Die Folgen von Trump 2.0
"Die Wiederwahl Donald Trumps hat die Weichen für die Weltwirtschaft neu gestellt"

| Redaktion 
| 04.12.2024

Die aktuelle Konjunktureinschätzung der Bank Austria hat sich mit "Trump 2.0" und den Folgen für die globale Wirtschaft, Europa und Österreich auseinandergesetzt.

Am 5. November 2024 hat Donald Trump die Präsidentschaftswahlen der Vereinigten Staaten gewonnen. Der republikanische Kandidat entschied die Wahl mit 312 zu 226 Wahlmännerstimmen deutlich gegen seine demokratische Gegenkandidatin Kamala Harris. Am 20. Jänner 2025 wird er damit seine zweite Amtszeit als US-Präsident antreten. 

"Die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat die Weichen für die Weltwirtschaft neu gestellt. Für die mit nur geringem Tempo voranschreitende globale Wirtschaft besteht nur eine begrenzte Aussicht auf Verbesserung, zumal sich die ohnehin schon großen geopolitischen Unsicherheiten noch verstärken dürften. Die angekündigten protektionistischen Maßnahmen werden die Industrie weltweit belasten, da sie den globalen Handel dämpfen, die Stimmung in der Wirtschaft beeinträchtigen und die Aussichten für Investitionen trüben", erklärte UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer, einleitend zum aktuellen Konjunkturüberblick der UniCredit Bank Austria und ergänzt: "Die globale Industrieschwäche sollte jedoch durch den Dienstleistungssektor kompensiert werden können, sodass sich das Wachstum der Weltwirtschaft 2025 und 2026 bei knapp über drei Prozent stabilisieren sollte."

Wenig Impulse für die globale Wirtschaft

In den USA werden eine expansive Fiskalpolitik, geprägt hauptsächlich von Steuersenkungen, sowie Deregulierungsmaßnahmen ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent 2025 und 2,3 Prozent 2026 ermöglichen, allerdings begleitet von einem Aufwärtsdruck auf die Inflation durch höhere Zölle. Vor dem Hintergrund steigender Handelsschranken dürfte das US-Wachstum nur wenig Impulse für die globale Wirtschaft bringen, so der Bank Austria Experte. 

Die Situation in der Eurozone wird neben dem verstärkten Protektionismus im Welthandel durch den laufenden Prozess der Haushaltskonsolidierung und das Fehlen einer klaren strategischen Ausrichtung in der Industriepolitik erschwert. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollten positiv beeinflusst werden, vor allem durch weitere Lockerung der Geldpolitik, sodass sich das Wirtschaftswachstum leicht steigern dürfte.

"Wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft im Euroraum nach einem auf die Inlandsnachfrage gestützten Anstieg des BIP um 0,8 Prozent im laufenden Jahr ihr Wachstumstempo 2025 schrittweise auf 0,9 Prozent und im Jahr 2026 auf 1,2 Prozent steigern kann. Der Gegenwind im Außenhandel durch höhere Zölle in den USA, dem wichtigsten Handelspartner des Euroraums, wird die europäische Wirtschaft damit jedoch ihr Potenzial kaum erreichen lassen", so Bruckbauer.

"Eine aggressivere US-Politik würde zu deutlich größeren Auswirkungen auf den globalen Handel, das Vertrauen, die Investitionen und die Arbeitsmärkte führen. Sollten die Spannungen im Nahen Osten zunehmen, würden die Ölpreise sprunghaft ansteigen", nennt Bruckbauer einige Risiken und fügt hinzu: "Ein solcher Schock würde den Euroraum viel stärker treffen als die USA und eine weitere Divergenz zwischen den beiden Volkswirtschaften auslösen."


Österreich Konjunkturprognose © Statistik Austria/UniCredit

Auseinanderdriften in der Geldpolitik

Aus heutiger Sicht scheint trotz der hohen geopolitischen Unsicherheiten ein größerer Energiepreisschock für 2025 nicht wahrscheinlich. Zudem ist von einer Überversorgung des Weltölmarkts, insbesondere aufgrund der hohen Förderung in den Vereinigten Staaten auszugehen, was den Rohölpreis in einem Bereich von 75 bis 80 US-Dollar pro Barell halten sollte.
Diese Aussicht soll die weitere Annäherung der Inflation an die Zielvorgaben der Zentralbanken unterstützen, zumal sich die Dienstleistungspreisinflation bei nachlassendem Lohndruck verlangsamen und die Kerninflation bei den Güterpreisen niedrig bleiben würde.

Im Euroraum dürfte die Inflation mit 1,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 und 2026 erstmals seit fünf Jahren wieder das EZB-Ziel erreichen. Die USA werden diesem Trend voraussichtlich nicht folgen und bei über zwei Prozent landen. "Die Folge der unterschiedlichen Inflationsdynamik wird sich in einer Divergenz in der Geldpolitik zwischen den USA und Europa zeigen", so Bruckbauer.

Aufgrund des Zinsdifferenzials zwischen den USA und dem Euroraum kann eine weitere Abschwächung des Euros gegenüber dem US-Dollar auf bis zu 1,02 US-Dollar für einen Euro zum Jahresende 2025 erwartet werden. 2026 sollte sich das Leitzinsniveau nicht verändern, da die Inflation um zwei Prozent schwanken sollte, sofern kein größerer Rohstoffpreisschock eintritt.

Angespannte Stimmung in Österreich

"Von der erwarteten Konjunkturverbesserung für 2025 und 2026 ist in den österreichischen Wirtschaftsdaten und Stimmungsindikatoren bisher nur wenig zu sehen. Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist aber immerhin leicht auf minus 2,6 Punkte gestiegen, was jedoch weiterhin eine klar pessimistische Grundstimmung in der österreichischen Wirtschaft wiedergibt", sagte UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: "Weiterhin ist das Konjunkturbild in Österreich von hohen Herausforderungen im Produktionssektor geprägt, denen der Dienstleistungssektor entgegenzusetzen versucht. Im November ist sowohl die Stimmung am Bau als auch in der Industrie, trotz einer leichten Aufhellung des Exportumfelds, weiter zurückgegangen. Nur im Dienstleistungssektor entschärfte sich der Pessimismus etwas, obwohl sich die Stimmung unter den heimischen Konsument:innen den dritten Monat in Folge verschlechtert hat."

Steigende Kaufkraft und niedrigere Zinsen

Laut den Experten sei im Außenhandel kein wesentlicher Beitrag zu einer Konjunkturverbesserung in Österreich in den kommenden zwei Jahren zu erwarten. Die Erholung der heimischen Wirtschaft hängt daher von der Entwicklung der Inlandsnachfrage entscheidend ab.

"Die Inlandsnachfrage wird es richten", meint Pudschedl und ergänzt: "Erstens wird sich der Konsum beschleunigen, da sich die Reallöhne wieder dem Niveau von vor dem Inflationsschock nähern. Die erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit und der schwächelnde Arbeitsmarkt werden jedoch wahrscheinlich einen deutlichen Rückgang der Sparquote von ihrem derzeit hohen Niveau verhindern und daher nur zu einer moderaten Belebung des Konsums führen. Zweitens dürfte die Lockerung der Geldpolitik den Bausektor und die Industrie unterstützen und damit die Investitionstätigkeit erhöhen."

Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten nach dem Rückgang des BIP im laufenden Jahr um 0,5 Prozent ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent für 2025 und 1,3 Prozent für 2026.


UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich © Statistik Austria/Wifo/UniCredit Research

Verschlechterung am Arbeitsmarkt

Vor dem Hintergrund der zu erwartenden schwachen Wachstumsaussichten ist im nächsten Jahr mit einer weiteren Verschlechterung am Arbeitsmarkt, vorrangig durch den Industriesektor, zu rechnen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote dürfte 2025 auf 7,2 Prozent steigen, nach 7,0 Prozent im heurigen Jahr. Trotz des geringen Erholungstempos dürfte sich 2026 die Arbeitslosenquote leicht auf 7,0 Prozent verringern, gedämpft durch den geringen Anstieg des Arbeitskräfteangebots.

Inflation weitgehend im Ziel

Laut den Experten wird die Inflation trotz der Aufwärtsbewegung zu Jahresbeginn auf rund 2,5 Prozent bedingt durch das Auslaufen der staatlichen Maßnahmen zur Dämpfung der Energiepreise im Jahresdurchschnitt 2025 auf 2,2 Prozent sinken, zumal die Zweitrundeneffekte im Dienstleistungsbereich weiter auslaufen und die Energiepreise weitgehend stabil bleiben sollten. Bleiben die starken Rohstoffpreisausschläge aus, sollte sich eine stabile Inflationsentwicklung auch 2026 fortsetzen und eine Teuerungsrate von nur noch 1,9 Prozent erlauben. Damit sollte die Inflation 2026 voraussichtlich erstmals seit sechs Jahren im Jahresdurchschnitt die EZB-Zielvorgabe erreichen.

www.bankaustria.at

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