEVs) hat von Jänner bis September 2023 natürlich das Tesla Model Y die Nase vorn. Auf Platz zwei reiht sich - wie erwähnt - mit Respektabstand der Skoda Enyaq ein. Hinter dem Führungsduo landen drei weitere Fahrzeuge aus dem VW-Konzern in den Top 5: Cupra Born, VW ID.4 und Audi Q4 e-tron.

Laut Hans Peter Schützinger basiere aber auch der hohe Anteil an Elektro-Neuzulassungen nach den ersten neun Monaten analog zum Gesamtmarkt auf dem kontinuierlichen Abbau der Auftragsbestände. "Die aktuelle Konjunkturschwäche wird auch vor der E-Mobilität keinen Halt machen. Wenn die bestehenden Auftragsbestände im BEV-Segment abgebaut sind, werden wir hier ebenso eine Verlangsamung aufgrund der schwachen Absatzsituation sehen", so der Sprecher der Geschäftsführung der Porsche Holding Salzburg. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Branche ehestmöglich Klarheit über das Fördermodell für das Jahr 2024 erhalte, da die notwendige, nachhaltige Marktdurchdringung der E-Mobilität in großem Umfang von staatlichen Incentives forciert werde. "Das gilt in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen umso mehr", so Schützinger abschließend.

www.statistik.at

www.porsche-holding.com

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