Aufgrund der wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs ins Strudeln geratenen Lieferketten wurden auch in der Radbranche Lieferengpässe und lange Wartezeiten gang und gäbe. Vor allem auf neue E-Bikes mussten die Kund:innen lange warten, je nach gewünschter Rahmengröße oder anderer Spezifikationen konnte sich das über ein Jahr ziehen. Eine Situation, die sowohl bei Radfahrer:innen als auch bei Händler:innen häufig für Frust sorgte. Ein Tiroler Start-up möchte nun dafür sorgen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert.
E-Bikes im 3D-Drucker
Die beiden Unternehmer:innen Verena Kreidl und Richard Hirschhuber machten sich auf die Suche nach alternativen Methoden, um die Radproduktion und -lieferung zu beschleunigen. Entstanden ist die "Super Mobility World" – ein Start-up, welches die Radindustrie revolutionieren möchte. "Wir produzieren E-Bikes im 3D-Drucker", erklärt das Tiroler Führungsduo und weiter: "Das Rad wird innerhalb von sechzehn Stunden mit Carbonfasern gedruckt, das jeweilige Design und die Größe kann dabei völlig individuell angepasst werden. Zum Vergleich: Aktuell würde man auf ein individuelles Rad mindestens zwölf Monate warten."
Kreidl, zuvor als selbstständige Unternehmerin tätig, preist folgende Vorteile der Radfertigung mittels 3D-Druck an: "Einerseits bedeutet das ein Ende der langen Wartezeiten, da ein Rad theoretisch innerhalb von drei Tagen fertig abgeholt werden kann. Andererseits können Emissionen im großen Stil eingespart werden, da sowohl die Lagerung der Einzelteile als auch der Transportweg – meist aus Asien – wegfallen."
© Super Mobility World
Ursprung in der Raumfahrttechnik
Den Grundstein für die Super Mobility World legte ein Gespräch von Richard Hirschhuber im Silicon Valley, wo er auf den vietnamesischen Gründer Sonny Vu traf. Dessen Familienunternehmen "Arevo" ist auf 3D-Druck spezialisiert und stellte ursprünglich Teile für die Raumfahrttechnik her. Mittlerweile hat man das Geschäftsfeld um Möbel und Räder unter der Marke "Superstrata" erweitert.
"Ich war sofort überzeugt von der Idee und habe noch am Rückflug meine Visionen für die Super Mobility World zu Papier gebracht", erinnert sich Hirschhuber, der klare Ziele hat: "Wir möchten in den nächsten fünf Jahren in jedem Land in Europa einen 3D-Drucker für die Radproduktion stehen haben."
Hirschhuber zögerte nicht lange und sicherte sich die exklusiven Rechte für Vertrieb und Marketing des 3D-gedruckten E-Bikes für den DACH-Raum und weitere Teile Europas. "Aktuell fokussieren wir uns auf Lifestyle-Stadträder, mit Carbonfaser-Rahmen, die knapp 20-mal härter als Stahl sind. Die Räder sind somit äußerst robust und für den alltäglichen Gebrauch im hektischen Stadtverkehr perfekt geeignet", führt Hirschhuber weiter aus.
Ein neues E-Bike, frisch aus dem Drucker, kostet zum jetzigen Zeitpunkt knapp 4.000 Euro.
© Super Mobility World
Investor:innen gesucht
Um die Pläne des Start-ups umsetzen zu können, wird nun Kapital benötigt. Mit der Technik des Crowdinvestinganbieters Conda werden mittels Nachrangdarlehen Investor:innen gesucht. Die Zielsumme beträgt 800.000 Euro.
Investierende sollen laut den Gründer:innen dafür über zehn Jahre Zinsen in der Höhe von 5,25 Prozent p.a. und am Laufzeitende eine Beteiligungsfinanzierung von 15 Prozent bekommen – damit sei eine Versechsfachung des investierten Kapitals möglich.
"Wir möchten Investori:nnen, die an unser Unternehmen glauben, auch etwas zurückgeben und sie bestärken, selbst mit einem 3D-Bike zu fahren. Daher haben wir uns für einen Gutscheinwert entschieden, der über der Investitionssumme liegt", führt Verena Kreidl, bei Super Mobility World für Zahlen und Finanzen zuständig, aus.
Drucker kostet bis zu 1,2 Millionen Euro
Aktuell nützt man zur Fertigung der Räder die Drucker von "Arevo", mit steigender Nachfrage soll aber auch ein erster 3D-Drucker nach Europa, genau genommen nach Wien oder München, kommen. "So ein Drucker kostet zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro, da muss eine Anschaffung gut durchdacht sein", erklärt Hirschhuber. "Wir sind aber davon überzeugt, dass der Markt groß genug ist, dass wir – wie eingangs erwähnt – in jedem europäischen Land einen 3D-Drucker stehen haben."
www.supermobility.at
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