Anfang vom Ende des Markenlogos?
Audi verzichtet bei neuem Modell auf die berühmten "Vier Ringe"

Mit dem seriennahen Stromer zeigt der deutsche Hersteller den Vorboten einer neu gegründeten Marke, deren erstes Modell bereits 2025 in den Handel kommen wird. Neben dem ikonischen Logo fehlt auch der große "Singleframe"-Grill.

Wer an die Automarke Audi denkt, hat wohl unmittelbar die "Vier Ringe" im Kopf. Das berühmte Logo ziert seit Jahrzehnten jedes Modell des deutschen Herstellers. Doch in Zukunft könnte sich das ändern. Audi hat nun nämlich ein Modell vorgestellt, dass auf die vier Ringe verzichtet. Stattdessen setzt die seriennahe Studie namens E concept vorne und hinten auf einen in Großbuchstaben geschrieben und beleuchteten "AUDI"-Schriftzug. Für europäische Audi-Fans gibt es aber vorerst "Entwarnung". Bei dem Fahrzeug handelt es sich um den Vorboten für die Einführung der neuen Marke "AUDI" in China, die in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner SAIC an den Start gebracht wird. Passend dazu wurde das Showcar in Shanghai enthüllt.

Laut Audi wurde das E concept gemeinsam von Ingenieur:innen und Designer:innen aus Deutschland und China entwickelt und bietet einen Ausblick auf drei künftige Serienmodelle, die schon ab Mitte 2025 vorgestellt werden sollen. Audi CEO Gernot Döllner sagte anlässlich der Präsentation: "Die Automobilindustrie durchläuft derzeit den größten Wandel ihrer Geschichte. Mit unseren Kooperationen in China nehmen wir hierbei eine entscheidende Rolle in dieser Transformation ein."

Deutsche Hersteller geraten ins Hintertreffen

Anlass für die Gründung der neuen Marke ist, dass sich die chinesischen Premium-Kund:innen von anderen Zielgruppen und deren Erwartungen unterscheiden: Sie sind jünger und technikaffiner. Sie erwarten volle Konnektivität, automatisierte Fahrfunktionen sowie ein innovatives Interieur. Das haben zuletzt vor allem die deutschen Hersteller, die den Markt in China über Jahrzehnte dominierten, zu spüren bekommen. Ihre Verkaufszahlen sind zuletzt stark eingebrochen, während jene von chinesischen Herstellern enorm gestiegen sind. Darauf müssen Audi, BMW, Mercedes, Porsche oder VW schnellstmöglich reagieren, um am weltgrößten Automarkt, auf dem immer mehr Stromer und immer weniger Verbrenner verkauft werden, auch weiterhin eine Rolle zu spielen. Derzeit geben hier jedenfalls BYD & Co. die Richtung vor und den Ton an.

"Das Beste aus beiden Welten"

Die Wünsche dieser Kundengruppen sollen das Lastenheft für das gemeinsame Entwicklungsteam von Audi und SAIC bilden. Geleitet wird es von Fermín Soneira als CEO. Der langjährige Leiter der elektrisch angetriebenen Baureihen von Audi steuert die Partnerschaft. "Unsere Kooperation spiegelt die Idee 'das Beste aus beiden Welten' wider und ist darauf ausgerichtet, Entwicklung, Produktion und Vertrieb gemeinsam zu realisieren", so Soneira und weiter: "Ich bin überzeugt, dass beide Parteien ihre Kernkompetenzen einbringen. Audi wird die Zukunft der Premium-Elektromobilität mit der Einbindung chinesischer Innovationskraft noch stärker prägen." Das neue gemeinsame Projekt soll die Stärken von Audi mit der Innovationsgeschwindigkeit von SAIC kombinieren. Das heißt also deutsches Know-how in den Bereichen Premiumprodukt und Design, Entwicklung und Engineering, gepaart mit schnellen Innovationen und Fokus auf die Anforderungen des lokalen Marktes aus China.

"Die gemeinsame Plattform ist unsere Basis für eine neue Generation hochmoderner, intelligenter und vernetzter Fahrzeuge exklusiv für China. Die kommenden Modelle richten sich an ein wachsendes und zugleich anspruchsvolles neues Kundensegment. Mit der Kooperation erweitern wir unser Portfolio an batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) in China und beschleunigen die Transformation des Unternehmens auf dem weltgrößten Markt", zeigt sich Döllerer überzeugt.

Technik des Audi Concept E

Die technischen Zutaten, die das Showcar ins Rennen schickt, klingen vielversprechend. Mit einer Länge von 4.870 mm, einer Breite von 1.990 mm und einer Höhe von 1.460 mm sowie einem Radstand von 2.950 mm positioniert sich das E concept als vollelektrischer Sportback. Er ist also das chinesische Pendant zum A6 e-tron Sportback, der hierzulande in Kürze an den Start geht (LEADERSNET berichtete). Zwei Elektromotoren, je einer an der Vorder- und Hinterachse, liefern eine Gesamtleistung von 570 kW. Zusammen mit dem Allradantrieb (quattro) soll das den Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden ermöglichen. Das Konzeptfahrzeug ist mit einem 100-kWh-Akku ausgestattet, der bei voller Ladung eine nach chinesischer Norm kalkulierte Reichweite von mehr als 700 Kilometern bieten soll. Wie Q6 e-tron und A6 e-tron verfügt auch das E concept über eine 800-Volt-Architektur für schnelles Laden. Laut Audi sollen zehn Minuten am Schnellader für 370 Kilometer Reichweite genügen. 

Design

Außen hat das Design wenig mit den Audi-Modellen, die wir hierzulande kennen, zu tun. Kein Wunder, schließlich ist es maßgeschneidert für China. Neben dem Vier-Ringe-Logo fehlt vorne auch der große "Singleframe"-Grill. Insgesamt wirkt das Außendesign minimalistisch, aber dennoch markant. Hingucker sind die ausgeformten Radhäuser, die umlaufenden Lichtgrafiken an Front und Heck, die weit nach hinten gezogene Dachlinie sowie der schwarze Rahmen, der an Front und Heck nahezu alle Funktionsbereiche einfasst - hier sind Leuchten, Sensoren und Luftführung in einem zentralen Feld zusammengefügt.

Im Interieur verfolgten die Designer:innen das Ziel, den markentypischen Komfort mit einer nahtlosen Integration von Technologie zu verbinden. Die Mittelkonsole bietet Ablagen für zwei Smartphones. Highlight ist das geschwungene, sich zwischen beiden A-Säulen erstreckende 4K-Touchdisplay, in das auch die Monitore der digitalen Außenspiegel integriert sind. Die Türen setzen auf illuminiertes Holz und Mikrofaser in einem Lamellendesign, was durchaus elegant aussieht.

Konnektivität

Chinesische Kund:innen gelten als verspielt, äußerst technikaffin und lieben große Displays. "AUDI" setzt beim E Concept auf ein neues Bediensystem, das sich individuell an alle Fahrgäste anpassen lässt. So werden etwa bei digitalen Interaktionen alle wichtigen Informationen auf der obersten Menüebene platziert und präsentiert. Ein Entertainment- und App-Ökosystem – individuell mittels Gesichtserkennung gesteuert, soll mehrere intelligente Lösungen im Auto bieten. Die Smartphone-Schnittstelle ermöglicht die Integration des Handys des Nutzers. Besonders stolz sind die Entwickler:innen auf den "Audi Assistant", ein KI-Avatar, der sich zentral unterhalb des Hauptdisplays platziert befindet und Touch- sowie Sprachsteuerung unterstützt. Seine Gestaltung soll bei der Interaktion sogar ein emotionales Feedback ermöglichen.

Fazit

Um in China und damit am weltweit größten Automarkt auch in Zukunft eine Rolle zu spielen, verstärkt Audi seine Partnerschaft mit dem lokalen SAIC-Konzern und schickt sogar eine neue Marke ins Rennen. Die intensivierte Zusammenarbeit soll die Entwicklungsphase bis zur Markteinführung um 30 Prozent reduzieren. Ob der Plan aufgeht, wird sich nächstes Jahr zeigen. Das erste Serienmodell startet noch 2025; die ersten drei Elektromodelle werden in den Segmenten Mittelklasse und Oberklasse (B und C) angesiedelt sein. 

www.audi.at

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