Spät aber doch hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) heuer von ihrer jahrelangen Nullzinspolitik verabschiedet. Gründe für den Sinneswandel sind die davongaloppierende Inflation sowie das Vorpreschen der US-Notenbank FED. Die EZB-Chefin Christine Lagarde hat bereits angekündigt, dass am 27. Oktober mit großer Wahrscheinlichkeit die nächste Anhebung des Leitzinses verkündet wird. An diesem Tag ist die nächste reguläre geldpolitische Sitzung des EZB-Rates angesetzt.
Mittlerweile wirkt sich die Abkehr vom bisherigen Weg auch auf die Erträge der europäischen Banken (positiv) aus. So zeigt eine aktuelle Analyse der Ratingagentur Moody 's, dass die 34 führenden westeuropäischen Banken ihre Nettozinserträge im ersten Halbjahr 2022 deutlich erhöht haben. Heimische Geldinstitute zählen demnach sogar zu den größten Profiteuren.
RBI und Erste Group profitieren von Osttöchtern
Durchschnittlich seien die Erträge um 10 Prozent angestiegen. Deutsche Geldhäuser wie die Commerzbank, die DZ oder die Deutsche Bank konnten ihre Nettozinserträge laut Moody's sogar um durchschnittlich 15 Prozent erhöhen. Im Vergleich zu heimischen Banken wie die Raiffeisen Bank International (RBI) oder die Erste Group ist aber selbst das noch bescheiden. Laut der Analyse haben sie ihre Zinserträge im Vergleich zum Vorjahr sogar um 23 Prozent gesteigert.
Moody's zufolge hat das überdurchschnittliche Plus bei den genannten deutschen und österreichischen Banken einen bestimmten Grund. Sie sind nämlich in Zentral- und Osteuropa mit ihren Tochterfirmen stark vertreten. Und in diesen Ländern hätten die Zentralbanken die Zinsen bereits deutlich früher signifikant erhöht als die EZB im Euroraum.
Unsichere Prognose
Laut den Expert:innen der Ratingagentur dürften im kommenden Jahr auch jene Banken ihre Zinserträge deutlich erhöhen, die vor allem in Westeuropa wirtschaften. Dabei gebe es jedoch einen großen Unsicherheitsfaktor. Denn die negativen Aussichten für die Konjunktur könnten die höheren Zinserträge teils "auffressen".
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