LEADERSNET: Sie sind Marketing Leiterin von Leder und Schuh. Wie kam es dazu?
Krispl: Ich habe in Wien BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert und im Anschluss mein Studium in England fortgesetzt. Danach hatte ich das Glück, dass ich ein Stipendium für eine richtige coole Design-Agentur in New York erhalten habe. Dadurch hat sich eine gewisse Affinität zu Design- und Marketingkampagnen entwickelt. Nach meiner Zeit in Übersee bin ich nach Wien zurückgekehrt und habe zusammen mit meinem Schwiegervater bei der "Luxury, please" gearbeitet in Wien und Zagreb und wollte unbedingt das Leder und Schuh Marketing für Osteuropa ausbauen. Diese Stelle war in Graz ausgeschrieben und somit bin ich wieder zurück zu meinen Wurzeln, wieder zurück in die steirische Hauptstadt. Wir haben dort angefangen, Agenturen und Partner zu suchen, mit denen wir zusammenarbeiten. Das war mein Start in die Leder und Schuh AG.
LEADERSNET: War für Sie schon damals klar, dass sie in diesem Bereich bleiben wollen?
Krispl: Nein. Ich wollte den Job unbedingt machen, aber ursprünglich dachte ich – so wie meine Generation halt so ist – "Na ja, ewig will ich hier nicht bleiben". Und jetzt bin ich elf Jahre bei Leder und Schuh AG. Und das nicht, weil sich nichts Besseres ergeben hätte. Die Leder und Schuh AG ist ein Unternehmen, dass darum bemüht ist, ständig am Puls der Zeit zu bleiben. Somit haben sich immer neue Projekte entwickelt. Immer wenn ich dachte, dass ich jetzt an einem Punkt bin, wo ich alles durchlaufen und alles gesehen habe, kam etwas Neues. Schließlich habe ich das Marketing für Humanic-International, also für alle Märkte, übernommen. Dann haben wir uns innerhalb der Abteilung umstrukturiert. Es kam einfach immer wieder etwas Neues und ich dachte mir jedes Mal: "Ok hier muss ich noch dabei sein."
2017 bin ich in Karenz gegangen und habe – da ich ja quasi das "älteste Pferd im Stall" war – die Leitung in meiner Elternteilzeit angeboten bekommen.
Ich habe das ein Jahr gemacht, musste dann aber einsehen, dass der Bereich mehr Zeit verlangt als ich zu diesem Zeitpunkt hatte. Daher habe ich mich auf den Content-Bereich spezialisiert. Content ist für eigentlich jede Marke ein Thema. Seit Jänner bin ich nun wieder die Bereichsleiterin fürs Marketing.
LEADERSNET: Schuhe sind kein klassisches Frauenthema mehr. Wie erreicht man den Mann marketingtechnisch? Gibt es hier Unterschiede?
Krispl: Der "Mann" ist für uns tatsächlich immer noch ein herausfordernder Kunde (lacht). Aber tatsächlich wird auch ein Großteil der Männer immer Modeaffiner.
Ein Beispiel: Früher war man eher der sportliche Typ, wenn man Sneaker getragen hat. Heute zieht man die teilweise zum Anzug an. Eines meiner Kernprojekte hat sich mit Zielgruppen beschäftigt. Hier haben wir uns u.a. die Frage gestellt: Was können wir im Bereich Einkauf für den Herren tun? Wo müssen wir stärker werden? Wo müssen wir genauer hinschauen? Wie müssen wir unsere Mitarbeiter schulen? Männer möchten zum Beispiel beim Kauf von Business-Schuhen wissen, ob der Rahmen genäht ist und aus welcher Art von Leder der Schuh besteht. Zum Glück haben wir den Kunden-Club und wissen was unsere Kund:innen interessiert und können sie entsprechend mit interessantem Material versorgen.
© Leder und Schuh AG
LEADERSNET: Wir sitzen hier in den alten Produktionshallen von Humanic. Heute werden die Schuhe von Produzenten produziert und über euch vertrieben. Was hat sich denn in den letzten Jahren, gerade auch was den Onlinebereich betrifft, im Verkauf verändert? Wie wichtig ist heute der stationäre Handel im Schuhverkauf und wird dieser durch den Onlinehandel bedrängt?
Krispl: Der stationäre Handel ist enorm wichtig. Die Vorteile liegen auf der Hand: Beim Schuhkauf ist es natürlich nach wie vor so, dass die Passform, die Qualität und die Beratung einfach ein wesentlicher Servicefaktor ist. Bei einer Marktforschungsumfrage sagen die meisten Befragten, dass ihnen das Preis-Leistung Verhältnis wichtig ist. Das reicht aber im Segment des Schuhverkaufs nicht. Der Schuh muss ja passen und die Qualität stimmen. Diesen Punkt kann man im reinen Onlinehandel nicht immer erfüllen.
© Leder und Schuh AG
LEADERSNET: Gibt es auch Vorteile im Onlinehandel?
Krispl: Natürlich. Man kann sich das Produkt gemütlich nach Hause schicken lassen. Das ist natürlich ein Bonuspunkt. Man hat auch die Möglichkeit vorher Online zu recherchieren, ob einem etwas aus dem Repertoire gefällt. Das nennt man ROPO-Effect (Research Online - Purchase offline).
Wir haben aber auch Hilfsmittel: Das ist zum Beispiel der 3D Fußscanner, welchen wir auch ständig weiterentwickeln. Der funktioniert so: Der Kunde geht in die Filiale, scannt seinen Fuß, es wird ein 3D Fußabdruck erstellt und gespeichert.
Das hilft natürlich um zu wissen, welcher Schuh passt. Jeder kennt das Problem: Bei der einen Marke habe ich Größe 37 und bei einer anderen Größe 38. Das ist beim Online-Shoppen oft ein Problem. Und mit dem 3D Fußscanner kann man dieses Risiko minimieren.
LEADERSNET: Kommen wir noch einmal zum Marketing: Es gibt Print, Online-Content, Video, Social-Media. Was wird bei Ihnen gemacht?
Krispl: Das und noch viel mehr. Wir bedienen natürlich Print, TV, aber auch Radio. Social Media läuft bei uns sowieso das ganze Jahr über. Wir feiern dieses Jahr unser 150-jähriges Jubiläum und bereiten natürlich in diese Richtung einiges vor. Wir arbeiten in dieser Hinsicht auch sehr stark mit unseren Marken-Partnern zusammen. Wir haben etwa mit der Marke ON strategische Marketing Meetings, bei denen wir uns zusammensetzen und wir für beide Seiten die beste Marketingstrategie für das Jahr ausarbeiten. Und entsprechend gibt es dann eben auch auf Social Media nicht einfach nur Posts und Produktinfos. Wir haben zum Beispiel mit ON letztes Jahr einen sogenannten "Channel Takeover" gemacht, wo eine Influencerin den Kanal übernommen hat. Diese hat den ganzen Tag unsere Seiten betreut und auch das dazugehörige Event mitgefilmt, was natürlich viel cooler ist, als wenn man einfach nur einen normalen Post macht.
Daneben haben wir natürlich noch einen Youtube-Channel und Newsletter. Bei uns reicht die Zeit oft gar nicht, weil wir so gerne noch so viel mehr machen würden.
Mit der ganzheitlichen Omnichannel Strategie von Humanic und Shoe4You, welche die Vorteile des stationären Handels und denen des Online-Shoppings verbindet, kombiniert das Unternehmen das Beste aus beiden Welten für einen optimalen Kundenservice.
Dabei merken wir natürlich den Trend zum online Shopping aber spüren dennoch wie sehr unsere Kund:innen unsere Beratungsqualität in den Stores schätzen. (ca)
www.humanic.net
www.shoe4you.com
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