Retail Banking Radar 2024
Österreicher sind die loyalsten Bankkunden in Europa

| Redaktion 
| 26.09.2024

Laut dem aktuellen Retail Banking Radar 2024 müssen sich heimische Banken keine allzu großen Sorgen machen, dass ihre Kund:innen zu anderen Geldinstituten wechseln. Fintechs werden aber immer mehr zur Bedrohung für alteingesessene Häuser.

Geht es nach einer aktuellen Erhebung, sind Europas Bankkund:innen treue Seelen. Denn laut dem jährlich erhobenen "Retail Banking Radar 2024" von Kearney haben zwei Drittel (73 Prozent) der europäischen Bankkund:innen ihr Hauptkonto fünf Jahre oder länger bei derselben Institution, in Österreich sind es demnach sogar 79 Prozent - der höchste Wert in Europa. 77 Prozent halten alle ihre Finanzprodukte bei einem Institut. Die jährliche Studie der globalen Unternehmensberatung basiert auf der Befragung von jeweils 500 Kund:innen pro Land. Diese Kundenbindung helfe den etablierten Banken, die Konkurrenz durch digitale Banken und Fintechs abzuwehren, dennoch hat jede:r vierte befragte Österreicher:in (25 Prozent), der:die in den letzten fünf Jahren seine:ihre primäre Bank verlassen hat, zu einer digitalen Bank oder einem Fintech gewechselt.

Daniela Chikova, Partnerin bei Kearney, sagt dazu: "Während die etablierten Banken in ganz Europa von der Kundenbindung profitieren, gibt es klare Anzeichen dafür, dass sie diese Loyalität nicht als selbstverständlich ansehen dürfen, da sich immer mehr Menschen für den Wechsel zu digitalen Banken entscheiden. Sie sollten besonders vorsichtig mit ihren jüngeren Kund:innen sein, die sich aufgrund ihrer Flexibilität und der innovativen Angebote für Fintechs entscheiden."

Mundpropaganda und finanzielle Anreize als Treiber

Bei den europäischen Verbraucher:innen, die in den letzten fünf Jahren die Bank gewechselt haben, waren Mundpropaganda (52 Prozent) und finanzielle Anreize (52 Prozent) der Befragung zufolge die beiden Hauptgründe. Bemerkenswert sei, dass ein Drittel der Befragten (33 Prozent) auch eine schlechte Kundenerfahrung als Grund für eine neue Bank angab. Wenn sich Kund:innen für ein neues Hauptgirokonto entscheiden, werden sie laut der Studie wahrscheinlich auch andere Produkte mitnehmen, einschließlich Immobilienkrediten und Wertpapieren. Von denjenigen, die kürzlich die Bank verlassen haben, nahmen 76 Prozent mindestens ein weiteres zusätzliches Produkt mit, in der Regel Sparkonten oder Kreditkarten. Tatsächlich übertrug fast die Hälfte der Österreicher:innen (44 Prozent) ihr Hauptkonto zusammen mit zwei oder mehr Produkten zu ihrer neuen Bank. Dies bestätige, dass traditionelle Banken auf ihre Einnahmen aus hochwertigen Produkten, insbesondere von Wertpapieren und Immobilienkrediten, achten müssen, so Kearney.

Fintechs als wachsende Bedrohung

Da in Österreich mittlerweile 13 Prozent ihr Hauptkonto bei einer digitalen Bank oder einem Fintech führen, würden die Herausforderer schnell an Größe gewinnen und zu ernsten Konkurrenten werden. Laut dem Retail Banking Radar 2024 bevorzugen vor allem jüngere Kund:innen eine digitale Bank oder ein Fintech, da viele Funktionen bei technisch versierten Verbraucher:innen Anklang fänden. Den Ergebnissen zufolge sind 23 Prozent der Hauptkund:innen digitaler Banken unter 35 Jahre alt und etwas weniger als die Hälfte (45 Prozent) unter 45 Jahre. Kearneys Studie spielge ein beträchtliches Maß an Vertrauen in das moderne Banking wider, zeigt man sich überzeugt: Die Hälfte der Befragten (48 Prozent), die ihr Hauptgirokonto bei einer digitalen Bank haben, hält zwischen 80 und 100 Prozent ihrer Finanzen bei dieser Institution. Zusätzlich führen 52 Prozent der Hauptkunden einer Digitalbank 80 bis 100 Prozent aller Transaktionen von dem Konto bei dieser Bank durch.

Wie man hier gegensteuern könnte, erklärt Studienautorin Daniela Chikova: "Es gibt mehrere Schritte, die diese Banken unternehmen können, um sich erfolgreich in der sich verändernden Landschaft zurechtzufinden, darunter Investitionen in digitale Fähigkeiten, die Fokussierung auf das Kundenerlebnis, das Anbieten finanzieller Anreize oder die Schaffung einer eigenen digitalen Marke. Einige Banken befreien sich bereits von den Einschränkungen von Altsystemen und komplexen Prozessen und experimentieren mit neuen Technologien wie Open Banking, um technisch versierteren Kund:innen eine Alternative zu bieten."

www.kearney.com

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