Friedrich Dungl wird ab dem 1. Juli neuer Geschäftsführer der NÖN und zeichnet für Verkauf und Marketing verantwortlich (leadersnet.at berichtete). Damit ist die Geschäftsleitung der NÖN nach dem Abgang von Harald Knabl Ende vergangenen Jahres wieder komplett. leadersnet.at hat vorab mit Friedrich Dungl über Innovationen, Restrukturierungen, den Umgang mit den Beziksblättern und was er alles auf der Agenda hat geplaudert. Eine Peter&Paul Sendung mit Friedrich Dungl wird am 30. Mai 2016 auf W24 ausgestrahlt.
leadersnet.at: Würden Sie sich als Niederösterreich-Kenner und Insider bezeichnen?
Dungl: Meine familiären Wurzeln sind im Weinviertel. Ich liebe Niederösterreich aufgrund seiner unglaublichen Vielfalt. Auen, Kulturlandschaft, Hochgebirge, Wald, Seen - in Niederösterreich gibt es alles. Diese regionale Vielfalt bildet die NÖN auch ab. Und ich denke, dass man sie verstehen muss, um hier mit einem Medienhaus erfolgreich zu sein.
leadersnet.at: Gemähte Wiese oder Mega-Herausforderung - Wie legen Sie ihren neuen Job an?
Dungl: Im Pressehaus gibt es viele Mitarbeiter und damit unglaublich viel Know-How. Ich werde sehr genau zuhören und viel über die Spezifika des Unternehmens lernen. Und darauf freue ich mich sehr.
Ich bin sicher, dass es keine "gmahten Wiesn" mehr gibt. Im Verlagswesen glauben wir oft, dass wir vom dramatischen Wandel der Informationstechnologie und der Gesellschaft besonders betroffen sind. Aber ist das nicht auch der niedergelassene Handel, die Industrie, der Tourismus, die Telekommunikation, Banken, Versicherungen und und und...? Das hat nicht nur Einfluß auf unsere Leser, sondern auch auf unser Anzeigengeschäft. Es wird sich sehr viel ändern müssen, damit alles so bleiben kann wie es ist. Nicht nur im NÖ Pressehaus.
leadersnet.at: Alles bleibt besser! Oder ist das zu wenig?
Dungl: Das war schon immer und überall zu wenig.
leadersnet.at: Vom Bezirksjournal zur Mediaprint und jetzt zur NÖN. Wie wird bei dieser beruflichen Lebensgeschichte der Umgang mit den Bezirksblätter sein?
Dungl: Die Bezirksblätter waren auf all diesen Stationen einer der Mitbewerber. Ich fürchte aber, dass die Medienunternehmen verlegerischer Herkunft in der Marktbeobachtung zu sehr auf die eigene Gattung fokussiert sind. Die große Gefahr lauert aber ausserhalb. Wenn selbst KMU's große Teile ihrer Budgets für Suchmaschinen-Marketing und soziale Netzwerke ausgeben und nicht merken, dass "Likes" einfacher zu erreichen sind als Umsätze, dann macht mir das große Sorgen. Andere Mediengattungen sind da gedanklich schon weiter als Print. Dort versucht man zuerst den Bären zu erlegen - sprich die Gattung zu stärken - und erst danach das Fell zu verteilen. Ich setze mich schon lange dafür ein, dass wir Verlage auch enger zusammenrücken und nicht nur den internen Wettbewerb sehen.
leadersnet.at: Sanieren Sie eher durch Innovation oder durch Restrukturierung?
Dungl: Ich habe derzeit noch einen sehr aufwändigen Job in der Mediaprint, der bis zuletzt meine volle Aufmerksamkeit benötigt und auch verdient! Jedes Rennen endet an der Ziellinie und die habe ich dort noch nicht erreicht. Auch wenn es kaum zu vermeiden ist, gelegentlich an meine zukünftige Aufgabe zu denken, ist es zu früh um hier an Konzepten zu arbeiten. Ich verfüge auch noch über viel zu wenig Informationen und bin noch nie mit einer unabänderlichen vorgefassten Meinung irgendwo hinein gegangen. Wie oben erwähnt wird mein Job in St. Pölten damit beginnen den Menschen vor Ort zuzuhören. Meine Grundeinstellung ist, dass blankes cost-cutting, ohne gleichzeitig Innovationen zu lancieren Unternehmen kaputt spart.
leadersnet.at: Worauf dürfen sich die NÖN- Mitarbeiter freuen, worauf die NÖN- Leser?
Dungl: Erstere auf ehrliche, offene und unvoreingenommene Gespräche auf Augenhöhe mit mir. In vertrieblicher Hinsicht hohes Augenmerk auf den Sevice-Level sowie zusätzliche Alleinstellungsmerkmale die die Marken NÖN und BVZ vom Mitbewerb abheben. Wir werden sicher auch über neue Angebote für die Leser nachdenken, die sich ausserhalb des klassischen Verlagsgeschäftes bewegen. Gleichzeitig darf man die Weiterentwicklung des Portfolios der Print- und Onlinemedien - das unmittelbare Kerngeschäft - unter keinen Umständen vernachlässigen. Mehr als jeder dritte Niederösterreicher hat diese Woche die NÖN gelesen und vier von zehn Burgenländern die BVZ. Das sind in Summe über 640.000 Menschen. Dazu kommt noch der Kontakt zu den digitalen Medienmarken mit fast 740.000 Unique Clients pro Monat. Das beweist, dass die Medien des NÖ Pressehauses für die Leute in der Region hochrelevant sind. Und das soll auch so bleiben.
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