Die letzten Tage der gedruckten Wiener Zeitung sind gezählt. Am 8. August 1703 erschien sie unter dem Namen Wien(n)erisches Diarium zum ersten Mal, in rund zwei Wochen ist sie Geschichte: Am 30. Juni 2023 erscheint die Wiener Zeitung, wie sie ab 1780 hieß, zum letzten Mal in gedruckter Form (LEADERSNET berichtete). Zukünftig soll die republikseigene Tageszeitung nur noch als öffentlich gefördertes Onlinemedium erscheinen.
Die Republik soll jährlich 7,5 Millionen für das neue Onlinemedium ausgeben. Weitere sechs Millionen sind für eine Journalistenausbildung vorgesehen, drei Millionen für eine Veröffentlichungsplattform. Das mache die Wiener Zeitung jedoch abhängig von den Budgets der Regierung, heißt es von Kritiker:innen. Zu diesen zählt auch Gerhard Walter von andacht.at.
"Beschämendes Ende"
"Welch bewegte Geschichte und was für ein beschämendes Ende," sagt Gerhard Walter. "Die Wiener Zeitung war die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt und nahm in der Mediengeschichte Österreichs eine besondere Stellung ein." Die Regierung habe laut ihm vorsätzlich eine Qualitätszeitung vernichtet. Um die Kritik zu untermauern, wurde ein Partezettel erstellt.
© andacht.at
Begründung für das Aus
Am 19. April stimmten ÖVP und Grüne im Verfassungsausschuss des Nationalrats für das Medienpaket der Bundesregierung. Das Paket sah eine neue Qualitätsjournalismusförderung, verschärfte Transparenzbestimmungen und auch das Aus der Wiener Zeitung in der jetzigen Form vor. Am 27. April wurde im Nationalrat das "Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes" beschlossen, womit die bisherigen Pflichtveröffentlichungen in der Wiener Zeitung abgeschafft wurden – die finanzielle Basis für die gedruckte Tageszeitung ist damit nicht mehr vorhanden.
Die zuständige Medienministerin Susanne Raab verweist auf den digitalen Transformationswandel in der Medienbranche. Die Politik müsse die Gesetze diesem Wandel anpassen, so Raab. Durch die Abschaffung der Veröffentlichungspflicht habe man sich für "neue Wege" entschieden. Die Marke Wiener Zeitung bleibe jedoch auch durch die neue Ausrichtung erhalten, verteidigen ÖVP und Grüne ihre Entscheidung.
Kondolenzbuch und Stellungnahme des ÖJC
Für alle, die sich von der Wiener Zeitung verabschieden möchten, hat andacht.at bereits jetzt ein Kondolenzbuch online gestellt. Die Stellungnahme des Österreichischer Journalisten Clubs können Sie hier nachlesen.
www.wienerzeitung.at
www.andacht.at
Nach 320 Jahr
wie die WIENER ZEITUNG eine Traditionszeitung es war...
Wie oft musste ich dienstlich die Insolvenzen beruflich durckackern,
Und nun das Licht ist aus..
Zu Grabe getragen das Tradionsblatt.
"A schene Leich..." wie der Wiener sagt...
Wir werden dich vermissen und
hoffen
mit den letzten Exemplaren zumindest künstlerisch am Leben zu erhalten..
In Erinnerung Gabriele Simic 16.06.2023
Und ich "habe" kein Abo der WZ, aber ich "hatte" eines.
Abgesehen davon, daß es Sie nichts angeht, halte ich Ihren Kommentar für deplaziert.
Wenn der Text aber provozieren sollte, dan fehlt ihm dazu der Biß.
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