"In der Marketingbranche will sich niemand vorstellen, worauf das hinauslaufen würde"

| Redaktion 
| 11.01.2023

Forderung von Seilbahnchef Hörl nach einem Werbeverbot für Flugreisen bringt Branchen-Vertreter:innen auf die Palme. 

Die aktuelle Debatte und der Ruf nach einem Werbeverbot für Branchen oder Themen lässt im Marketing Club Österreich (MCÖ) die Alarmglocken schrillen. Gemeint ist hier das von Seilbahnenchef und ÖVP-Tourismussprecher Franz Hörl geforderte Werbeverbot für Flugreisen (LEADERSNET berichtete). Seit seiner Gründung vor 65 Jahren habe der Club stets unabhängig und überparteilich agiert. Ziel sei es, die Werbe- und Kommunikationsbranche zu fördern sowie mit Know-how weiterzuentwickeln. Der MCÖ könne Einschränkungen, Verbote und jeglichen wirtschaftlichen Schaden, der Mitgliedern und Berufszweigen entstehen kann, daher nur stark ablehnen.

"Aussagen, die auf einer stimmungsabhängigen Einschätzung eines einzelnen Politikers und zugleich augenscheinlich im eigenen Interesse basieren, sind demokratiepolitisch bedenklich, die Motivation dahinter, die ganze Branchen diffamiert und schädigt noch bedrückender" äußert sich dazu Andreas Ladich, Präsident des Marketing Club Österreich.

Wohin soll das führen

"Es geht hier um die Wahrung von Freiheit, Unabhängigkeit und um die Einschränkung, seine Marken und Leistungen auch bewerben zu können. Von den aktuellen Vorschlägen will sich keiner in der Marketing- und Werbebranche vorstellen, worauf das hinauslaufen würde. Soll eine Ministeriumsstelle für Werbung implementiert werden, an die man Kampagnen zur Freigabe einreichen muss und die nach willkürlichem Zuruf von Politikern, Kampagnen ablehnen kann? Beruhen Ablehnungskriterien auf Stimmungslagen oder wer würde Kriterien definieren?" fragt sich Ladich und ergänzt weiter: "Der Glaube an die freie Entscheidung und den Hausverstand von mündigen Konsument:innen ist bei einer solchen Sichtweise zudem nicht vorhanden. Eine Zensursituation und Willkür, die sich kein freier Mensch vorstellen möchte und die ich persönlich und in meiner Funktion als MCÖ-Präsident nur klar ablehnen kann" ergänzt Ladich.

Forderung nach Unterstützung

Der Marketing Club Österreich hat am Mittwoch weitere Interessensvertretungen und politische Entscheidungsträger:innen aufgerufen, klar Stellung zu beziehen und wirtschaftliche Einschränkungen ins Abseits zu befördern. Für diese Forderung dürfte der Club auch breiten Zuspruch bekommen. Schließlich gab es an Hörls Aussagen bereits am ersten Tag teils harsche Kritik von diversen Seiten.

www.marketingclub.at

Heinz Stricker
…das was Hr.Hörl von sich gibt, mag aus seiner
Interessenslage vielleicht noch verständlich, aber demokratiepolitisch äusserst bedenklich und abzulehnen.. Hr.Hörl wäre der Erste, der sich lautstark aufregen würde, wäre die Sachlage umgekehrt.
Politiker und Werbung versumpern im Eiltempo: Politiker sind einerseits personifizierte faux pas, und legen andererseits davon täglich einen Marathon hin. Werbung läßt Wahrheit und Klarheit fast durchgängig vermissen. Die beiden sind einander nicht ganz unähnlich.
„Flug zum schnee“ angebot wies in der Vergangenheit war - wien innsbruck an einem tag hin und retour geht sich aber nimmer aus… das haben aber denke ich eh alle verstanden - der hörl will halt provozieren
Man sollte diesen Fauxpas eines Politikers als Anlass nehmen zu diskutieren. Es geht ja nicht darum, dass die Werbebranche reduziert werden soll, sondern dass manche Produkte / Leistungen nicht beworben werden sollen oder nicht in dieser Art bzw. einer offeneren, transparenteren Art. Bei Tabak findet man mittlerweile abschreckende Bilder / Slogans auf den Packungen, Süchtige hält man zwar nicht davon ab, dennoch reduziert sich der Anteil der Raucher. Da ist man sich mittlerweile auch einig. Und ja, es trägt auch die Werbung zur Meinungsbildung und letztlich zur Nachfrage dabei, sonst würde sie ihr Ziel ja verfehlen - die Frage ist eine grundlegende Änderung des Werbeanspruchs einerseits und der Überproduktion von Konsumgütern andererseits.
Und ich finde nein, man kann nicht alles auf den mündigen Konsument mit Hausverstand abwälzen, das würde nämlich Informationsgleichstand voraussetzen zwischen Anbieter und Verbraucher, was kaum je gegeben ist. Und daher ja, es muss Gesetze und Regulative dazu geben.
Let's discuss.

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