Othmar Karas will Nachfolger werden
Andreas Treichl tritt als Präsident des Forum Alpbach zurück

| Larissa Bilovits 
| 15.09.2024

Nach vier Jahren an der Spitze des internationalen Wirtschaftstreffens hört der Aufsichtsratsvorsitzende der Erste Stiftung in dieser Funktion auf. 

Vier Jahre lang fungierte Andreas Treichl als Präsident des European Forum Alpbach (EFA). Nun gab er seinen Rücktritt bekannt, will das Forum aber weiter beraten und unterstützen, wie das Forum Alpbach in einer Aussendung bekannt gab. Seinen Fokus will der 72-Jährige, der bereits einen Nachfolger vorschlug, auf die Weiterentwicklung der Erste Stiftung legen.

Treichl forcierte Neuausrichtung

Zu seinem Antritt 2020 läutete Treichl die Neuausrichtung des Forums ein, das seit 1945 agiert. "Die wesentlichen Aufgaben der Gegenwart lassen sich nicht mehr in einzelnen Branchen lösen", so der ehemalige Präsident. Sein Ziel war es, die besten Köpfen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Kunst mit Stipendiat:innen zu vernetzen und in einen offenen Austausch zu bringen. In Zuge dessen setzte er auch inhaltlich neue Schwerpunkte. Diese umfassten etwa den Klimawandel und dessen Folgen, Europas wirtschaftliche Souveränität und wie der notwendige Wandel finanziert werden kann. Zudem beschäftigte er sich intensiv mit der Stärkung der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie Europas Sicherheit.

Der Kernpunkt seines Programms war es, das Forum Alpbach internationaler zu machen und möglich viele Menschen auf dem Weg mitzunehmen. Um das zu verwirklichen, trieb er den Austausch zwischen verschiedensten Generationen, Branchen und politischen Ideologien voran.

Forum Alpbach 2024 für Treichl ein voller Erfolg

Dass Treichl in diesen vier Jahren viel erreichte, zeigte sich jüngst etwa beim Forum Alpbach 2024 (LEADERSNET berichtete), bei dem sich rund 4.300 Besucher:innen aus 108 Ländern einfanden, darunter 500 Stipendiat:innen aus aller Welt. Rund 500 Sessions mit innovativen Formaten wie Hikes – also beim Wandern stattfindende Diskussionen – fanden in diesem Jahr statt, wobei die Hälfte der Sprecher:innen beim Forum Alpbach Frauen waren. Großer Beliebtheit erfreuten sich zudem Seminare und Laboratories, in denen zu gezielten Fragestellungen mögliche Lösungen erarbeitet wurden. Dabei habe es ganz konkrete Ergebnisse gegeben, freut sich Treichl: "Manche wurden als Forderungen an die Politik formuliert, aus anderen wurden Initiativen speziell für junge Menschen." Auch einige Start-ups seien entstanden. "Wir sind dem Ziel, dass das EFA nicht nur zwei inspirierende Wochen im August bedeutet, sondern zu einer Einrichtung wird, die 365 Tage im Jahr wirkt, deutlich näher."

"Es ist ein ausgezeichneter Zeitpunkt, die Präsidentschaft zurückzulegen“

Auf die Frage, warum Treichl seine Präsidentschaft nun zurücklegt, antwortet er in der EFA-Aussendung, dass es schlichtweg ein ausgezeichneter Zeitpunkt sei. "Wir haben das Forum in den vergangenen Jahren erneuert und stärker inhaltlich ausgerichtet. Ich bin mir sicher, es wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle als Ideenschmiede für Europa spielen."

Treichl möchte sich nun wieder vollends der Erste Stiftung widmen, bei der er als Aufsichtsratsvorsitzender fungiert. "Wir dachten 2020, dass Europa vor großen Herausforderungen steht. Vier Jahre, einen Krieg und eine Inflationserfahrung später, sind diese Herausforderungen nicht geringer geworden, sondern größer, und sie betreffen dieses Mal auch den Mittelstand. Das ist eine Entwicklung, die uns als Stiftung neu fordert."

Othmar Karas als möglicher Nachfolger

Als Nachfolger wirft Treichl den Namen Othmar Karas in den Raum, der viele Jahre als Erste-Vizepräsident agierte. Er sei "einer der überzeugtesten Europäer, die ich kenne", so Treichl. Weiters verfüge Karas über ein außergewöhnliches Netzwerk und wisse, wie man die richtigen Menschen zusammenbringt. Außerdem lasse sich Karas "durch nichts darin beirren, Europa so zu gestalten, dass es eine hervorragende Zukunft hat".

Der vorgeschlagene Nachfolger und sein Team wollen sich für die Nachfolge bewerben, wenn sich die Generalversammlung des Forum Alpbach Ende Oktober zusammenfindet.

www.alpbach.org

Fotos vom EFA 2024 sehen Sie in unseren Galerien:

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV