Interview Stefan Wailand
"Die Veränderung muss einem als Unternehmen bewusst sein"

Im LEADERSNET-Interview spricht Datenpol-GF Stefan Wailand unter anderem über die Digitalisierung, welche Schwierigkeiten, aber auch Chancen sie mit sich bringt, warum Veränderung nicht jedem gelingt und weshalb sich das Unternehmen auf den österreichischen Markt konzentriert.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Wailand. Sie sind der Geschäftsführer von Datenpol. Was steckt hinter dieser Marke? Und was machen Sie genau?

Stefan Wailand: Wir digitalisieren die österreichischen KMUs oder Prozesse in Konzernen und setzen bei unserer Arbeit auf Odoo, die modernste Management Software der Welt. Wir digitalisieren mit Leidenschaft - einer Leidenschaft, die wir alle aus Sport kennen – daher sind wir stolzer Partner von Admira Wacker. Wir digitalisieren mit Herzblut.

LEADERSNET: Würden Sie sagen, dass die Disziplin des Sports Vorbild für die Wirtschaft ist?

Wailand: Auf jeden Fall. Am Platz macht jeder einzelne Spieler den Unterschied aus. Die Wirtschaft und eigentlich jedes Projektteam können sich das zum Vorbild nehmen.

LEADERSNET: Sie helfen Firmen bei der digitalen Transformation. Was genau versteht man unter dieser "Digitalisierung"?

Wailand: Laut Statistik setzen KMU im Durchschnitt 14 unterschiedliche IT-Systeme ein. Das ist zu viel, um von einem digitalen, geschlossenen Prozess zu sprechen. Reden wir von Digitalisierung, dann meinen wir zum Beispiel einen End-to-End-Prozess, der digitalisiert wird. Nehmen wir das Beispiel "Order to Cash", also vom Angebot zum Kunden. Wenn der Prozess von der Auftragserfassung, Auslieferung der Ware, Rechnungslegung bis zum Erhalt des Geldes am Konto, ohne Systembrüche oder Abbrüche passiert, dann sagen wir, dieser Prozess ist digital.

LEADERSNET: Wie geht Datenpol dabei vor? Bekommt jede:r Kund:in eine:n persönliche:n Berater:in?

Wailand: Wir sind an zwei Standorten vertreten, in Wien und in Linz, und haben knapp 40 Mitarbeiter. In aller Regel ist es in der Projektarbeit so, dass man einen dezidierten Mitarbeiter oder bei größeren Projekten ein dezidiertes Projektteam zur Seite gestellt bekommt, dass Kunden von der Analyse "Wo stehe ich überhaupt?" zur gemeinsamen Zieldefinition "Wo möchte ich hin?" und mithilfe von Best Practice Ansätzen berät. Digitalisierung schafft man nicht an einem Tag. Deswegen gilt, die einzelnen Etappen so vernünftig herunterzubrechen, dass sie für die ganze Unternehmensstruktur machbar sind.

LEADERSNET: Im Groben gibt es also mehrere Etappen beim Digitalisierungsprozess. Können Sie diese kurz erklären?

Wailand: Zunächst einmal ist festzuhalten, wo das Unternehmen steht. Sprich: Gibt es erste Systeme oder Prozesse, die gut funktionieren oder muss von Grund weg neu begonnen werden? Das sollte einen guten Überblick verschaffen und helfen, realistisch zu betrachten, wie schnell ich Erfolge feiern kann. Das Zweite sind die Veränderungen. Sie kosten viel Energie. Hier gibt es aber auch viele Quickwins, die man erzielen kann. Also erste schnelle Hilfe, um dort Fortschritte zu machen. Es wird auch Dinge geben, die weiter hinten im Projekt anstehen. Zu einem Zeitpunkt, ab dem man dann wirklich zum digitalen Champion reift.

LEADERSNET: Es stellen sich die Fragen, inwieweit eine Firma überhaupt digitalisiert werden kann und wie zeitgemäß diese Geschäftsmodelle sind. Ist das nicht eigentlich eine Tätigkeit, die ein Prozessoptimierer macht und nicht der Digitalisierer?

Wailand: Wir sind keine Spezialisten im Optimieren von Prozessen. Wir raten davon ab, bestehende Prozesse zu digitalisieren, da das nur in den wenigsten Fällen gelingt. Sich selbst einmal die neuen Wege anzusehen, dafür braucht es auch noch keinen Prozessexperten. Das schaffen Unternehmen auch mit Neugier und Interesse.

LEADERSNET: Haben Sie dafür ein Beispiel?

Wailand: Nehmen wir das Beispiel Online-Shop. Es könnte eine Prozessverbesserung in der digitalen Welt sein, dass nicht mehr die Außendienstmitarbeitenden die Kunden anfahren, sondern die Kunden selbst über mein Onlineportal bestellen, dort die eigenen Preise beziehen sowie ihre Lieferkonditionen und Einblicke in Lagerstände erhalten.

LEADERSNET: Ist es nicht aber so, dass oftmals Menschen Schwierigkeiten mit Veränderungen haben?

Wailand: Natürlich. Es gibt veränderungsresistente Personen, aber es gibt auch Menschen, die Veränderungen gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Es liegt entscheidend am Management, an der Führung und der Unternehmenskultur, diese Prozesse zu gestalten, zu begleiten und auch mit Change Management zu unterstützen. Also die Veränderung muss einem bewusst sein als Unternehmen. Sie kostet Kraft, Energie und bringt aber auch viel Freude.

LEADERSNET: Bieten Sie das Change Management auch an oder wird das extern abgewickelt?

Wailand: Wir haben Best Practice Ansätze, wie man einen Prozess mit Change Management begleitet. Generell bieten wir Change Management in Form von Best Practise Beratung mit an, da alle unsere Consultants tagtäglich Erfahrungen mit Veränderungsprozessen machen und einschätzen können, ob ein Unternehmen gut aufgestellt ist oder vielleicht doch einen externen Partner benötigt, der sie dahin gehend erfolgreich unterstützt.

LEADERSNET: An wen richtet sich Ihr Angebot? Ist es auf Österreich begrenzt oder gilt es für ganz Europa?

Wailand: Wir haben die klare Zielsetzung KMU in Österreich, weil es hierzulande aufgrund unserer Thematik ERP, also von Angebotslegung bis zur Buchhaltung, sehr viel Spezial Know-How für den österreichischen Markt benötigt.

LEADERSNET: Wo steht Österreich Ihrer Meinung nach derzeit in der Digitalisierungsquote?

Wailand: Es gibt ein paar wenige Prozent, die ich als hoch digitalisiert einschätze. Ansonsten gibt es ein breites Feld von Firmen, die damit begonnen haben, aber noch nicht so recht wissen, wie ihnen diese Veränderung richtig gelingt. Und es gibt einen kleinen, sehr resistenten Teil, der überzeugt ist, auch ohne Digitalisierung auszukommen.

LEADERSNET: Haben Sie ein paar Beispiele, wo Sie besonders erfolgreich digitalisiert haben?

Wailand: Ganz sicher sind es Dienstleistungsunternehmen, die enorm von der Digitalisierung profitieren. Projektpläne, Zeiterfassung und Rechnungen waren früher noch auf Papier, nun ist alles digital. Dadurch gewinnen Unternehmen Ausfallsicherheit und erhöhen ihre Effizienz.

LEADERSNET: Bezüglich Digitalisierung. Was denken Sie, wo geht die Reise hin? Werden wir irgendwann einmal alle remote aus aller Welt arbeiten können oder wird sich das nicht abspielen?

Wailand: Was jedenfalls sein wird, ist, dass man die Routinetätigkeiten ablegen wird. Das werden Maschinen übernehmen, siehe beispielsweise Amazon Alexa (Anm. Sprachassistentin), und uns so freimachen für kreative Prozesse, wie gestalten oder netzwerken.

Das gesamte Interview hören Sie im LEADERSNET-Podcast.

 

www.datenpol.at

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