"Das größte Kraftwerk in Österreich ist das Energiesparen"

EVN-Pressesprecher Zach wirft im leadersnet.at-Interview einen Blick in die heimische Energiezukunft.

"Nachhaltigkeit als langfristiges Unternehmenskonzept" verspricht der niederösterreichische Energieversorger EVN auf seiner Homepage. leadersnet.at hat sich mit Pressesprecher Stefan Zach getroffen und sich über die Energiewende, steigenden Energieverbrauch, zufriedene Kunden, Widersprüche und seine Wünsche an die zukünftige Bundesregierung unterhalten.

leadersnet.at: Was bedeutet der Begriff Energiewende für Sie persönlich?

Zach: Wir verstehen unter Energiewende die Systemveränderung in Richtung erneuerbare Energien. Die ist sinnvoll und machbar, man braucht dazu aber Augenmaß und das richtige Tempo.

leadersnet.at:  Wie sehen Sie die Energiezukunft speziell in Österreich?

Zach: Der Trend geht eindeutig Richtung erneuerbare und klimafreundliche Energien. Das gilt sowohl für den Strombereich, als auch für die Heizwärme. Österreich hat hier große natürliche Ressourcen bei Wasser, Wind, Sonne und Holz. Der zweite Punkt ist das Thema Energieeffizienz und Energiesparen. Ohne eine Senkung des Verbrauchs wird eine Systemumgestaltung nicht funktionieren. Das heißt es muss in Richtung weniger Verbrauch, bessere Dämmung und intelligenter Einsatz der Ressourcen gehen.

leadersnet.at: In den letzten Jahrzehnten ist der Energieverbrauch aber kontinuierlich gestiegen. Wie realistisch sehen Sie eine Reduzierung?

Zach: Es geht um eine Senkung des gesamten Energieverbrauchs in Österreich. Es kann natürlich sein, dass der Stromverbrauch weiter leicht ansteigt. Dafür könnte Strom klimaschädlichere und andere weniger intelligente Energieformen ablösen. Im Bereich der Raumwärme ist es so, dass es Wärmepumpen gibt. Das ist eine Heiz- und Warmwasseraufbereitungsform, die Strom verwendet um Naturenergie aus dem Erdreich oder der Luft zu gewinnen. Diese Heizform wird zunehmend fossile Brennstoffe ersetzen. Aber auch im Bereich der Mobilität kann Strom andere Antriebsformen wie Benzin und Diesel ersetzen. Das führt alles zusammen vielleicht zu einem erhöhten Stromverbrauch, aber auch zu einem deutlich geringeren Gesamtenergieverbrauch. Mit einer Kilowattstunde Strom können Sie aus dem Erdreich 3,5 bis vier Kilowattstunden Naturwärme gewinnen. Damit hat man also einen viel geringen Primär-Energieeinsatz um die gleiche Raumwärme zu erzeugen.

leadersnet.at: Wie hoch schätzen Sie den Anteil alternativen und erneuerbaren Energieträgern am Gesamt-Energieaufkommen in Zukunft ein?

Zach: In Niederösterreich stammen bereits derzeit über  90 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. In den nächsten zwei Jahren sollen es durch einen starken Ausbau im Bereich Sonne, Biomasse, Wasser und Wind bereits 100 Prozent sein. Aber Niederösterreich hat auch eine sehr günstige Position, was den Reichtum an natürlichen Ressourcen betrifft. Wir werden trotzdem noch für eine längere Periode flexible thermische Kraftwerke brauchen, um die Schwankungen von Wind- und Sonnenenergie auszugleichen. Wir sehen auch ein sehr großes Zukunftspotential im Bereich der Speichertechnologien. In Zukunft wird die Integration von Wind und Sonne in die neue Energielandschaft sehr stark von einer Entwicklung von Speichertechnologien abhängen.

leadersnet.at: Wie können solche Speichertechnologien aussehen?

Zach: Wenn Sie beispielsweise am Dach eine Photovoltaikanlage haben, die in der Mittagsspitze viel mehr Strom erzeugt, als sie daheim verbrauchen, dann wäre es sinnvoll diese Überschussenergie in einer Batterie im Keller zu speichern und den Strom dann zu entnehmen, wenn die Sonne nicht ausreichend scheint. Die EVN selber testet auch große Speicher, mit denen man ganze Gemeinden oder Gemeindeverbände versorgen kann. Das ist eine Kombination aus großen Photovoltaikanlagen und Windrädern mit großen Speicherbatterien, sogenannten Flüssigspeichern. Da sehen wir ein großes Potential und können große Mengen tagsüber speichern, wenn die Energie in einem Übermaß vorhanden ist und dann ausspeichern, wenn die Leute es tatsächlich brauchen.

leadersnet.at: Vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) gibt es eine Aktion, dass auch Privatkunden Großstromkunden werden können, um günstigere Energietarife zu bekommen. Was halten Sie davon?

Zach: Wir glauben, dass das sinnvollste für die Energiezukunft in der Ökologisierung des Energiesystems liegt und in einer Verbrauchsminderung. Eine Kilowattstunde, die sie künftig nicht mehr brauchen, spart Ihnen viel mehr, als ein günstiger Preis. Da sehen wir in unseren Beratungsgesprächen auch das größte Potential. Das größte Kraftwerk in Österreich ist das Energiesparen. Wir bieten unseren Kunden eine ganze Reihe von Dienstleistungen, die ihren Verbrauch dauerhaft und nachhaltig senken. Das halten wir für sinnvoller als niedrigere Preise, die möglicherweise zu keiner Verbrauchseindämmung führen. Ich schätze den VKI, aber ich denke, dass es einige Dinge gibt, die er besser kann, als Strom verkaufen.

leadersnet.at:  Ist es für Sie als Energieunternehmen eigentlich nicht ein Widerspruch, dass Sie Ihre Kunden dabei beraten, wie sie ihren Energieverbrauch senken können?

Zach: Nein, das ist kein Widerspruch. Es ist vielmehr so, dass ein Kunde, der sich von uns gut betreut fühlt, möglicherweise auch für andere Produkte interessiert, die wir anbieten. Wir sind zum Beispiel Komplettanbieter für Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Häusern und Garagen unserer Kunden. Wir bieten auch ein Sanierservice an. Das ist ein Komplettangebot für Gebäudedämmung, wo man sich nicht um die Professionisten und die Förderansuchen kümmern muss. Das sind sehr komfortable Dienstleistungen, die auch sehr gut ankommen. Ein Kunde der mit uns zufrieden ist, weil wir für einen niedrigen Verbrauch sorgen, der wird sich auch für die eine oder andere Dienstleistung der EVN entscheiden.

leadersnet.at:  Wie stark ist Österreich von den Entwicklungen der internationalen Energieversorgung und Energiepolitik abhängig?

Zach: Österreich ist nicht losgelöst vom Rest der Welt. Wir sind eng in das europäische Energiesystem mit eingebunden. Das gilt für alle Energieformen. Was die Stromerzeugung betrifft, sind wir in einer sehr günstigen Lage, da wir einen sehr hohen Anteil an erneuerbaren Ressourcen haben. Wir haben das Glück, dass wir über 70 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen können. Aber es gibt nur ein europäisches Stromnetz. Wenn es also in einem unserer Nachbarländer Probleme gibt, wenn etwa viele Kraftwerke ausfallen, ist Österreich ein Teil des Gesamtsystems. Ein europäischer Blackout wird an unseren Grenzen sicherlich nicht Halt machen.

leadersnet.at: Welche Wünsche haben Sie an die nächste österreichische Regierung in Sachen Energiepolitik?

Zach: Die Energiebranche benötigt ein neues Marktdesign, damit Strom auch künftig sicher, sauber und leistbar für die Kunden bleibt.

www.evn.at

Die EVN

Die börsennotierte EVN AG (Energieversorgung Niederösterreich) ist der größte Strom-, Gas- und Wärmeversorger in Niederösterreich und ein bedeutender Stromversorger in Mazedonien und Bulgarien mit Hauptsitz in Maria Enzersdorf. Die EVN ging 1986 aus der Verschmelzung der niederösterreichischen Landes-Elektrizitätsgesellschaft NEWAG mit dem niederösterreichischen Erdgas- und Fernwärmeunternehmen NIOGAS hervor.

Über zwei Börsengänge wurde die EVN 1989 und 1990 zu 49 Prozent teilprivatisiert. Die Mehrheit von 51 Prozent des Aktienkapitals gehört dem Land Niederösterreich. Zum Energiegeschäft mit den Sparten Strom, Erdgas und Wärme kam im Jahr 2001 die Wasserversorgung durch die EVN Wasser.

Weitere Konzernunternehmen beschäftigen sich mit der Trinkwasseraufbereitung und Abwasserreinigung (WTE), mit der thermischen Restmüllbehandlung (AVN), technischen Dienstleistungen und Telekommunikation. 2004 erwarb die EVN die Mehrheit von zwei bulgarischen Stromgesellschaften in Plowdiw und Stara Sagora. 2006 übernahm EVN den mazedonischen Stromverteiler (EVN Macedonia).

Die EVN

Die börsennotierte EVN AG (Energieversorgung Niederösterreich) ist der größte Strom-, Gas- und Wärmeversorger in Niederösterreich und ein bedeutender Stromversorger in Mazedonien und Bulgarien mit Hauptsitz in Maria Enzersdorf. Die EVN ging 1986 aus der Verschmelzung der niederösterreichischen Landes-Elektrizitätsgesellschaft NEWAG mit dem niederösterreichischen Erdgas- und Fernwärmeunternehmen NIOGAS hervor.

Über zwei Börsengänge wurde die EVN 1989 und 1990 zu 49 Prozent teilprivatisiert. Die Mehrheit von 51 Prozent des Aktienkapitals gehört dem Land Niederösterreich. Zum Energiegeschäft mit den Sparten Strom, Erdgas und Wärme kam im Jahr 2001 die Wasserversorgung durch die EVN Wasser.

Weitere Konzernunternehmen beschäftigen sich mit der Trinkwasseraufbereitung und Abwasserreinigung (WTE), mit der thermischen Restmüllbehandlung (AVN), technischen Dienstleistungen und Telekommunikation. 2004 erwarb die EVN die Mehrheit von zwei bulgarischen Stromgesellschaften in Plowdiw und Stara Sagora. 2006 übernahm EVN den mazedonischen Stromverteiler (EVN Macedonia).

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