900 Millionen Euro Umsatzentfall pro Woche: "Der Lockdown ist im Prinzip ein Amazon-Förderungsprogramm"

Aufschrei beim österreichische Handel im Angesicht der Schließungen als harte COVID-Maßnahmen  es könnte bis vor den Verfassungsgerichtshof gehen.

Nachdem die Bundesregierung am Samstag neue Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus bekanntgegeben hat, laufen die Gemüter heiß: In der Covid-19-Notsituationsverordnung ist u.a. eine Sperre des gesamten heimischen Non-Food Handels von 17. November bis 6. Dezember vorgesehen. Ausgenommen sind lediglich Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien und Trafiken sowie Banken und Post-Filialen. Überall, wo es möglich ist, soll zudem auf Homeoffice umgestellt werden. Soweit unterstützen alle Branchen die neuen verschärften Maßnahmen, doch Ungerechtigkeiten bei der Zusicherung von Entschädigungszahlen lassen die Händler nun auf die Barrikaden gehen.

Will: "Kein Verständnis für diese Ankündigung"

"Die Gesundheit der Bevölkerung steht für den österreichischen Handel an höchster Stelle. Da die COVID-Infektionszahlen zuletzt besorgniserregend angestiegen sind, haben wir vollstes Verständnis für die verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme. "Kein Verständnis haben wir jedoch für die Ankündigung, den krisengebeutelten Händlern keine Sicherheit beim Umsatzersatz zu geben und eine Range zwischen 20, 40 oder 60 Prozent während des Lockdowns anzukündigen. Alle anderen direkt betroffenen Branchen wie die Gastronomie und der Tourismus werden mit 80 Prozent entschädigt. Genau das erwartet sich auch der Handel in einer Phase, in der er wichtige Mehrumsätze hin zum Weihnachtsgeschäft erzielen müsste!"

Händler erwägen Klage beim Verfassungsgerichtshof

Zwischen den betroffenen Branchen dürfe kein Unterschied gemacht werden, so der Handelsverband in einer aktuellen Stellungnahme. "Immerhin wurde versprochen, dass niemand in dieser Krise zurückgelassen wird", so der O-Ton. Gerade jetzt, wo das Weihnachtsgeschäft richtig anläuft und die doppelten Gehälter (Weihnachtsgeld) sowie hohe Mieten anstehen, bräuchten die Betriebe rasche Unterstützung, um die 490.000 Arbeitsplätze im Non-Food Handel abzusichern.

Das Gegenteil sei nun der Fall, "nachdem zwar harte Maßnahmen verhängt werden, jedoch keine Sicherheit bei der Höhe der Hilfen besteht". Aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen (Gewinnspannen, verderbliche Güter, Wiederverkauf, Nachholeffekte) wird der Handel differenziert betrachtet: Ausgehend von einer 40-Prozent- Basis solle es Aufstufungen bis zu 60 Prozent für Bereiche mit verderblicher und stark saisonal bedingter Ware sowie Abstufungen für jene Bereiche, wo die Waren kaum Wertminderungen unterliegen, geben.

"Schließung kommt zur Unzeit": 80 Prozent Ersatz für alle gefordert

Der Handelsverband fordert stattdessen einen Umsatzersatz von 80 Prozent, also in gleicher Höhe wie für die bereits von Schließungen betroffenen Branchen. Eine ungleiche Behandlung wäre "sachlich nicht gerechtfertigt". Einige Handelsunternehmen haben dem Handelsverband bereits angekündigt, Klagen beim Verfassungsgerichtshof zu erwägen.

Schon seit Beginn des "Corona Lockdown light" Anfang November leide der heimische Handel "massiv, wie die Interessensvertretung der Branche erklärt. So habe der Handel einen Umsatzverlust von fast 750 Millionen Euro verkraften müssen. Die nun beschlossene Schließung des gesamten Non-Food Handels bis 6. Dezember komme für die angeschlagenen Betriebe zur Unzeit, sie fällt voll in die Sondereinkaufstage (Black Friday, Cyber Monday) sowie in das angelaufene Weihnachtsgeschäft.

Non-Food Handel: 900 Millionen Euro Umsatzentfall pro Lockdown-Woche

"Wir befinden uns im neunten Monat der Krise. Zeitgleich mit dem zweiten harten Lockdown braucht es jetzt Zug um Zug die Gelder auf den Konten der Händler. Das volle Spektrum der EU-Hilfen muss jetzt endlich ausgeschöpft werden. Hier ist das Finanzministerium gefordert, das Mittel des Verlustausgleichs in Kombination mit den Fixkostenzuschüssen zu beantragen. Viele europäische Länder haben dies längst gemacht und ihre Unternehmen damit rasch geholfen", erklärt Will. 

"Für unsere Branche ist der harte Lockdown das Worst Case Szenario. November und Dezember sind die beiden umsatzstärksten, wichtigsten Monate des Geschäftsjahres. Pro Lockdown-Woche rechnen wir im Non-Food Handel mit einem Umsatzausfall von mindestens 900 Millionen Euro. Profitieren werden in erster Linie jene internationalen Onlinehändler aus Drittstaaten, die kaum Steuern zahlen und wenig zum Gemeinwohl beitragen. Der Lockdown gleicht für die Handelsbranche einem Amazon-Förderungsprogramm", so Branchensprecher Rainer Will abschließend. (red)

www.handelsverband.at

Christoph Stieg
Unsere, unsere heimischen oder regionalen oder wenigstens europäischen Händler haben auch super Webshops. Ja, der eine, den wir übrigens nicht wiederholt beim Namen nennen sollten, schon gar nicht in der Überschrift des Artikels mag der komfortabelste sein. Trotzdem … auf ein bisschen Komfort verzichten und z.B. bei Thalia einkaufen, Hervis, Rapunzel, Sonnentor, Zotter, … Jeder Euro, der kein Dollar wird, zählt für uns!

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