"Wir werden in naher Zukunft deutlich weniger Privatautos sehen"

ViveLaCar-Gründer und -CEO Mathias R. Albert erklärt im Interview, warum Netflix und Co. unsere Einstellung zum Autobesitz verändern, welchen Beitrag Autoabos zur Erreichung der Klimaziele leisten können und wie die Österreicher das Abo-Modell von ViveLaCar finden.

LEADERSNET: ViveLaCar wurde 2019 gegründet und seit vergangenem Jahr sind sie auch in Österreich am Start. Wie wird ihr Abo-Modell bisher hierzulande angenommen?

Mathias R. Albert: Im Gegensatz zu Deutschland ist das Auto-Abo in Österreich noch sehr neu. Anfangs mussten wir nicht nur unsere Marke, sondern das ganze Modell bekanntmachen und den Unterschied zwischen Leasing, Langzeitmiete und Abo erklären. Die ersten Kilometer waren steinig. Die Akzeptanz von den Markenhändlern war sehr positiv. Hier haben wir bereits 80 unter Vertrag. Wir öffnen ihnen ein voll digitales Geschäftsmodell und bringen ihnen Neukundinnen und -kunden. Nach einem Jahr sind wir marktführend in Österreich und haben sehr ambitionierte Pläne für dieses Jahr. Wir streben ein Wachstum von 200 Prozent an.

LEADERSNET: Welche Auswirkungen hatte Corona-Krise auf Ihr Geschäftsfeld: War sie eher ein Treiber oder haben Sie auch negative Effekte gespürt?

Mathias R. Albert: COVID-19 hat das Verständnis für Abomodelle von Grund auf verändert. Abos sind so präsent wie noch nie. Die fehlende Planungssicherheit hat den Wunsch nach mehr Flexibilität erhöht, dem wir mit unserem Abo optimal entsprechen. Die Mindestbindung beträgt nur drei Monate. Das Mobilitätsverhalten hat sich durch die Pandemie stark verändert. Individualmobilität hat aus mehreren Gründen einen neuen Stellenwert gewonnen. Die Menschen nutzen nicht mehr so gerne Massenverkehrsmittel. Die neue Arbeitsnormalität erleichtert disloziertes Arbeiten. Das Reiseverhalten hat sich zugunsten von Inlandsurlaub ebenfalls geändert. Das alles wirkt sich positiv auf unser Geschäftsmodell aus, weil wir das Auto dann bieten, wenn es gebraucht wird und kein belastender Besitz sein muss. Die Menschen denken zudem vermehrt über Umweltschutz nach und spielen sich mit dem Gedanken, ein E-Auto zu nutzen. Viele überzeugen sich davon erst im Abo, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen. Nicht zuletzt erkennen auch immer mehr Firmen die Vorteile des Auto-Abos im Gegensatz zum Leasing.

LEADERSNET: Sie sagen, dass Netflix und Co. unsere Einstellung zum Autobesitz verändern. Können Sie das erläutern?

Mathias R. Albert: Ein Auto zu besitzen, bedeutet sehr viel Aufwand. Rund zwölf unterschiedliche Verträge müssen abgeschlossen, Wartungsarbeiten arrangiert oder eine Vignette gekauft werden. Das Auto-Abo von ViveLaCar inkludiert von Versicherung über Räderwechsel bis hin zur Autobahnvignette alles zu transparenten, überschaubaren und fairen Kosten. Die Abo-Kosten liegen unter Leasinggebühren oder den monatlichen Vollkosten beim Kauf (Total Costs of Ownership), wo auch die Abwertung einberechnet werden muss. Am Beispiel Netflix haben die Menschen gelernt, dass ein Abo mehr Auswahl, Flexibilität und Kostentransparenz samt Servicequalität bietet. Die Bereitschaft, von den Vorteilen eines Abos zu profitieren ist durch die Ausnahmesituation in der Pandemie deutlich gewachsen. In Zeiten des Lockdowns hat man gleichzeitig erkannt, dass man nicht immer ein Auto braucht. ViveLaCar bietet die Möglichkeit, sich das passende Auto für die passende Zeit mit dem passenden Kilometerpaket zu abonnieren. Wer beispielsweise nur ein halbes Jahr lang ein Cabrio braucht, bekommt das bei uns und zahlt eben nur dieses halbe Jahr und nicht auch die anderen sechs Monate, während der es in der Garage stehen würde. Abos machen das Leben in vieler Hinsicht sorgenfreier und billiger.

LEADERSNET: Sie kooperieren in Österreich mit Hyundai, Mini und BMW. Gibt es Pläne, weitere Marken und Hersteller in ihr Portfolio aufzunehmen?

Mathias R. Albert: Wir sind bereits in sehr konkreten Verhandlungen mit zwei weiteren Marken, die zeitnahe abgeschlossen sein werden. Unsere Plattform steht als White-Label-Lösung allen Marken offen. Wir selbst betreiben keine eigene Flotte. Auch ViveLaCar selbst streben wir eine große Markenvielfalt an, um den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden gerecht zu werden. Wir haben bereits jetzt 20 Marken im Portfolio und werden deutlich ausbauen. Wir sind ein zusätzlicher Vertriebskanal, der den stationären Handel in die digitale Zukunft begleitet.

LEADERSNET: Welchen Beitrag kann ein Abo-Modell wie ViveLaCar zur Erreichung der Klimaziele leisten?

Mathias R. Albert: ViveLaCar ist Teil eines smarten Mobilitätskonzepts der Zukunft. Es wird immer einen intelligenten Mobilitätsmix brauchen, der individuelle Bedürfnisse berücksichtigt. In ländlichen Regionen kommt dem Auto eine andere Bedeutung als in urbanen Ballungsräumen zu, wo der öffentliche Personennahverkehr sehr dicht ausgebaut ist. Wer auf das optimale Verkehrsmittel für unterschiedliche Wege setzt, trägt automatisch zum Klimaschutz bei. Durchschnittlich steht ein Auto zu 98 Prozent der Zeit ungenutzt herum und verbraucht Fläche im öffentlichen Raum. Durch das Abo-Modell trägt ViveLaCar dazu bei, dass diese Zahl deutlich sinkt, weil das Auto dann bezogen wird, wenn es gebraucht wird. Wir machen E-Mobilität für viele Menschen erstmals erlebbar und sind ihr Einstieg in die umweltschonende Fortbewegung. ViveLaCar ist Teil einer ganzen Palette von zukunftsorientierten Lösungen, um Mobilität intelligenter, digitaler und damit umweltschonender zu machen.

LEADERSNET: Denken Sie, dass wir in einer Stadt wie Wien in absehbarer Zeit keine Privatautos mehr sehen werden?

Mathias R. Albert: Wir werden sicher in naher Zukunft deutlich weniger Privatautos sehen. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs in Wien ist beispielgebend und wird mit den neuen U-Bahn-Linien noch besser. Carsharing als Alternative zum Besitz ist ebenfalls schon sehr gut etabliert. Das Abo-Modell von ViveLaCar wird einen Beitrag dazu leisten, dass der besitz neu gedacht wird und Autos bedarfsorientiert bezogen werden. Im konkreten Fall kann das eine deutliche Entlastung der Parkraumsituation bedeuten, weil sich die Anzahl der ungenutzten Autos reduziert. Eine Metropole wie Wien wird niemals autofrei sein können. Weniger Parkraumbedarf bedeutet gleichzeitig mehr Grün- und Wohnflächen. Wir können langfristige städteplanerische Konzepte mit dem Auto-Abo unterstützen.

LEADERSNET: Ihr Plan ist es, in drei Jahren in Europa die Nummer 1 für digital erreichbare Mobilität zu sein. Wie wollen Sie dies erreichen und wer sind Ihre größten Konkurrenten auf dem Weg dorthin?

Mathias R. Albert: Die Vienna Insurance Group ist einer unserer Investoren. Dadurch haben wir österreichische Wurzeln. Österreich ist der logische Expansions-Hub in den osteuropäischen Raum. Bis jetzt sind wir im gesamten deutschsprachigen Raum vertreten. Wir arbeiten bereits am Markteintritt in die nächsten Länder und können sehr schnell in die Umsetzung gehen. Abseits vom Mitbewerb ist es unsere größte Challenge, Bewusstsein für die Vorteile des Auto-Abos zu schaffen und einen Umdenk-Prozess auszulösen. Technisch sind wir bereits jetzt bereit, um den nächsten Markt zu öffnen. Wir werden das durch die Pandemie entstandene Momentum nutzen, um den Expansionsprozess zu beschleunigen! (as)

www.vivelacar.at

Siegfried Koenigshofer
Ich wohne in Wien und habe ein Aboauto seit sechs Monaten und bin damit sehr zufrieden. Allerdings habe das Abo jetzt gekündigt, weil ich für das Auto kein Parkpickerl bekommen habe.
Interessante Sache, aber die massiv höheren Preise zu Deutschland sind durch nichts zu rechtfertigen. Hätte mit Sicherheit ein Abo genommen, wenn es ähnlich gestaltet wäre. So ist es nicht akzeptabel.
Johann Brandstätter
Das Geschäftsmodell ist sicher richtig und interessant, es wäre halt schön, wenn die Österreicher ähnliche finanzielle Angebote wie unsere Nachbarn in Deutschland erhalten würden.
Wer die deutsche Homepage des Anbieters durchsucht wird bald erkennen, dass bei uns die Preise um ca. 25% höher sind...warum? Wahrscheinlich weil es sich bewährt hat.
Ich bin berufstätig und auf ein Auto angewiesen !
Grundsätzlich fasziniert mich das Modell “ mieten statt kaufen “ und ich denke oft darüber nach ob es auch für mich sinnvoll wäre !
Einzig die km Beschränkung hält mich davon ab auf das Angebot zurück zu greifen !
Nehm ich mir einen Mittelklassewagen mit den von mir gefahrenen km kostet mich das monatlich über 1000,- Euro, die ich nicht ausgeben möchte ! Schade, ich wäre wahrscheinlich heute noch bereit Euer Angebot zu nutzen !
Aber selbstverständlich verstehe ich dass es nichts im Leben umsonst gibt !
Auf alle Fälle ist Euer Angebot unschlagbar und zukunftsweisend !
Alles gute weiterhin !
Ein Fan

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