LEADERSNET: Mitte November – noch zu früh für eine Bilanz Herr Winkler? Wie entwickelt sich der Tourismus, wie geht es Ihnen im Sacher?
Winkler: Der Tourismus fährt derzeit Hochschaubahn, im Frühjahr 2020 die tiefe Krise ausgelöst durch Corona, dann zumindest in der Ferienhotellerie ein großartiger Sommer Mitte 2020, gefolgt von einer Talfahrt wieder durch Corona im Herbst 2020. So ging es auch 2021 weiter. Aktuell treffen uns der Ukraine Krieg, die Teuerung durch Inflation und die Energiekrise, so wie alle anderen Branchen und wie jeden Menschen. Dennoch ziehen wir eine positive emotionale Bilanz, eine positive wirtschaftliche Bilanz sollte dann 2023 wieder möglich sein.
LEADERSNET: Die Zeit der finanziellen Verluste aber sollte vorbei sein. Wie lautet Ihr Ausblick für 2023?
Winkler: Wir sind und bleiben Possibilisten, das heißt, wir sehen die Chance und nutzen sie aktiv. Unsere Kosten steigen stark an, beginnend bei Energie und endend bei Löhnen und Gehältern, gleichzeitig aber steigen die Zahl der Reisenden und die Preise an. Trotzdem bleiben die Margen stark unter Druck, denn wir können trotz höherer Preise nicht alle Kosten auffangen.
Wir haben unsere Häuser vor und während der Pandemie auf den letzten Stand der Optik und der Technik gebracht, die Chancen des Onlineverkaufs der Original Sacher-Torte genützt und die fehlenden offline Umsätze teilweise ersetzen können. Vor allem haben wir ein großartiges und junges Team in den Küchen und im Service aufgestellt.
2023 wollen wir daher in die Nähe der Umsätze von 2019 kommen, trotz deutlich höherer Kosten aber wieder Gewinne für sichere und zusätzliche Arbeitsplätze und die zukünftigen Investitionen machen.
LEADERSNET: Der Fachkräftemangel betrifft auch den Tourismus, viele Mitarbeiter:innen haben der Hotellerie und Gastronomie den Rücken gekehrt, wie viele Mitarbeiter:innen sucht das Sacher?
Winkler: Der Fachkräftemangel betrifft viele Branchen, auch den Tourismus. Es gibt dafür auch weder eine schnelle noch eine einfache Lösung. Aber es gibt Ansätze. Es beginnt mit dem Anerkenntnis, dass viele Menschen heute anders arbeiten wollen als früher. Wir haben dagegen nicht angekämpft, sondern es akzeptiert und arbeiten miteinander. Wir bemühen uns als Arbeitgeber auch der beste Arbeitgeber zu sein. Daher geht es uns vergleichsweise besser.
LEADERSNET: Was macht aus Ihrer Sicht einen guten Arbeitgeber aus?
Winkler: Ein guter Arbeitgeber ist eben nicht nur ein guter Arbeit-Geber, er ist auch ein Zukunfts-Geber. Ganz wesentlich ist uns, dass wir auf jede und jeden Einzelnen eingehen. So wie wir das vor ein paar Jahren schon mit unseren Gästen gemacht haben, kaum noch Standards anwenden, sondern sehr persönlich mit unseren Gästen umgehen, genauso versuchen wir die Beziehung zwischen jedem:r Mitarbeiter:in zu Sacher zu individualisieren. Die Interessen und Anforderungen an uns als Gastgeber und Hotelier sind inzwischen genauso unterschiedlich wie an uns als Arbeitgeber.
Dazu gehört meines Erachtens zunächst zuzuhören, was Mitarbeiter:innen besonders wichtig ist, was sie stört, was wir anders machen können. Wer hat wann Zeit, kann an welchen Tagen arbeiten und wann geht's gar nicht. Wer freut sich über Überstunden wer braucht mehr Zeit? Für den einen ist die vier Tage Woche zu anstrengend, andere freuen sich darüber. Das und vieles mehr berücksichtigen wir bestmöglich bei unseren Planungen.
Mit der Sacher School of Excellence, unserer internen Ausbildung, versuchen wir Interessen bestmöglich zu fördern und Karriere zu ermöglichen. Im Rahmen von Projektarbeit können sich Mitarbeiter:innen auch abseits Ihrer Hoteltätigkeit einbringen und zum Beispiel an der Digitalisierung mitarbeiten oder ein Gesundheits- oder Sicherheitskonzept erstellen.
Ganz wichtig ist mir persönlich immer, dass unsere Kolleg:innen auch wissen, warum wir etwas tun und warum wir manches auch nicht machen. Oft fällt vieles leichter, wenn die Hintergründe für Entscheidungen bekannt sind. Wir versuchen also auf Augenhöhe zu agieren und völlig transparent zu sein.
LEADERSNET: Sie haben gerade angekündigt, dass Sie allen Mitarbeiter:innen ein Ticket für den öffentlichen Verkehr finanzieren?
Winkler: Wir wollen nicht nur der beste Arbeits- und Zukunftsgeber sein, sondern unseren Mitarbeitenden auch eine Zukunft mit fairen Rahmenbedingen bieten. Jeder unserer Sacher Mitarbeiter:innen erhält unter dem Aspekt der nachhaltigen Mobilität ein Öffi-Ticket oder einen Beitrag zum Leasing eines (E-)Bikes von uns. Egal ob in Graz, Salzburg oder Wien. In Wien zum Beispiel finanzieren wir damit 100 Prozent des Öffi-Jahrestickets.
LEADERSNET: Die Lehrlingsgehälter haben Sie auch erhöht?
Winkler: Ja, aus der vollen Überzeugung, dass unsere Lehrlinge zwar nur rund 10 Prozent unserer Mitarbeiter:innen ausmachen, aber 100 Prozent unserer Zukunft sind. Gerade sie sind am Anfang ihres Berufslebens besonders gefordert. Wir wollen ihnen daher nicht nur beruflich und menschlich alle Entwicklungsmöglichkeiten bieten, sondern auch ihre finanziellen Möglichkeiten verbessern. Deswegen erhalten unserer Lehrlinge ab 1. Dezember 2022 höhere Gehälter. Monatlich im ersten Lehrjahr 1.015 Euro brutto, im zweiten Lehrjahr 1.175 Euro brutto und im dritten Lehrjahr 1.355 Euro brutto.
LEADERSNET: Sie berichten auch von einer Inflationshilfe – was bedeutet das?
Winkler: Es ist in der Tat eine sehr schwierige und komplizierte Zeit. Mehrere Krisen passieren gleichzeitig. Viele Menschen sind verzweifelt, wissen nicht wie es für sie weitergeht, manche leiden echte Not. Gerade in diesen ungewissen Zeiten fühlen wir uns als Arbeitgeber in der Pflicht unsere Mitarbeiter:innen bestmöglich zu unterstützen. Jeder Mitarbeiter, der bei uns beschäftigt ist, bekommt in den nächsten Tagen 250 Euro netto als Bonus überwiesen, das hilft schnell und unkompliziert gegen die unglaubliche Teuerung und die hohen Preise.
www.sacher.com
Mich persönlich macht es sehr stolz in diesem familiengeführten und traditionel geprägtem Unternehmen tätig sein zu können.
Jedem, der sich als Fachkraft - auch angehendem/r - sieht, kann ich unseren Betrieb nur empfehlen, denn "Das gibt es nur bei uns - im Sacher". Und jedem, der bei uns beginnt, begrüße ich immer mit den selben Worten : "Willkommen in der Champions League" - Be part of it! Mit freundlichen Grüßen aus Salzburg! Berger Dietmar - Diplom und Käsesommelier
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