Viele Firmen haben bereits kurz nach Kriegsbeginn Russland verlassen. Dennoch sind noch mehr Unternehmen im Land an der Wolga aktiv, als man meinen könnte – auch österreichische. Diese Betriebe trägt der US-Wirtschaftsprofessor Jeffrey Sonnenfeld in einer schwarzen Liste, der "Hall of Shame", zusammen.
Aber wie begründen die Unternehmen ihr Verbleiben im flächenmäßig größten Land der Welt? Die meisten argumentieren ihre Entscheidung mit der Verantwortung gegenüber der Bevölkerung, die den Krieg nicht begonnen habe. Andere wiederum schweigen.
Die "Hall of Shame Austria"
Sonnenfeld unterscheidet in seiner Liste zwischen fünf verschiedenen Kategorien:
- "Digging In": Unternehmen, die laut Sonnenfeld "business as usual" betreiben: Agrana, Andritz, AVL, Egger, Kotanyi, Kronospan, Lisec, Palfinger, Raiffeisenbank International (RBI), Russia Fachspedition Dr. Lassmann, Schoeller Bleckmann und Wienerberger.
- "Buying Time": Unternehmen, die zukünftige geplante Investitionen/Entwicklungen/Marketing aufschieben, während sie ihr wesentliches Geschäft fortsetzen: Herz, OMV, Pottinger, Red Bull, RHI Magnesita.
- "Scaling Back": Unternehmen, die einige bedeutende Geschäftstätigkeiten zurückfahren, andere aber weiterführen: Rosenbauer.
- "Suspension": Unternehmen, die die meisten oder fast alle Operationen vorübergehend einschränken, während sie Rückkehroptionen offen halten: Magna Steyr.
- "Withdrawal": Unternehmen, die russische Engagements vollständig einstellen oder Russland vollständig verlassen: Strabag.
Von den großen Unternehmen, die in Russland operieren, hat sich demnach nur die Strabag vollständig zurückgezogen.
RBI prüft "alle Optionen"
Die RBI prüfe alle Optionen, zu denen auch der Rückzug zählt, heißt es. Wie ein Abschied aus Russland funktionieren könnte, hat die französische Großbank Société Générale (SocGen) vorgezeigt, berichtet der Standard. Sie verkauft ihre Russland-Tochter Rosbank an den vorherigen Eigentümer Interros Capital – die Beteiligungsgesellschaft des russischen Oligarchen Wladimir Potanin. Die SocGen müsse nun zwei Milliarden Euro abschreiben, teilte sie am Montag mit.
Die vollständige Liste gibt es hier. (ca)
Kommentar schreiben