Mit Montag, dem 8. Februar ermöglicht die Lockerung des Lockdowns die Wiedereröffnung für Handel und körpernahe Dienstleister. Doch die Pandemie ist noch lange nicht überwunden, andere Bereiche des öffentlichen Lebens bleiben außen vor – darunter auch Kunst und Kultur, eine der Branchen die seit Ausbruch der Coronakrise vor bald einem Jahr den längsten Atem unter Beweis stellen musste. Die Sehnsucht der Menschen nach Kunst, Kultur als Ausdruck purer Lebenslust und Freude liegt in den kalten Wintermonaten schwer wie eine dicke Schneedecke über dem Land, doch ob mit dem Frühling die erhoffte Erleichterung kommt, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar. Im Angesicht der Ungewissheit stechen hier jene außergewöhnlichen Persönlichkeiten hervor, die als Gallionsfiguren der Kunst und Kultur seit Monaten unermüdlich für ihr Ressort kämpfen und laute Lebenszeichen setzen, wo Konzerthallen, Theatersäle und Bühnen im ganzen Land gezwungenermaßen verstummt sind.
Kultur lebt auch in der Krise
Ende 2020 hat LEADERSNET zur Wahl der Krisenmanager des Jahres gerufen und 23.000 Opinion Leader und eine prominente Fachjury haben 300 Personen gerankt und die "besten Köpfe des Landes" ermittelt. Bewertet wurden die Krisenmanager einerseits nach den Faktoren Glaubwürdigkeit, Flexibilität und Digitalisierung und andererseits nach den Branchen, in denen sie wirken. Es wurden jeweils zwei Gesamtsieger (ein männlicher Vertreter und eine weibliche Vertreterin im Sinne der Gleichberechtigung) sowie die Top-Vertreter der unterschiedlichen Wirtschaftszweige ermittelt.
In der Kategorie "Kultur, Entertainment und Society" wurde mit Helga Rabl-Stadler, der Direktorin der Salzburger Festspiele, nicht nur eine Kulturmanagerin von internationalem Format, sondern auch eine wahre Heldin der Kulturszene zur Top-Krisenmanagerin des Jahres nicht nur als Siegerin ihrer Branche, sondern neben Bernd Querfeldt als klare Gesamtsiegerin gewählt. Schließlich war und ist es ihrem Engagement zu verdanken, dass im vergangenen Jahr, in dem seit Ausbruch der Krise so gut wie alle wichtigen, großen und repräsentativen Kulturveranstaltungen des Landes abgesagt wurden, eine Institution in einem unvergleichlichen Kraftakt möglich gemacht und die Salzburger Festspiele konnten den ikonischen "Jedermann" COVID-sicher und komplett ansteckungsfrei darbieten. Was hinter dem "Wunder" der Salzburger Festspiele 2020 steckt und wie Kunst und Kultur die Pandemie überleben, verriet Helga Rabl-Stadler in einem persönlichen Statement.
Rabl-Stadler: "Ein Zeichen der Kraft der Kunst in kräfteraubenden Zeiten setzen"
"Über den Titel Krisenmanagerin des Jahres habe ich mich sehr gefreut. Aber er gebührt in Wahrheit dem gesamten Team der Salzburger Festspiele – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Künstlerinnen und Künstler – die das Wunder möglich machten. Während alle anderen ihre Veranstaltungen abgesagt haben, von den Bayreuther Festspielen bis zum Electric Love Festival, konnten wir 76.000 Menschen bei 110 Veranstaltungen willkommen heißen. Und das schönste daran, es gab keinen einzig positiv getesteten Coronafall. Wir konnten ein Zeichen der Kraft der Kunst in kräfteraubenden Zeiten setzen. Wir konnten den Beweis erbringen, dass es möglich ist unter dem Vorrang der Gesundheit Menschen in Theater und Konzertsälen zu versammeln.
Wir an der Spitze waren, das darf ich ohne Überheblichkeit sagen, ein starkes Trio. Unser Intendant Markus Hinterhäuser ersann ein Programm, das auch in Nicht-Corona-Zeiten den Festspielen alle Ehre gemacht hätte. Unser Kaufmännischer Direktor Lukas Crepaz präsentierte ein vorbildliches Präventionskonzept, das diesen herrlichen Sommer der Kunst ohne Pandemie möglich machte und das seither schon in mehr als 45 Kulturinstitutionen kopiert wurde.
Dieser Teamgeist war es, der schier Unmögliches möglich gemacht hat. Dieses Erfolgsrezept der Festspiele weist auch den richtigen Weg aus der Krise für jedes Unternehmen, ja eigentlich für jedes Land: Gemeinsam und im Team!
Zum Schluss noch ein großes Dankeschön an alle Leadersnet-Leserinnen und Leser, die mich mit ihrer Stimme zur Krisenmanagerin 2020 gemacht haben. Und ein Dank an all jene, die täglich ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten. Lassen wir uns nicht durch Frust und Klagen lähmen, sondern suchen wir miteinander nicht gegeneinander einen bisher unbekannten, daher umso unheimlicheren Feind wie eine Pandemie im wahrsten Sinne des Wortes zu überleben. Ich bin sicher, wenn wir die leider notwendigen COVID-Abstandsregelungen einhalten, wenn die Impfungen ihre Wirkung getan haben, öffnen sich die Bühnen des Leben wieder für alle mit Kunst und Kultur, Gastronomie, Reisen und Handel, vor allem aber mit persönlicher Nähe", so Helga Rabl-Stadler.
Faber: "Ich bin stolz, (auch in der Krise) ein Wiener zu sein"
Auf den zweiten Platz der besten Krisenmanagerinnen und Krisenmanager 2020 wählten die LEADERSNET-Leserinnen und Leser einen Mann, der enger mit dem größten Wahrzeichen der Bundeshauptstadt nicht verbunden sein könnte: St.Stephans Dompfarrer Toni Faber. Wie er die Krise erlebt und als Dompfarrer eines der wichtigsten Wahrzeichen Österreichs in der Pandemie Mut und Hoffnung verbreitet, verriet Toni Faber uns in einem Interview:
"Der Wiener ist, glaube ich, eine 'Rasse', die sich nichts schnell verändert und ich bin stolz, auch dazuzugehören. Ich fühle mich wirklich als geborener Wiener, als echter Wiener. Und der geht bekanntlich nicht unter, der lässt sich nicht unterkriegen, auch wenn Einschränkungen sind. Er ist vernünftig. Er grantelt zwar mehr, aber er wird immer mehr zu dem, der seine Stadt schätzt, weil sich so viel in der ganzen Welt verändert hat. Wir wissen ganz genau, wie dankbar wir sein dürfen, in so einer Stadt zu leben und hier zu arbeiten, hier füreinander da sein zu dürfen. Vielleicht ist es ganz gut, wenn es ein bisschen langsamer zugeht. Vielleicht gelingt es uns wirklich, aufmerksamer füreinander zu sein, weniger zu jammern und weniger zu granteln.
Wenn Gott es uns vormacht, Mensch zu werden, dürfen wir trotz all dieser Einschränkungen und Auflagen vor allem einmal füreinander Mensch werden. Dafür braucht es nicht die Geschwindigkeit und die vielen Feiern, die wir in den vergangenen Jahren hatten. Aber was es braucht, ist die einfache menschliche Begegnung: ein Lächeln, ein Zuhören, ein gutes Wort und ein Wunsch aus tiefstem Herzen. Vielleicht gelingt es uns heuer besser, mit den wenigen Kontakten, die wir derzeit haben, als mit den hunderten, die wir normalerweise hätten.
Dennoch bete ich für Ich bete ich auch für den Befreiungsschlag durch die Medizin und die Forschung, damit wir wirklich davon träumen können und auch realistisch eine Hoffnung haben, dass es im Frühjahr anders sein wird", so Toni Faber.
Riedl: "Die Corona-Pandemie ist eine Zeit für Ideen und Neugestaltung"
Eine weitere Schlüsselrolle unter den Top-Krisenmanagerinnen und Krisenmanagerinnen kam im Empfinden unserer geschätzten Leserinnen und Leser Gerlinde Riedl, der Frau an der Spitze von Stadt Wien Marketing, zu. Die Bundeshauptstadt bewies im Angesicht der Krise beispielhafte Résistance und war mehr denn je bemüht, ihrem Status als mehrfach ausgezeichneter "lebenswertester Stadt der Welt" gerecht zu werden. Mit innovativen Maßnahmen wie der "OIDA"-Regel über das Filmfestival am Rathausplatz bis zur Ermöglichung des Eistraums "mit Babyelefanten" schafft es die Stadt, auch und gerade in herausfordernden Zeiten die Wienerinnen und Wiener mit Erlebnissen und gelebtem Zusammengehörigkeitsgefühl unterstützen. In einem Statement zu ihrer Platzierung erzählt Gerlinde Riedl LEADERSNET, wie sie und ihr Team den mannigfaltigen Herausforderungen der vergangenen Monate begegnet sind und was im Angesicht der Pandemie der Schlüssel für ihre Arbeit war und ist:
"Die Einschränkungen der COVID-19-Pandemie hat unsere Gesellschaft hart getroffen, insbesondere die Kunst-, Kultur- und Veranstaltungsbranche. Auch wir, die Stadt Wien Marketing GmbH, mussten seit dem Frühjahr 2020 viele der geplanten Veranstaltungen absagen bzw. verschieben. Gleichzeitig hat sich unser Team sehr rasch mit alternativen Lösungen beschäftigt, bestehende Konzepte, zum Beispiel beim Film Festival auf dem Rathausplatz im Sommer, adaptiert und an die neuen Gegebenheiten angepasst.
Der Schlüssel für unsere Arbeit während der Corona-Pandemie war maximale Flexibilität bei gleichzeitig geringer Sicherheit im Sinne von Planbarkeit. Was heute für Veranstalter gilt, kann schon morgen wieder anders sein. Dank des breiten Erfahrungsschatzes, welchen sich die Stadt Wien Marketing in den letzten zwei Jahrzehnten im Bereich Organisation und Umsetzung von Großveranstaltungen ansammeln konnte, gelang es neben den regulär geplanten Veranstaltungen ein komplett neues Format zu entwickeln - dem Kultursommer Wien 2020. Unter dem Motto 'Wien dreht auf' wurden in ganz Wien zahlreiche temporäre Bühnen geschaffen, wo Kunst, Kultur und Begegnung stattfinden konnte. Acht Wochen lang fanden in der ganzen Stadt über 1.000 Acts statt. 2.000 Künstlerinnen und Künstler kamen so in den Genuss, endlich wieder vor Publikum spielen zu können und zahlreiche Beschäftigte in der Veranstaltungsbranche konnten nach Monaten endlich wieder arbeiten. Diese Erfolgsgeschichte soll auch in diesem Jahr fortgeschrieben werden und allen WienerInnen, unabhängig von Einkommen und Bildung, den Zugang zu Kultur in hoher Qualität ermöglichen.
Ich darf mit Stolz sagen, wir haben seit Beginn der Pandemie mit viel Kreativität und noch mehr Flexibilität den Rahmen der Möglichkeiten ausgeschöpft. Ein großes Anliegen war uns beispielsweise die Realisierung des Wiener Eistraums. In der Zeit monatelanger Lockdowns und gleichzeitig sehr begrenzten Erlebnisangeboten wurde den Wienerinnen und Wienern eine Möglichkeit zur Bewegung an der frischen Luft vor einer tollen Kulisse geboten. Wenn es uns gelungen ist, nur einen kleinen Teil beizutragen, dass es auch in dieser schwierigen Zeit ein wenig Vergnügen und Lebensfreude in unserer Stadt gab oder wir Besucherinnen und Besuchern trotz der Umstände ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten, dann hat sich die Arbeit gelohnt. Die Corona-Pandemie ist eine Zeit für Ideen und Neugestaltung, aber auch eine Zeit, die uns den Wert von Gemeinschaft und Zusammenhalt in Erinnerung ruft", so Gerlinde Riedl. (rb)
www.salzburgerfestspiele.at
www.stephansdom.at
www.stadtwienmarketing.at
Schade, dass ich nichts davon gemerkt habe....
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