Insolvenzverfahren in Wien
Immobilienentwickler legt Großpleite hin: 604 Millionen Euro Passiva

| Tobias Seifried 
| 23.07.2024

An die Signa-Insolvenzen kommt diese Pleite zwar nicht ganz heran, aber das Unternehmen ist immerhin an 44 Gesellschaften (mittelbar) beteiligt.

In der heimischen Immobilienbranche gibt es die nächste Großpleite. Wie der KSV1870 mitteilt, hat die Imfarr Beteiligungs GmbH am Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Der Kreditschutzverband geht von einer raschen Eröffnung aus. Die Insolvenz erinnert etwas an die Signa-Pleiten. Zum einen ist die Höhe der Passiva enorm, zum anderen ist der Immobilienentwickler an 44 Gesellschaften (mittelbar) beteiligt. Darüber hinaus agiert das Unternehmen nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland.

Passiva vom mehr als 600 Millionen Euro

Von der Pleite sind rund 18 Dienstnehmer:innen sowie rund 110 Gläubiger:innen betroffen. Die Passiva belaufen sich laut Imfarr auf rund 604 Millionen Euro. Laut dem KSV1870 stellen sich die Verbindlichkeiten im Wesentlichen wie folgt dar:

  • unbesicherte Bankverbindlichkeiten: ca. 27 Millionen Euro
  • unbesicherte sonstige Verbindlichkeiten: ca. 219 Millionen Euro
  • Eventualverbindlichkeiten: ca. 332 Millionen Euro
  • Anleiheverbindlichkeiten inkl. Zinsen: ca. 26 Millionen Euro

Insolvenzursachen

Die Gründe für die Insolvenz erinnern ebenfalls an Signa. Wie der Kreditschutzverband erfahren hat, wurde Imfarr von den aktuellen negativen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt besonders schwer getroffen. Die konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten hätten die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland vollständig zum Erliegen gebracht. Das unerwartet rasch gestiegene Zinsumfeld habe wiederum zu deutlich höheren Finanzierungskosten und gleichzeitig zu einer Reduktion der käuferseitigen Nachfrage für Immobilien geführt. Vor diesem Hintergrund konnten dem insolventen Unternehmen zufolge Projekte nicht im geplanten Umfang bzw. im geplanten Zeitrahmen umgesetzt und fertiggestellt werden bzw. Verkaufstransaktionen nicht finalisiert werden.

Sanierungsplan

Imfarr beabsichtigt die Fortführung und Sanierung des Unternehmens und bietet ihren Gläubiger:innen einen Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans, an. Die Finanzierung der Sanierungsplanquote soll durch die geordnete Verwertung des bestehenden Immobilienportfolios ermöglicht werden.

"Der vom Insolvenzgericht zu bestellende Insolvenzverwalter wird in den nächsten Wochen im Detail zu prüfen haben, ob die Sanierungsbestrebungen der Schuldnerin aufrechterhalten werden können", so David Schlepnik vom KSV1870.

www.ksv.at

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