LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Stelzig, IDnow ist aus Online-Verträgen nicht mehr wegzudenken. Leasing-Verträge, Kredite, Bankkonten-Eröffnungen – all diese Themen benötigen eine sichere Identitätsprüfung. Erzählen Sie uns bitte ein wenig über den Vorgang und Ihr Unternehmen.
Uwe Stelzig: IDnow ist ein führender Plattformanbieter für Identitätsprüfung in Europa mit der Vision, die vernetzte Welt sicherer zu machen. Dafür bietet IDnow eine Plattform mit einem breiten Portfolio an Lösungen zur Identitätsverifizierung: diese reichen von automatisiert bis menschlich unterstützt, von rein online bis zum Point-of-Sale und sind jeweils für die Konversionsrate und Sicherheit der Nutzer optimiert. Sie eignen sich damit für Anwendungsfälle aus den verschiedensten Branchen – klassisch aus dem Finanz- und Bankenwesen, dem Tourismus, der Telekommunikation, Mobility oder dem eCommerce. Bei IDnow steht die Betrachtung dessen, was heute noch unmöglich erscheint, aber zukünftig realisierbar sein könnte, im Fokus unseres Denkens und Handelns.
Wir gehören zu den Vorreitern im Bereich der digitalen Identitäten, weil unsere Lösungen nicht nur intuitiv konzipiert sind, sondern auch keine Kompromisse in Sachen Geschwindigkeit oder Sicherheit zulassen. Unsere Kunden, das heißt Banken, Mobilitätsdienstleister oder Hotels, können innovative digitale Erlebnisse schaffen, ohne bei der Benutzerverifizierung eingeschränkt zu sein. Und Endnutzer fühlen sich in ihrem Alltag nicht ausgebremst: Mit unseren Lösungen zur Identitätsüberprüfung, wie VideoIdent, der eID oder unseren KI-basierten, vollautomatisierten Lösungen, lassen sich Identitäten auf die vom Endkunden bevorzugte Weise belegen. Und Unternehmen können dadurch in wenigen Augenblicken verlässliche, qualifizierte Entscheidungen treffen.
LEADERSNET: Seit wann gibt es IDnow und wer gehört zu Ihren Kunden?
Stelzig: IDnow wurde 2014 von Armin Bauer, Felix Haas, Sebastian Bärhold und Dennis von Ferenczy in München gegründet. 2021 hat IDnow den französischen Marktführer für Identitätsprüfungstechnologie, ARIADNEXT, erworben, sowie den deutschen Anbieter für Identitätsprüfung identity Trust Management AG aus Düsseldorf. Dadurch bietet IDnow seinen Kunden eines der breitesten Portfolios an Lösungen zu Identitätsprüfung über eine einzige, integrierte Plattform hinweg.
Unser Portfolio von mehr als 900 internationalen Kunden umfasst eine Vielzahl von Branchen und beinhaltetet führende internationale Unternehmen wie UniCredit, Telefonica, Sixt, Crédit Agricole, BNP, und Munich Re sowie digitale Champions wie N26, Solarisbank, Younited Credit, Boursorama, Klarna und Tier mobility.
LEADERSNET: Wird der Bereich Online-Identitätsprüfung mehr oder weniger? Wie entwickelt sich der Markt?
Stelzig: Der Markt der Identitätsprüfungen entwickelt sich stetig weiter. 2022 beispielsweise konnten wir den Umsatz mit unserem KI-gestützten, automatisierten Lösungsportfolio im Vergleich zum Vorjahr um 52 Prozent steigern. Besonders drei Sektoren haben das Wachstum in diesem Bereich vorangetrieben: Finanzdienstleistungen, Telekommunikation sowie der Mobilitäts- und Reisesektor. Insbesondere die Reisebranche stand durch die Pandemie in den letzten Jahren vor enormen Herausforderungen und will sich daher transformieren, um ein vollständig digitales Reiseerlebnis zu bieten. Die digitale Identitätsprüfung wird dort, wie auch in anderen Branchen bereits geschehen, zu einem wesentlichen Bestandteil der Onboarding-Prozesse bei der Buchung oder beim Check-in.
Auch bei anderen Lösungen sehen wir ein starkes Wachstum. 2022 konnten wir einen Anstieg der Transaktionen mit der deutschen Online-Ausweisfunktion (eID) um mehr als den Faktor vier verzeichnen. Damit wächst die eID-Nutzung bei uns deutlich schneller als die bundesweiten eID-Transaktionszahlen. Bei der eID wurde das Wachstum vor allem von den höher regulierten Branchen wie dem Finanz- und dem eGovernment-Sektor getragen. Der elektronische Personalausweis mit der NFC-basierten (Near Field Communication) Online-Ausweisfunktion kann dort seine Vorteile ausspielen. Die Betrugsprävention bei dieser Methode ist besonders hoch, da der im Personalausweis integrierte Chip äußerst fälschungssicher ist.
Trotz der zuletzt positiven Entwicklungen liegt die Durchdringungsrate dieser Identifizierungsmethode in der deutschen Bevölkerung weiterhin auf niedrigem Niveau. Unser Digital Identity Index 2023 hatte kürzlich gezeigt, dass die eID-Funktion auch über zehn Jahre nach ihrer Einführung in der Breite kaum genutzt wird. Laut der YouGov-Umfrage haben nur acht Prozent der Bevölkerung sie schon mal eingesetzt. Private Identifizierungslösungen wie Videoidentifizierung in einem Videochat (38 Prozent) oder die Vor-Ort-Identifizierung (40 Prozent) dominieren den deutschen Markt weiterhin.
Mit unserem Plattformansatz sehen wir uns allerdings für sämtliche Entwicklungen im Markt sehr gut gerüstet. Denn es wird in der Identitätsprüfung nie die eine, dominante Lösung geben. Die Bedürfnisse von jüngeren, älteren, technisch versierten oder weniger versierten Menschen werden sich immer voneinander unterscheiden. Deshalb setzen wir bei IDnow auf eine breite Auswahl an verschiedenen Identifizierungslösungen, um alle Bürgerinnen und Bürger abzuholen.
LEADERSNET: Wie sicher ist Ihr System und inwiefern wird die Identitätsprüfung in Zukunft ausgebaut?
Stelzig: Wir entwickeln unsere Produkte seit der Einführung im Markt, auch in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und Regulatoren, kontinuierlich weiter und nutzen unsere jahrelange Erfahrung aus der Praxis. Dazu gehört es, unsere Systeme mit Blick auf deren Einsatz und ihre Sicherheit zu verbessern und in Ergänzung zum Status quo stets technische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und diese in den Sicherheitsaspekten unserer Verfahren zu berücksichtigen. Wir prüfen all unsere Identifizierungsverfahren in regelmäßigen Abständen auf ihre Sicherheit und setzen dafür u. a. auf Methoden wie externe Penetrationstests, Vulnerability Scans, manuelle Code Reviews sowie automatisierte Code Scans. Zudem durchläuft IDnow regelmäßige Sicherheitszertifizierungen und Audits von verschiedenen Regulierungsbehörden.
In Zukunft sehen wir die größten Entwicklungen in der Identitätsprüfung im Bereich der Identity Wallets. Die eIDAS 2.0 Verordnung soll die Identitätsprüfung auf europäischer Ebene regeln. Durch diese Verordnung sollen die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit erhalten, ihre verifizierte, digitale Identität auf ihrem Smartphone sicher abzuspeichern und für verschiedene Anwendungsfälle zu nutzen. Die ID Wallet soll sowohl die Identifizierung (Wer ist der Nutzer?) als auch die Authentifizierung (Ist es ein bereits bekannter Nutzer?) von Bürgern in der digitalen Welt beschleunigen, vereinfachen und zusätzlich absichern. Auch IDnow bietet mit der IDnow Wallet eine einfache und kosteneffiziente Wallet-Lösung – die nächste Generation der digitalen Identität.
LEADERSNET: KI ist derzeit in aller Munde: Wie sehr spielt KI in Ihrem Bereich eine Rolle? Wird KI früher oder später die Identitätsprüfung übernehmen?
Stelzig: KI spielt in unserem Geschäft schon seit einigen Jahren eine große Rolle. Viele unserer Lösungen basieren zumindest teilweise auf KI-Anwendungen. In ihnen werden mittels Deep-Learning-Technologie Dokumentinformationen in Echtzeit extrahiert und analysiert. In wenigen Sekunden erhalten Kunden dadurch Klarheit über die Echtheit und Gültigkeit des Ausweisdokuments. Ist die Analyse unvollständig, übernehmen unsere Betrugsexperten.
Allgemein kann KI ungemein nützlich sein im Kampf gegen Internet-Scammer und Finanzbetrüger. Immer mehr Unternehmen vertrauen deshalb auf entsprechende Werkzeuge, um ihre KYC-Prozesse (Know Your Customer) zu digitalisieren und die Legitimität von Zugriffen zu überprüfen. Mit KI-basierten Tools lassen sich Analyse und Verarbeitung von Benutzerdaten sowie Transaktionen automatisieren. In fraglichen Fällen kommen weiterhin menschliche Expertinnen und Experten zum Einsatz, um die Identifizierung zu überprüfen.
www.idnow.io
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