Zwischenbilanz der Wiener Börse
Diese heimischen Aktien performten im ersten Halbjahr am stärksten

| Tobias Seifried 
| 15.07.2024

Die Wiener Börse verzeichnete in den ersten sechs Monaten eine Aufwärtsbewegung. CEO Christoph Boschan verweist auf eine hohe Dividendenrendite und fordert eine kapitalmarktorientierte Altersvorsorge. Unter den fünf meistgehandelten österreichischen Titel befindet sich keiner der Top-Performer.

An der Wiener Börse ging es im ersten Halbjahr 2024 nach oben. Vor allem die Entwicklung des ATX Total Return hat in den ersten sechs Monaten stark angezogen: Der nationale Leitindex mit Berücksichtigung der Dividenden erreichte ein neues Allzeithoch. Die Aktienumsätze seien ebenfalls gestiegen und bei den Anleihen-Listings nehme der heimische Handelsplatz weiterhin eine Sonderstellung ein, so die Wiener Börse. Hier sei sogar das historisch stärkste erste Halbjahr verbucht worden. 

Mit der Entwicklung des nationalen Leitindex zeigt man sich jedenfalls zufrieden. Der ATX Total Return (inklusive Dividenden) gewann im Jahresvergleich zum Stichtag 10,17 Prozent (ATX ohne Dividenden: 5,08 Prozent) dazu und sah 2024 bereits mehrere neue Bestwerte, die den bisherigen Höchststand vom 9. Februar 2022 (8.251,98 Punkte) übertrafen. Das jüngste Allzeithoch wurde am 21. Mai mit 8.566,58 Punkten erreicht. Mit seiner Performance überholt der ATX TR den Angaben zufolge u.a. den deutschen DAX (+ 8,86 Prozent), der ebenfalls die Dividenden inkludiert.

Top-Performer und Dividendenrendite

Die Marktkapitalisierung aller in Wien gelisteten Unternehmen belief sich den offiziellen Angaben zufolge Ende Juni 2024 auf 130,21 Milliarden Euro. Die stärkste Performance im ATX Prime legten in der ersten Jahreshälfte folgende fünf Unternehmen vor:

  1. S IMMO (+76 Prozent),
  2. Addiko Bank (+49,81 Prozent)
  3. FACC (+38,94 Prozent)
  4. Do&Co (+23,51 Prozent)
  5. Bawag Group (+23,18 Prozent)

"Die Realität der Anleger:innen wird nur unter Einbezug der Dividenden vollständig abgebildet. In dieser Hinsicht hat sich der österreichische Markt trotz anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten gut entwickelt und bewegt sich auf Rekordniveau. Die durchschnittliche Dividendenrendite in Österreich liegt bei 5,7 Prozent. Das untermauert die Resilienz und Dividendenstärke der österreichischen Leitbetriebe, die traditionell hohe Gewinnausschüttungen tätigen und damit für internationale Investorinnen und Investoren sehr attraktiv sind", sagt Börse-CEO Christoph Boschan.

ATX Performance HJ 2024

Anleihen-Listings

Weiter auf Wachstumskurs befinden sich laut der Wiener Börse die Anleihen-Listings im Vienna MTF. Bis 28. Juni wurden 6.116 neue Schuldverschreibungen in Wien gelistet, so viele wie noch nie zu vor in der ersten Hälfte eines Jahres. Der heimische Handelsplatz würde damit seine Position als einer von Europas aktivsten Anleihen-Listingplätzen unterstreichen. Aktuell betreut man über 1.000 aktive Anleihen-Emittenten aus 39 Ländern mit einem Gesamtvolumen von rund 800 Milliarden Euro.

Emittenten mit ESG-Fokus gewinnen weiter an Bedeutung. Im ersten Halbjahr 2024 haben u.a. die UniCredit Bank Austria mit 750 Millionen Euro sowie der heimische Energieversorger Verbund mit 500 Millionen Euro grüne Anleihen platziert. Diese sind im speziell für nachhaltige Anleihen konzipierten Vienna ESG Segment enthalten, das derzeit mehr als 100 Listings mit einem Volumen von rund 27,5 Milliarden Euro zählt. 

Eine Neuerung ist, dass österreichischen Bundesanleihen seit März ganztägig an der Wiener Börse handelbar sind. Davon würden vor allem Privatanleger:innen profitieren.

Aktienumsätze und meistgehandelte Titel

Nicht ganz so rosig sah es in den ersten sechs Monaten bei der Handelsaktivität und den Handelsvolumina aus. Sie befanden sich auf gedämpftem Niveau. Hier befindet sich die Wiener Börse jedoch in guter Gesellschaft, denn an den meisten europäischen Handelsplätzen sah es nicht anders aus. Im zweiten Quartal verzeichneten die Aktienumsätze verglichen zum Vorjahr jedoch ein Wachstum, im April lagen sie bei 5,21 Milliarden Euro (2023: 3,83 Milliarden Euro), im Mai bei 5,10 Milliarden Euro (2023: 4,52 Milliarden Euro) und im Juni bei 6,37 Milliarden Euro (2023: 4,55 Milliarden Euro). Der durchschnittliche monatliche Aktienumsatz belief sich im ersten Halbjahr auf 5,16 Milliarden Euro (2023: 5 Milliarden Euro).

Die stärksten Handelstage in den ersten beiden Quartalen waren der 15. März (813 Millionen Euro) der 31. Mai (553 Millionen Euro) sowie der 21. Juni (802 Millionen Euro) und die meistgehandelten österreichischen Titel waren per Stichtag (28. Juni):

  1. Erste Group Bank: 5,1 Milliarden Euro
  2. OMV: 4,4 Milliarden Euro
  3. Verbund: 2,8 Milliarden Euro
  4. Wienerberger: 2,7 Milliarden Euro 
  5. CA Immobilien Anlagen: 2,4 Milliarden Euro

Ruf nach kapitalmarktorientierter Altersvorsorge

"Um die Liquidität der europäischen Kapitalmärkte nachhaltig zu erhöhen, braucht es den politischen Willen, substanzielle Kapitalsammelstellen zu schaffen. Beispielsweise sollten Pensionsfonds stärker in börsennotierten Unternehmen investieren. Eine kapitalmarktorientierte Altersvorsorge macht sehr viel Sinn, das zeigen mehrere europäische Länder. Diesen Schritt sollte auch Österreich setzen", fordert Boschan.

www.wienerborse.at

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