Bundeskanzler Karl Nehammer hat am Mittwoch einen sogenannten Autogipfel ausgerichtet. Dabei diskutierten Expert:innen unterschiedlicher Branchen über die Zukunft der Mobilität. Die österreichischen Automobilimporteure sowie der ÖAMTC waren ebenfalls eingeladen - beide begrüßen das Treffen. Erstere wiesen im Anschluss darauf hin, dass so gut wie alle Fahrzeughersteller bzw. -importeure die Transformation im Mobilitätsbereich laufend vorantreiben.
E-Fuels für den Fahrzeugbestand
"Elektrifizierung, Vernetzung und automatisiertes Fahren sind nach wie vor die Schlagwörter der Zukunft in der Automobilindustrie. Wichtig sind dabei eine technologieoffene Forschung und Entwicklung, um Innovationen sicherzustellen und den Standort zu stärken. Die größten Herausforderungen für die Automobilindustrie sind jedenfalls die strengen Klimaschutzziele der EU mit den Bestrebungen, den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors signifikant zu senken. Alle Hersteller setzen auf elektrifizierte Antriebe und bringen immer mehr Zero Emissionen-Fahrzeuge auf die Straße, um die strengen CO2-Vorgaben der EU zu erfüllen. Es darf aber nicht auf andere alternative Antriebsformen wie z. B. Wasserstoff oder eben auch E-Fuels für den Fahrzeugbestand vergessen werden", meint Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure am Rande des Autogipfels.
Um die Transformation voranzutreiben sei es aber unerlässlich, massive Verbesserungen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und bei der Transparenz der Abrechnungssysteme vorzunehmen. Hier sei nach wie vor die Politik gefordert, einerseits den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu forcieren und andererseits Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass der derzeitige Tarifdschungel beim Laden einfacher und verbraucherfreundlich wird. Des Weiteren müsse es Schwerpunktsetzungen bei den Ausbildungsinitiativen im Hochvoltbereich und bei der Attraktivierung dieses Berufsbildes geben.
Individuelle motorisierte Mobilität müsse leistbar bleiben
Die Automobilwirtschaft bekenne sich zum Klimaschutz und arbeite mit Hochdruck an sauberen und effizienten Technologien, so Kerle. "Jedoch muss die individuelle motorisierte Mobilität leistbar bleiben. Denn ein massiver Rückgang im Markt hat auch massive volkswirtschaftliche Implikationen. Die Automobilwirtschaft ist Leitbranche der produzierenden Wirtschaft in Österreich. Rund 350.000 Österreicherinnen und Österreicher finden rund um das Automobil eine Beschäftigung. Sie generiert jährlich 30 Milliarden Euro Wertschöpfung und erwirtschaftet einen totalen Produktionswert von rund 71 Milliarden Euro. Wenn die Automobilwirtschaft schwächelt, dann hat das weitreichende Folgen für die gesamte Wirtschaft und den Wohlstand in Österreich", so Kerle abschließend.
Der Arbeitskreis der Automobilimporteure stellt eine eigens geregelte Interessenvertretung innerhalb der Industriellenvereinigung (IV) dar. Mitglieder sind die österreichischen Automobilimporteure und die Vertriebsgesellschaften der internationalen Automobilhersteller.
ÖAMTC zum Autogipfel: Klimaziele nur technologieoffen erreichbar
Der ÖAMTC schlägt in die selbe Kerbe. Laut dem Mobilitätsclub seien E-Fuels neben E-Mobilität und Wasserstoff ein Teil der Lösung. Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, begrüßt als Teilnehmer des Autogipfels die Initiative der Regierungsspitze, sich mit der Zukunft der Mobilität zu beschäftigen. "Das Bekenntnis zur Technologieoffenheit ist ein wichtiges Signal, denn einerseits ist E-Mobilität unbestritten ein wichtiger Baustein dieser Zukunft. Andererseits: Mit E-Autos allein werden wir es nicht schaffen, die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Denn wir bräuchten bis 2030 bereits 2,5 Millionen E-Autos auf Österreichs Straßen – und nichts deutet derzeit darauf hin, dass solche Zahlen erreichbar sind."
Für den Mobilitätsclub liege die Lösung auf dem Tisch: Es brauche – insbesondere für Bestandsfahrzeuge – nachhaltige Kraftstoffe, wie HVO oder E-Fuels. Anders werde leistbare Mobilität für alle bei gleichzeitiger CO2-Reduktion nicht möglich sein. "Die Regeln, wie E-Fuels erzeugt werden dürfen, werden allerdings gerade jetzt fixiert. Hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf, denn nach derzeit vorliegendem EU-Vorschlag sind derart hohe Hürden geplant, dass die Herstellung praktisch unmöglich wird. Das ist erneut ein Verbrenner-Verbot – diesmal durch die Hintertür", so Wiesinger.
Kritische Stimmen
In den letzten Tagen vor dem Autogipfel meldeten sich aber auch viele Kritiker:innen zu Wort, die von E-Fuels für Pkw nichts halten und von einer "Retro-Politik" sprechen. Sie haben dabei stets auf den hohen Energiebedarf bei der Herstellung, die schlechte Effizienz gegenüber Elektroautos sowie auf mangelnde Kapazitäten zur inländischen Produktion verwiesen. Die Diskussion über den Sinn, auf diese Technologie zu setzen, dürfte uns also noch länger begleiten. Dass wir alternative Kraftstoffe wie E-Fuels oder HVO für Flugzeuge oder den Schiffsverkehr brauchen werden, um die Klimaziele zu erreichen, steht aber bei den Expert:innen beider Gruppen außer Frage.
www.automobilimporteure.at
www.oeamtc.at
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