Facelift-Version der achten Generation
So schlägt sich der "neue" VW Golf Rabbit im LEADERSNET-Test

| Tobias Seifried 
| 22.09.2024

Die achte Generation hatte aufgrund ihres Bedienkonzepts und massiven Softwareproblemen keinen guten Einstand. Wir haben uns im Rahmen eines ausgiebigen Tests angeschaut, ob Volkswagen die Kundenkritik ernst genommen hat.

Seit seinem Debüt im Jahr 1974 wurden mehr als 37 Millionen VW Golf verkauft, mehr als 950.000 davon in Österreich, wo er mehrere Jahrzehnte durchgehend das meistverkaufte Auto war. In den letzten Jahren wurde der Golf hierzulande jedoch mehrmals vom Thron gestoßen. Doch heuer, in seinem Jubiläumsjahr, konnte er im ersten Halbjahr den Platz an der Sonne zurückerobern (LEADERSNET berichtete). Weltweit hat ihm mittlerweile der Tiguan (hier geht es zu unserem Testbericht) den Rang des meistverkauften Volkswagens abgelaufen. Dennoch ist der Golf nach wie vor ein Kernmodell der Wolfsburger. In Österreich feiert der Kompakte heuer gleich ein Doppeljubiläum – neben dem 50. Geburtstag gibt es noch 45 Jahre Golf Rabbit zu feiern. Dieses Sondermodell gibt es ausschließlich in Österreich und ist auch in der soeben überarbeiteten achten Modellgeneration zu haben. LEADERSNET hat den aktuellen Golf Rabbit getestet.

VW hat die Kritik ernst genommen

Bei seiner Markteinführung hatte es der Golf VIII nicht gerade leicht. Zwar brachte er all seinen guten Grundtugenden wie breite Motorenauswahl, gekonnt abgestimmtes Fahrwerk, gute Raumausnutzung, zeitloses Design und klassenloses Image mit, doch mit seinem fast ausschließlich auf Touchbedienung ausgelegten Cockpit und massiven Softwareproblemen machte er sich nicht allzu viele Freund:innen. Die Software-Probleme wurden zwar im Laufe der letzten drei Jahre nach und nach ausgemerzt, doch in Sachen Bedienung gab es nur wenige Fortschritte. Die Verantwortlichen in Wolfsburg wussten also genau, wo sie beim Facelift Nachholbedarf hatten. Und tatsächlich, geht nun alles wieder leichter und intuitiver von der Hand. Der Großteil der Bedienung erfolgt zwar nach wie vor über den Touchscreen, doch dieser ist jetzt deutlich gewachsen (12,9 Zoll), hat fix eingeblendete Elemente für die Klimasteuerung, eine intuitive Menüführung und größere Icons. Darüber hinaus funktioniert nun auch die Spracheingabe "IDA" deutlich besser. An den leidigen Slidern für die Einstellung von Temperatur und Lautstärke hält man zwar fest, doch zumindest sind diese nun beleuchtet. Größter Pluspunkt ist aber eindeutig die Rückkehr der echten Tasten am Lenkrad. Im Vergleich zu den Sensorfeldern der Vor-Faceliftversion sind diese eine echte Wohltat. Da sich mit ihnen u. a. auch die Lautstärke problemlos steuern lässt, fällt der Verzicht auf einen Drehregler eigentlich nicht mehr ins Gewicht.

An den schon bisher positiven Eigenschaften des Golf VIII wie dem vielfach individualisierbaren digitalen Cockpit, dem im Klassenvergleich sehr guten Platzangebot, den langstreckentauglichen Sitzen oder den großen Ablagen hält man fest. Das Kofferraumvolumen und die Variabilität entsprechen dem Klassenschnitt. Die kabellose Einbindung von Smartphones (Android Auto und Apple CarPlay) und die Vielzahl an erhältlichen Assistenzsystemen entsprechen dem Zeitgeist. Letztere funktionieren bis auf die Verkehrszeichenerkennung äußerst zuverlässig. Wem die Geschwindigkeitswarnung oder der Spurhalter auf die Nerven geht, kann diese Systeme über den Touchscreen deaktivieren. Aufgrund der EU-Vorschriften muss das aber nach jedem Neustart erneut gemacht werden.

Ausstattung und Antrieb

Das Sondermodell Rabbit steht seit seiner Einführung für umfangreiche Ausstattung zum günstigen Preis. Für einen überschaubaren Aufpreis zum Basis-Golf (4Me) bekommt man die in Österreich beliebtesten Extras und spart laut Volkswagen damit bis zu 4.460 Euro. Kein Wunder, dass der Rabbit nicht nur das erfolgreichste Sondermodell des Landes, sondern auch das längst dienende und erfolgreichste in der gesamten Volkswagen Welt ist. Einige empfehlenswerte Optionen wie die im Testwagen verbauten ErgoActive-Sitze, die LED-Matrix-Scheinwerfer oder das fix eingebaute Navi gibt es aber trotzdem. Um sicher und komfortabel von A nach B zu kommen, reicht aber auch die Serienausstattung allemal. Bei der Materialqualität hat VW auch noch einmal nachgelegt. Das gesamte Cockpit inklusive der Türverkleidungen und dem Armaturenbrett wirkt nun hochwertiger. Unterhalb des Sichtfeldes, beim Hartplastik im Fond und bei der Motorhaubenhalterung (Klappstange statt Gasfederdämpfer) merkt man dann aber doch den Sparstift.

Apropos Fahren. Das ist ja quasi die Paradedisziplin des Golf. Und auch beim aktuellen Testwagen zeigte sich, dass kaum ein Konkurrent einen derart guten Kompromiss aus Komfort und Fahrdynamik schafft wie der kompakte Wolfsburger. Zum ausgewogenen Fahrwerk gesellen sich eine präzise, rückmeldefreudige Lenkung, bissige Bremsen und eine angenehm leise Geräuschkulisse. Für Letztere sorgt neben der guten Dämmung vor allem der Motor. Beim Testwagen handelte es sich um einen 1,5 TSI mit 115 PS und 220 Nm, bei dem die Kraft über ein manuelles Sechsganggetriebe an die Vorderräder übertragen wird. Im Stadtverkehr würde man sich zwar hin und wieder eine Automatik (7-Gang-DSG optional erhältlich) wünschen, doch dank der präzisen Schaltung macht es Überland sogar richtig Freude, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ein weiterer Pluspunkt des Aggregats ist sein Verbrauch. Im Test haben wir von den rund 1.000 Kilometern rund 300 auf der Autobahn abgespult und trotzdem nur zwischen 5,3 und 5,6 Liter Super auf 100 km verbraucht. Vor einigen Jahren war das nur mit einem Diesel zu schaffen. 

Fazit

Der überarbeitete Golf zählt aktuell sicher zu den besten Vertretern der Kompaktklasse. Die größten Kritikpunkte wurden mit dem Facelift weitestgehend aus der Welt geschaffen und die positiven Eigenschaften beibehalten bzw. sogar noch einmal etwas verbessert. Optisch fallen die Neuerungen minimal aus. Wer genau hinsieht, erkennt die etwas dynamischer gezeichneten Scheinwerfer, die überarbeiteten Schürzen und die neue Grafik der Rückleuchten. Aufgrund des SUV-Booms und den starken Mitbewerbern wird es der Golf aber nicht leicht haben, seinen Spitzenplatz in den Verkaufscharts zu halten. Zu den härtesten Konkurrenten zählen u. a. Peugeot 308, Opel Astra, Ford Fokus, Kia Ceed, Toyota Corolla, Hyundai i30 oder der Plattformbruder Seat Leon. Preislich orientiert sich der Wolfsburger eher an BMW 1er, Audi A3 oder Mercedes A-Klasse. Als Rabbit bietet der Golf VIII jedoch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und dürfte somit auch weiterhin das beliebteste Sondermodell im VW-Universum bleiben.

www.volkswagen.at

Technische Daten VW Golf 1,5 TSI ACT Rabbit

  • Motor: Vierzylinder Turbobenziner (1.498 ccm)
  • Antrieb: manuelles 6-Gang-Getriebe/Front
  • Leistung: 85 kW (115 PS)
  • Drehmoment: 220 Nm
  • Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 9,9 Sek.; Vmax: 203 km/h
  • Normverbrauch: 5,5 Liter/100 km
  • Testverbrauch: 5,3 bis 5,6 Liter/100 km
  • Abmessungen: 4282/1789/1483 mm (L/B/H)
  • Radstand: 2.620 mm
  • Tankinhalt: 45 Liter
  • Kofferraum 381 bis 1.237 Liter
  • Leergewicht/Zuladung: 1.291/509 kg
  • Anhängelast (ungebremst/gebremst): 650/1300 kg
  • Preis: ab 26.990 Euro

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

Technische Daten VW Golf 1,5 TSI ACT Rabbit

  • Motor: Vierzylinder Turbobenziner (1.498 ccm)
  • Antrieb: manuelles 6-Gang-Getriebe/Front
  • Leistung: 85 kW (115 PS)
  • Drehmoment: 220 Nm
  • Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 9,9 Sek.; Vmax: 203 km/h
  • Normverbrauch: 5,5 Liter/100 km
  • Testverbrauch: 5,3 bis 5,6 Liter/100 km
  • Abmessungen: 4282/1789/1483 mm (L/B/H)
  • Radstand: 2.620 mm
  • Tankinhalt: 45 Liter
  • Kofferraum 381 bis 1.237 Liter
  • Leergewicht/Zuladung: 1.291/509 kg
  • Anhängelast (ungebremst/gebremst): 650/1300 kg
  • Preis: ab 26.990 Euro

leadersnet.TV