Technologie hat enormes Potenzial
"Ich appelliere an alle Unternehmer, sich rasch mit 'Generativer KI' auseinanderzusetzen"

| Tobias Seifried 
| 21.07.2024

"Generative KI" kann laut einer aktuellen Studie die österreichische Wirtschaftsleistung um bis zu 40 Milliarden (!) Euro steigern. Die Google Austria-Chefin empfiehlt auch allen Einzelpersonen, Möglichkeiten zum digitalen Upskilling in diesem Bereich wahrzunehmen, um arbeitstechnisch nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Google und die Implement Consulting Group (Implement) haben die Studie "Die wirtschaftlichen Möglichkeiten von KI in Österreich" durchgeführt und nun deren Ergebnisse veröffentlicht. Laut diesen spielt Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes. Die zentrale Aussage der Analyse lautet, dass das jährliche österreichische Bruttoinlandsprodukt durch den Einsatz generativer KI-Modelle in zehn Jahren um 35 bis 40 Milliarden Euro gesteigert werden könne. Das entspreche einem Anstieg von acht Prozent. Ob sich in der Bevölkerung dadurch die derzeitige große Skepsis gegenüber der Technologie (LEADERSNET berichtete) ausräumen lässt, bleibt abzuwarten.

Studienautor Martin H. Thelle von der Implement Consulting Group betont jedenfalls das große Potenzial von KI für die österreichische Wirtschaft und empfiehlt, die Frage der Finanzierung von KI sowie messbare Ziele in Österreich stärker in Fokus zu setzen: "Österreich kann sich im europäischen Raum mit den anderen Ländern vergleichen. Auf globaler Ebene kann das Land jedoch nicht mit den Top-Playern, wie den USA, mithalten. Ich würde empfehlen, dass Österreich auf die Zusammenarbeit mit anderen EU-Ländern setzt und sich für Initiativen auf europäischer Ebene engagiert - insbesondere bei F&E-Investitionen, Regulierung und digitaler Infrastruktur." Aufholbedarf habe Österreich laut dem Experten in den Bereichen Ausbildung, Forschung und Entwicklung, gut schneide es hingegen im internationalen Vergleich bei 'Data Governance & Trust' ab.

Wirtschaftliche Potenziale von KI

Das Potenzial von Künstlicher Intelligenz für die Wertschöpfung ergebe sich laut Implement Consulting vor allem durch eine höhere Produktivität bei 62 Prozent der österreichischen Arbeitskräfte, die durch den Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz ihre Tätigkeiten effizienter ausführen könnten. Ein zweiter Effekt resultiere aus neuen Jobs für jene sieben Prozent des Arbeitsmarktes, deren Tätigkeiten künftig zu großen Teilen durch KI ausgeführt werden können. In der Spitze könnte der jährliche Produktivitätsgewinn durch generative KI für die österreichische Wirtschaft bei 1,4 Prozent liegen, so die Ergebnisse der Studie. Voraussetzung hierfür sei ein breiter Einsatz von KI in der österreichischen Wirtschaft. Die Studienautor:innen gehen davon aus, dass dank generativer KI das künftige Wirtschaftswachstum Österreichs die derzeitigen BIP-Prognosen übertreffen könnte. Untermauert werden sie mit dieser Einschätzung von großen Banken, die bereits jetzt die Wachstumsprognosen ab dem Jahr 2028 für den Euroraum anheben.

Maimuna Mosser, Country Director von Google Austria, verweist ebenfalls auf das große Potenzial und hat deshalb einen klaren Appell: "Generative KI hilft Unternehmen, effizienter zu arbeiten, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. Google ist nicht nur Vorreiter beim Einsatz generativer KI, sondern bietet auch ein umfassendes Weiterbildungsprogramm dazu an - im Rahmen der Zukunftswerkstatt Österreich. Mit unseren vielfältigen Weiterbildungsangeboten erreichen wir jährlich mehr als 25.000 Menschen österreichweit. Seit kurzem bieten wir in Österreich das neue 'KI Grundlagen' Zertifikat an, zudem startet Ende des Monats unsere 'Summer Academy' mit zahlreichen praxisnahen und kostenlosen KI-Schulungen. Ich appelliere an uns alle, diese Möglichkeiten zum digitalen Upskilling gerade im Bereich KI wahrzunehmen, sowie an alle Unternehmer:innen, sich rasch mit dieser Technologie auseinanderzusetzen - sie ist ein Paradigmenwechsel."

KI in Unternehmen

Doch wie sieht es diesbezüglich hierzulande derzeit eigentlich aus? 2023 haben laut eigenen Anganben elf Prozent der Unternehmen in Österreich mindestens ein KI-Tool eingesetzt, wobei es eine große Kluft zwischen großen Unternehmen und KMUs gibt. 35 Prozent der österreichischen Großunternehmen haben bereits 2023 KI eingeführt. Bei den KMUs sind es nur zehn Prozent. Dennoch planen 45 Prozent der Unternehmen, in den nächsten fünf Jahren in Künstliche Intelligenz zu investieren. Rund ein Drittel der österreichischen Unternehmen erwartet durch den Einsatz von generativer KI einen signifikanten Produktivitätsschub.

Diese für Österreich erfassten Kennzahlen würden zwar auf zahlreiche erste Schritte hinweisen, die vollständige Integration von KI-Tools in Unternehmensprozesse befinde sich allerdings noch am Anfang. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) der österreichischen Unternehmen geben Sicherheitsbedenken als Hindernis für die Einführung von KI an. 31 Prozent sagen, dass sie verbesserte digitale Fähigkeiten benötigen, um das volle Potenzial von KI nutzen zu können.

Auswirkung auf Arbeitsplätze

Der Einsatz von generativer KI bewirkt auch laut dieser Studie teils gravierende Veränderungen in der Arbeitswelt, die ja vor allem für die eingangs erwähnte Skepsis bei Arbeitnehmer:innen verantwortlich sind. Wie Implement errechnet, würden die Tätigkeiten von 2,8 Millionen Menschen durch Künstliche Intelligenz erweitert und somit produktiver. Das entspricht 62 Prozent der insgesamt 4,5 Millionen Arbeitsplätze in Österreich. Rund sieben Prozent der Beschäftigten müssten damit rechnen, dass KI künftig einen großen Teil ihrer Tätigkeiten ausführen kann. Für 1,4 Millionen Arbeitende (31 Prozent) werden dagegen keine größeren Auswirkungen durch generative KI erwartet - darunter manuelle Arbeiten, zum Beispiel Bau- und Reinigungsarbeiten oder Jobs im Pflegebereich und der Gastronomie.

Produktivitätssteigerung durch KI

Generative KI besitze den Studienautor:innen zufolge die Fähigkeit, die Produktivität in allen Sektoren zu erhöhen, und das sei für ein Land wie Österreich von Bedeutung. Denn in den vergangenen zwei Jahrzehnten habe das allgemeine Wachstum der Arbeitsproduktivität in Österreich eine Verlangsamung erfahren: Von etwa zwei Prozent pro Jahr auf wenig bis gar kein Produktivitätswachstum. 75 Prozent des wirtschaftlichen Potenzials der generativen KI liegen demnach im Dienstleistungssektor – darunter fallen der Handels-, Tourismus- und Finanzsektor sowie die öffentliche Verwaltung.

KI als Lösung großer gesellschaftlicher Fragen?

Neben der Wirtschaft könnten KI-Anwendungen laut der Studie auch in anderen Bereichen für Fortschritte sorgen. Demnach könnten beispielsweise durch deren Einsatz Probleme, die in ganz Europa auftreten, bekämpft und eingedämmt werden. Dazu würden etwa Klimaprobleme oder Schwierigkeiten im Gesundheitswesen zählen. Außer Frage steht, dass KI-Tools rasch Daten analysieren, Vorhersagen treffen und durch Simulationen Szenarien bewerten können. Ein Beispiel dafür sei Googles Wildfire Boundary Map: Dieses Tool analysiert Satelliten-Daten in Echtzeit, womit aktuelle Informationen zu Bränden bereitgestellt werden. Durch die laufende Aktualisierung der Daten – etwa von lokalen Behörden – soll sich die Genauigkeit kontinuierlich verbessern.

Steigende Lebenserwartung und der damit einhergehende Pflege-Bedarf sind in Österreich zentrale Themen: Hier könnte durch KI-Anwendungen die Administration im Gesundheitswesen optimiert und effizienter gestaltet werden. Dazu zählen unter anderem Fernkonsultationen von Ärzt:innen. Zudem können medizinische Fachkräfte mithilfe von KI-Tools Diagnosen präziser und rascher treffen, heißt es abschließend.

www.google.at

www.implementconsultinggroup.com

Über die Studie

Die Studie wurde von der Implement Consulting Group (Implement) im Juli 2024 im Auftrag von Google durchgeführt. Alle Informationen in diesem Bericht stammen demnach aus der Analyse von Implement unter Verwendung von geschützten und öffentlich zugänglichen Informationen oder wurden von Implement geschätzt.

Google hat laut eigenen Angaben weder Unternehmensdaten zur Verfügung gestellt noch Schätzungen in diesem Bericht befürwortet. Die Autor:innen sind Martin H. Thelle, Anders Thor Lundber, Bodil Emilie Hovmand, Hans Henrik Woltmann, Laura Virtanen, Nikolaj Tranholm-Mikkelsen, Sofie Tram Pedersen, Alexander Jagd Oure.

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Über die Studie

Die Studie wurde von der Implement Consulting Group (Implement) im Juli 2024 im Auftrag von Google durchgeführt. Alle Informationen in diesem Bericht stammen demnach aus der Analyse von Implement unter Verwendung von geschützten und öffentlich zugänglichen Informationen oder wurden von Implement geschätzt.

Google hat laut eigenen Angaben weder Unternehmensdaten zur Verfügung gestellt noch Schätzungen in diesem Bericht befürwortet. Die Autor:innen sind Martin H. Thelle, Anders Thor Lundber, Bodil Emilie Hovmand, Hans Henrik Woltmann, Laura Virtanen, Nikolaj Tranholm-Mikkelsen, Sofie Tram Pedersen, Alexander Jagd Oure.

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